Steinhoff: Tag der Überraschungen!
Der gestrige Handel lief bei der Steinhoff Aktie nicht ohne Überraschungen ab. Dabei war die wichtigste Überraschung, dass die Börse gestern relativ uninteressiert auf die Meldung des MDAX-Konzerns, mit Schuldensenkungen zu beginnen, reagiert hat. Kurse zwischen 0,492 Euro und knapp 0,52 Euro wurden im Tagesverlauf verzeichnet - eine sehr kleine Handelsspanne für einen Titel, bei dem in der Zeit seit Dezember 2017 jede Nachricht für hohe Volatilität gesorgt hat - da räumte Steinhoff ein, dass es bei der Bilanz zu Manipulationen gekommen ist, die man untersuche.
Die gestrige Reaktion auf Steinhoffs Meldung zeigt aber auch die Unsicherheiten um dem Konzern, bei dem im Zuge des Bilanzskandals immer noch weit mehr Unklarheiten als Klarheiten herrschen und bei dem vor allem große Investoren weiter die Finger von den Anteilscheinen lassen. Nicht nur bei Institutionellen herrscht große Vorsicht: Dass mit Conforama sich das nächste Tochterunternehmen über eine neue Finanzierung unabhängiger vom Mutterkonzern macht, hat System. In den Zentralen der Töchter misstraut man dem weiter herrschenden Chaos in der südafrikanischen Zentrale auch nach den Fortschritten, die zuletzt gemacht wurden, und sucht sich deshalb auf eigene Faust neue Geldgeber, um aus den engen Bindungen zu Steinhoff herauszukommen.
Private Equity positioniert sich an Steinhoffs Fleischtöpfen
Für Aufsehen sorgte dabei zuletzt vor allem der Finanzierungsdeal von Pepkor Europe, die vor allem mit der britischen Discounterkette Poundland bekannt ist. Das Unternehmen gilt als heißer Kandidat für einen Verkauf durch Steinhoff, wir berichteten. Der „Fall Poundland” zeigt ein weiteres Risiko, das in den vielen Berichten rund um Steinhoff oft zu kurz kommt: Schon jetzt haben sich reihenweise große Private-Equity-Investoren rund um Steinhoffs Fleischtöpfe positioniert, die von Steinhoffs Sanierungsversuchen zu profitieren versuchen. Bei Poundland sollen zahlreiche Investoren Schlange stehen, die nur darauf warten, dass der MDAX-Konzern sich unter dem weiter herrschenden hohen finanziellen Druck von Poundland trennen muss. Dazu passt auch eine Meldung vom Donnerstagmorgen: Die österreichische „Die Presse” berichtet, dass die Raiffeisenbank von diversen Forderungen an Steinhoff trenne, unter anderem Schuldscheine.
Das Bild wird runder: Schon länger ist zu hören, dass sich hoch risikobereite professionelle Adressen in die diversen Schuld- und Kreditforderungen an die hoch verschuldete Steinhoff einkaufen sollen. Bestätigt ist das zwar offiziell nicht, wäre aber auch nicht besonders überraschend. Hier scheinen einige Adressen auf eine Sanierung des Konzerns per Umwandlung von Schulden in Eigenkapital durch Ausgabe neuer Steinhoff Aktien zu setzen. Was für den niederländisch-südafrikanischen Konzern positiv wäre, wäre für die vielen Spekulanten, die jetzt schon auf hohe Kursgewinne im Sanierungsfall setzen, fatal: Ihre Anteile würden massiv verwässert durch eine hohe Zahl neu ausgegebener Aktien, mit denen die Schulden dann per „debt-for-Equity-swap” getilgt werden. Der Anteil am Kuchen würde, je nach Höhe der Verwässerung, auf Bruchteile schrumpfen. Steinhoffs Verschuldung übersteigt den Börsenwert bei Weitem, entsprechend groß könnten Verwässerungen ausfallen.