Commerzbank: Gold reagiert auf Umdenken hinsichtlich der US-Geldpolitik
Der Goldpreis ist der Gewinner der aktuellen Unsicherheit. Aber nicht die Unsicherheit an sich treibt den Preis, sondern die zunehmende Markterwartung, dass die US-Geldpolitik für das derzeitige Umfeld zu restriktiv ist und deswegen gelockert werden sollte. Notenbankchefin Yellen zögert angesichts der erst im Dezember vollzogenen Zinswende zwar auf den Lockerungspfad einzuschwenken, aber ihre gestrigen Worte waren dennoch vorsichtig. Eine abermalige Wende in der US-Geldpolitik wäre ein entscheidender Schritt in Richtung Reflationierung der unter Disinflation leidenden Weltwirtschaft. Eine weitere US-Zinserhöhung im laufenden Jahr wurde bereits ausgepreist und der USD beginnt angesichts der fallenden Realzinsen zu wanken.
Zinsen und Anleihen
Schweden: Zinsentscheidung der Riksbank, 9:30 Uhr
USA: Erstanträge Arbeitslosengeld, 14:30 Uhr
Als kursstützend wurden gestern die Äußerungen der US-Notenbankchefin Janet Yellen bewertet. Die Zinspolitik werde flexibel auf das konjunkturelle Umfeld reagieren. Die massiven Anstiege der Risikoaufschläge in den letzten Tagen bei vielen Unternehmensanleihen und Staatsanleihen mit schwächerer Bonität werfen die Frage auf, ob die Ausfallrisiken dieser Anleihen bislang unterschätzt wurden und die Korrektur folgerichtig ist. Zwei Hauptgründe haben die europäischen Anleihekurse in den zwei letzten Jahren getrieben: Erstens das sich bessernde konjunkturelle Umfeld und zweitens die expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Nach unserer Ansicht waren zur Jahreswende weder die Anleihe- noch die Aktienmärkte in einer Schieflage. Jetzt befinden sie sich aber in einer, denn die Kursniveaus implizieren einen kräftigen Anstieg der Ausfallrisiken, bzw. bei den Aktien einen massiven Gewinneinbruch. Wahrscheinlich wird die Wirtschaft in China und in den USA langsamer als bislang wachsen und die Emerging Markets werden sich nur allmählich erholen. Die aktuellen Kursrückgänge gehen aber weit über die zu erwartende Abkühlung hinaus. Auch die Konjunkturdaten werden nur noch durch die Brille eines Pessimisten bewertet. Als Beispiel seien hier die jüngsten Daten zur Industrieproduktion genannt. (Deutschland -1,2%, Frankreich -1,6%, Italien -0,7% jeweils ggü. November). Sie waren mithin deutlich schwächer als erwartet, daran dürfte die Saisonbereinigung aber mitschuldig sein. In Deutschland war das Wetter im Dezember ungewöhnlich mild, trotzdem ging die Bauproduktion saisonbereinigt zurück. Das ist nicht plausibel. Die günstige Lage der Feiertage lud vermutlich viele dazu ein, Urlaub zu nehmen. Zudem ist der Trend bei den Aufträgen weiterhin positiv. Für Januar sind also wieder positivere Produktionsdaten zu erwarten.
Aktien
Nokia/Zurich Insurance Group, Ergebnis Q4
Metro, Ergebnis Q1
L’Oréal/Rio Tinto/Total, Jahreszahlen
Société Générale, Jahreszahlen
Glencore, Production Report 2015
Bilfinger, Jahreszahlen
Nach dem starken Absturz zum Wochenstart konnten sich die europäischen Aktienmärkte zur Wochenmitte etwas stabilisieren. Angeführt von den kräftigen Gewinnen der zuletzt massiv unter Druck geratenen Bankentitel (Deutsche Bank +10,2%, Commerzbank +8,2%) gelang es dem deutschen Leitindex Dax 30 zumindest die Marke von 9000 Punkten zurückzuerobern. Einen ebenfalls deutlichen Kursanstieg verbuchten die Aktien von Vonavia (+4,9%) nach dem gescheiterten Übernahmeversuch von Deutsche Wohnen. Am Ende der Kursliste standen dagegen die Titel der Versorger E.ON (-4%) und RWE (-3,1%). Auch im EUROSTOXX 50 dominierten ganz klar die Banken (+6,9%) das Marktgeschehen. Die besten Einzeltitel waren hier Intesa Sanpaolo (+14,5%) und Unicredit (+11,9%). Stützend für den europäischen Handel erwies sich vor allem die Rede von Fed-Präsidentin Yellen vor dem Finanzausschuss des Repräsentantenhauses, da sie die Risiken des aktuellen Finanzumfeldes für die US-Konjunktur betonte. An der Wall Street konnte indessen der Erholungsversuch nicht durchgehalten werden. Hier präsentierten sich nur Gesundheitswerte (+0,9%) relativ fest. Bis auf IT (+0,4%) tendierten alle anderen Branchen schwächer. Deutlich unter Druck geriet dabei Walt Disney (-3,8%), nachdem das TV-und Kabelgeschäft in dem ansonsten starken Zahlenwerk enttäuscht hatte. Ebenfalls schwach entwickelte sich Time Warner (-5%) nach seiner Quartalsvorlage. Bester Einzelwert war indes Nike (+3,1%) dank eines positiven Analystenkommentars. In Asien tendiert heute Morgen vor allem Hongkong deutlich schwächer. China und Japan bleiben geschlossen.