Börse am Morgen: Bayer, Casino Guichard Perrachon, Gaspreis, Gold - Nord LB
EZB: Die Inflation im Euroraum lässt merklich nach. Im November legten die Verbraucherpreise nur noch um 2,4% (ggü. Vorjahresmonat) zu. Damit bestätigte das Statistikamt Eurostat am Dienstag eine erste vorherige Schätzung. Die mittelfristig angestrebte Inflationsrate von 2,0% kommt immer mehr in Reichweite.
Bank of Japan (BoJ): Warte, warte nur ein Weilchen… Die Geldpolitiker in Tokio blieben gestern erwartungsgemäß vorsichtig und spielen weiterhin noch etwas auf Zeit. Etwas konkreter ausgedrückt hat die Bank of Japan auch zum Abschluss des Jahres 2023 keine Aktivität zeigen wollen und das traditionelle Leitzinsniveau sowie die mittlerweile nur noch theoretisch relevante Zielrendite für japanische Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren nicht angepasst. Nur sehr wenige Beobachter hatten mit berichtenswerten Aktivitäten der Zentralbanker in Tokio gerechnet. Unsere Volkswirte erwarten spätestens im Sommer 2024 mit einer Anhebung des traditionellen Leitzinses.
Tagesausblick
Neben den Zahlen zur Entwicklung des Verbrauchervertrauens aus verschiedenen Ländern bzw. Währungsräumen wird heute auch mit Interesse auf die Angaben zu den Hauswiederverkäufen in den USA zu achten sein. Trotz des jüngst gemeldeten leichten Anstieges beim NAHB Bauklima sollte das sich langsam verändernde Zinsumfeld im Berichtsmonat November wohl noch keine stützende Wirkung auf die Wiederverkäufe von Häusern haben.
Renten- und Aktienmärkte
Bunds konnten ihre am Montag kurzfristig unterbrochene Rallye fortsetzen und treiben die 10-jährige dt. Rendite in Richtung 2%. Die Renditestrukturkurven im Euroraum & bei Gilts (Bank of England BoE) flachten sich weiter ab, nachdem die zentralpolitischen Entscheidungsträger signalisiert haben, dass die Referenzzinssätze für unbestimmte Zeit weiter auf dem aktuellen Niveau verharren müssen (Zinsplateau). Der dt. Leitindex verließ den Handel im positiven Terrain. Die US-Börsen folgten leicht im Plus. Dow Jones +0,68%; S&P 500 +0,59%; Nasdaq Comp. +0,66%.
Unternehmen
Casino Guichard Perrachon SA plant den Verkauf von Hypersowie Supermärkten im Wert von EUR 1,35 Mrd. an Intermarche und Auchan Retail. Der französische Lebensmittelhändler benötigt im Zuge der Umschuldung Barmittel.
Der Pharma- und Agrarkonzern Bayer verliert erneut einen polychlorierten Biphenyle (PCB) -Prozess in den USA. Ein Geschworenengericht verurteilte die Leverkusener zur Zahlung von USD 857 Mio. Für Bayer ist es die zweite Niederlage bei PCB-Klagen innerhalb kurzer Zeit. Der Dax-Konzern war erst Ende November zur Zahlung i. H. v. USD 165 Mio. verurteilt worden. PCB wurde von Monsanto bis 1977 produziert. Die amerik. Regierung hatte PCB im Jahr 1979 verboten. Die Monsanto-Übernahme-induzierten- Klagewellen wollen einfach nicht aufhören.
Devisen und Rohstoffe
Am Devisenmarkt kam der Yen nach der gestrigen Notenbanksitzung der BoJ unter gewissen Druck. Die Marke von 144 JPY pro USD rückt wieder in den Fokus.
Europ. Erdgas-Futures fielen gestern um fast 8% auf unter EUR 33 pro Megawattstunde. Damit machten sie den Anstieg von 7% gegenüber der vorherigen Sitzung wieder wett. Marktteilnehmer ignorieren die Sorgen über Unterbrechungen bei der Verschiffung und richten ihre Aufmerksamkeit auf das reichhaltige Angebot und die milden Temperaturen in Europa. Angesichts der zunehmenden Angriffe auf Handelsschiffe (durch die vom Iran unterstützten Houthi-Milizen im Roten Meer) ändern die LNG-Tanker ihre Routen. Nichtsdestotrotz werden die wichtigen LNG-Lieferungen (von Katar nach Europa) weiterhin über das Rote Meer und den Suezkanal abgewickelt. Am 17. Dezember lag der Stand der Gasspeicher in der EU bei 88,7%, in Deutschland bei 91,0%, in Frankreich bei 87,3% und in Italien bei 86,6%.
Der Goldpreis bewegte sich am Dienstag bis zum Nachmittag kaum verändert um die Marke von USD 2.030 je Unze. Edelmetallhändler verdauen weiterhin die geldpol. Aussichten der letzten Tage. Während die Straffungskampagne der Fed wahrscheinlich beendet ist (derzeit wird erwartet, dass die Fed im nächsten Jahr mit Zinssenkungen beginnt; die Wahrscheinlichkeit einer ersten Zinssenkung in 03/24 liegt bei 65%!), hat die BoJ ihre Geldpolitik (wie bereits oben im Marktumfeld kommentiert) unverändert gelassen. EZB und BoE ebenfalls beließen die Zinssätze auf ihren letzten Sitzungen unverändert und enthielten sich jeglicher Äußerungen über zukünftige Zinssenkungen. In diesem Umfeld dürfte das gelbe Edelmetall das Jahr 2023 etwa 11% höher beenden.
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