China - Außenhandel: Erfreuliche Momentaufnahme! - Nord LB Kolumne
Chinas Außenhandel konnte heute früh mit unerwartet starken Zahlen überraschen. So meldeten die chinesischen Zollbehörden bei den Januar-Exporten (in USD-Notierung) einen Zuwachs von 7,9% Y/Y. Die entsprechenden Einfuhren legten im gleichen Berichtsmonat sogar um 16,7% Y/Y zu. Auch wenn wir allein schon aufgrund der kalendarischen Sondereffekte im Kontext der Feierlichkeiten zum chinesischen Neujahrsfest mit Zuwächsen sowohl bei den Ex- als auch bei den Importen gerechnet haben, kann heute ganz klar von einer positiven Überraschung gesprochen werden.
Die Ausfuhren aus dem Reich der Mitte dürften eine erhebliche Unterstützung vom Renminbi erfahren haben. Die chinesische Währung befindet sich spätestens seit dem abrupten Richtungswechsel in Pekings Wechselkurspolitik im August 2015 auf einem durch die Währungshüter kontrolliertem Abwertungskurs gegenüber dem US-Dollar.
Beim Blick auf die Details fällt zudem auf, dass die Ausfuhren in Richtung der bedeutendsten Handelspartner fast durchweg deutlich zugenommen haben. Den offiziellen Angaben folgend nahmen die Exporte in Richtung USA um 9,0% Y/Y zu. Auch die Nachfrage aus Japan (Exporte: +9,8%), dem ASEAN-Verbund (+5,8%) und der EU (ebenfalls +5,8%) war im ersten Monat des Jahres robust. Gleichwohl müssen auch hier Kalendereffekte berücksichtigt werden.
Umgekehrt konnten einige Handelspartner der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft scheinbar von der robusten Binnendynamik profitieren. So zogen die Importe aus den USA um 27,3% Y/Y an. Auch aus Japan (+10,7%), dem ASEAN-Verbund (+18,0% Y/Y) und der Europäischen Union (+7,8% Y/Y) importierte das Reich der Mitte mehr waren als im gleichen Monat des Vorjahres. Bei Deutschland lag dieser Zuwachs immerhin bei 8,4% Y/Y, was – auch vor dem Hintergrund des zunehmend herausfordernden Marktumfelds auf dem chinesischen Festland – als ein gutes Signal für die hiesige Industrie anzusehen ist.
Gleichwohl dürfen die erheblichen Risikofaktoren für den chinesischen Außenhandel – und damit auch für den Welthandel – nicht beiseitegeschoben werden. Insbesondere ein Handelskrieg mit den Vereinigten Staaten hätte ernst zu nehmende Konsequenzen für die chinesische Volkswirtschaft. Die USA sind den offiziellen Zahlen der Zollbehörden folgend mit einem Anteil von 18,5% an den Exporten auch im Januar der größte Abnehmer chinesischer Waren, was das Risikopotential von Handelsverwerfungen unverblümt vor Augen führt. Umso bedeutender ist für die chinesischen Exporteure aus anderen Regionen. Auf die EU entfällt mit 16,7% der zweitgrößte Anteil an den Ausfuhren. Allein deshalb dürfte Peking daran gelegen sein, die wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zu pflegen.
Fazit: Der chinesische Außenhandel konnte heute durchaus positiv überraschen. Getragen wurde das gute Ergebnis nach unserer Auffassung auch von einem schwächeren Außenwert des Renminbi. Überschattet wird der Ausblick für das Jahr 2017 allerdings von einem drohenden Handelskrieg mit den USA. Darüber hinaus dürfen Sondereffekte und die ohnehin sehr ausgeprägte Volatilität der chinesischen Handelszahlen nicht ignoriert werden. Gleichwohl würden wir von einer erfreulichen Momentaufnahme im Berichtsmonat Januar sprechen.