Steinhoff kommt weiter unter Druck - in doppelter Hinsicht!

Bei der Steinhoff Aktie bleibt es ein Wechselbad der Gefühle. Jüngst hat der krisengeschüttelte MDAX-Konzern aus den Niederlanden einerseits Fortschritte gemacht. Tochterkonzerne konnten neue Finanzierungen abschließen, die finanzielle Engpässe abmildern, Steinhoff selbst sich einen ersten neuen Kredit sichern, seitdem man die Bilanzprobleme einräumen musste und der Skandal ins Rollen kam. Mit Beteiligungsverkäufen konnte das Unternehmen, dessen operative Zentrale in Südafrika liegt, dringend benötigte Liquidtät sichern und sogar erste Schuldentilgungen angehen - wir berichteten.
Alles gut also? Bei Weitem nicht! Trotz der Fortschritte bleibt die Finanzlage bei Steinhoff prekär und von hohen Verbindlichkeiten geprägt, was Risiken bringt. Verlieren die Banken das Vertrauen, wird es schwierig für den Möbel- und Retailkonzern, der sich zuletzt vor allem bei Private-Equity-Firmen Gelder holen konnte. Das heutige zweite Treffen von Steinhoff mit Gläubigern in London wird daher an Bedeutung kaum zu unterschätzen sein für die weitere Sanierung der angeschlagenen Gesellschaft. Abzuwarten bleibt, wann Steinhoff endlich die Details zum Bilanzskandal bekannt gibt, auf die die Börse seit Anfang Dezember wartet. Bisher tappt man weitgehend im Dunkeln, was Art und Umfang des Skandals angeht.
Zudem gerät Steinhoff von zwei Seiten unter Druck: Zum einen bereiten die als wenig zimperlich bekannten Gewerkschaftsorganisationen in Südafrika rechtliche Schritte gegen den MDAX-Konzern vor, der ohnehin vor diversen Gerichten um wichtige Urteile ringt - so zum Beispiel in Amsterdam, wo ein Streit um Anteile an europäischen Aktivitäten tobt und eine Entscheidung sich zuletzt erneut vertagt hat. Zum anderen kommt die Steinhoff Aktie trotz der jüngsten Fortschritte in der Sanierung nicht wirklich vom Fleck, fiel nach einer Erholungsbewegung von 0,248 Euro auf 0,613 Euro zuletzt wieder zurück. Abzuwarten bleibt, ob eine kleine Trading-Unterstützung um 0,467/0,474 Euro verteidigt werden kann, die gestern kurzfristig unterschritten wurde.
Weiter fallende Aktienkurse würden die Situation für Steinhoff nicht gerade vereinfachen und zudem ein Ausdruck, dass die Börse weiter skeptisch zum Sanierungserfolg ist - auch weil völlig unklar ist, in welche Richtung es gehen könnte. Den Anteilseignern droht vor allem eine mögliche massive Verwässerung ihrer Anteile durch einen eventuelle „Tausch” von Schulden in Eigenkapital - dann würden die Gläubiger des hoch verschuldeten Unternehmens bei Steinhoff das Ruder übernehmen.