Steinhoff Aktie: Die Tage der Wahrheit nahen!
Die Steinhoff Aktie kann sich am frühen Montagmorgen nach ihrer jüngsten Erholungsbewegung auf dem wieder erhöhten Niveau halten. Aktuelle Indikationen am heutigen Morgen liegen im Tradegate-Handel um 0,61/0,62 Euro. Den XETRA-Handel an der Frankfurter Börse hat die Steinhoff Aktie am Freitag bei 0,597 Euro mit 6,53 Prozent im Plus beendet, erreichte am Freitag aber in der Spitze Kurse oberhalb von 0,61 Euro - damit auf dem aktuellen Niveau. Charttechnisch bleibt der Hinweis auf kleinere Hindernisse spätestens um 0,65/0,66 Euro und um 0,69/0,71 Euro sowie eine erste kleine Unterstützung um 0,57/0,58 Euro vorhanden, wenngleich die Charttechnik derzeit aufgrund der enorm unsicheren Gesamtlage rund um das Unternehmen mit großer Vorsicht zu genießen ist.
Derweil scheint Steinhoff alles zu Geld machen zu wollen, was nicht unbedingt im Konzern verbleiben muss. Das erstaunt nicht besonders, denn zuletzt gab es trotz einzelner Fortschritte bei der Stabilisierung der Liquidität des krisengeschüttelten Konzerns noch keine Entwarnung. Steinhoff bleibt dringend darauf angewiesen, dass die Banken mitspielen und weist selbst auf weiter vorhandenen erheblichen Liquiditätsbedarf in einigen operativen Bereichen hin. Offen ist, wie weit derzeit die Pläne der wichtigen Tochter STAR vorangetrieben werden konnten, einen Kredit der Muttergesellschaft Steinhoff über rund eine Milliarde Euro zu refinanzieren und zurückzuzahlen. Noch halten die Banken still und zuletzt konnten Steinhoffs Tochtergesellschaften wie zum Beispiel Poundland immerhin mit guten Zahlen aus dem Weihnachtsgeschäft und Refinanzierungen gute Nachrichten produzieren - wir berichteten. Poundland gilt als möglicher Kandidat für einen Verkauf, mit einem solchen Verkaufserlös müsste Steinhoff dann Liquiditäts- und Bilanzlöcher stopfen.
Noch immer ist unklar, wie groß der Bilanzskandal tatsächlich ausfällt. Bisher genannte Beträge im mittleren einstelligen Milliardenbereich müssen mit höchster Vorsicht genossen werden, Bilanzen bis zurück ins Jahr 2015 müssen, Stand heute, berichtigt werden, weitere Jahre könnten betroffen sein. Steinhoff wird bald Farbe bekennen und detaillierte Zahlen und Informationen vorlegen müssen. Zudem erwartet der Konzern in den kommenden Tagen noch ein wichtiges Gerichtsurteil im Amsterdam: Bis spätestens zum 22. Januar will das dortige Berufungsgericht eine Entscheidung im Streit des MDAX-Konzerns mit einem früheren Geschäftspartner um europäische Aktivitäten treffen. Es sind Tage der Wahrheit für das Unternehmen, die nahen.
Steinhoff: „Alles muss raus”
Derweil mehren sich die Berichte über aus der Not geborene Assetverkäufe des niederländisch-südafrikanischen Konzerns. Steinhoff hat in Österreich einen Flagshipstore verkauft, um die liquiden Mittel zu verbessern. Das melden österreichische Medien. In Österreich gehören Kika/Leiner zum angeschlagenen Möbelkonzern. Kurz vor dem Jahresende hat Steinhoff den Flagshipstore von Leiner an der Mariahilfer Straße in Wien verkauft. Käufer ist laut Medieninformationen Rene Benko. Zum Verkaufspreis und den weiteren Details gibt es keine Angaben. Ein interessantes Detail, das zeigt, wie knapp es derzeit bei Steinhoff zugeht: Angeblich haben die Mitarbeiter der Gesellschaft in Österreich ihr Geld für Dezember mit einer leichten Verspätung erhalten. Die Auswirkungen des Bilanzskandals rund um Steinhoff sorgen auch die Lieferanten. Diesen wird von Branchenkennern empfohlen, nicht unbesichert zu liefern. Anzahlungen von Kunden werden laut Unternehmen auf einem Treuhandkonto verwaltet.
Die im MDAX notierte Gesellschaft will sich zudem von einem Privatflugzeug trennen. Die 2006 Gulfstream G550 wurde im vergangenen Jahr angeschafft. Der Kaufpreis für das 16 Passagiere fassende Flugzeug lag laut südafrikanischen Medien bei rund 25 Millionen Dollar. Der auch für Langstreckenflüge geeignete Privatjet soll nun veräußert werden, um frisches Geld in die Kasse zu bekommen. Steinhoff bestätigt dies gegenüber Medien, will sich zu der Angelegenheit aber nicht weiter äußern. Angeblich laufen aber schon Gespräche mit einem möglichen Kaufinteressenten.