Börse am Morgen: Bitcoin, Ford, Shell, Konjunkturdaten - Nord LB Marktbericht
ZEW-Umfrage - Versöhnlicher Jahresausgang: Die vom Mannheimer Institut für Wirtschaftsforschung befragten Finanzmarktexperten und Analysten zeigen sich im Dezember optimistischer als vor einem Monat. Die Stimmung ist konsistent mit dem nervösen Optimismus an den Aktienmärkten. In der Realwirtschaft scheint man nicht ganz so zuversichtlich, rechnet aber dennoch mit einem Wachstum der Wirtschaft in Deutschland sowie der Eurozone. Das zeigen die ebenfalls gestern veröffentlichten Umfrageergebnisse unter Einkaufsmanagern, die mehrheitlich weiter von einer leichten Expansion der Wirtschaft ausgehen. Dabei lässt ein Befreiungsschlag für das verarbeitende Gewerbe weiter auf sich warten, während der Dienstleistungssektor marginal an Schwung zu verlieren scheint. Für die Geldpolitik ergibt sich aus den gestern vorgelegten Stimmungsdaten keine Veränderung des Lagebildes. Die EZB kann ihren ruhigen Kurs des Abwartens ohne Zögern fortsetzen.
Im dt. Wohnungsbau hat sich die Stimmung im November hingegen nur marginal verbessert, sie verharrt weiter störrisch im negativen Terrain (Zunahme von minus 22,8 Punkte auf minus 21,0 Punkte). Die Klagen der Unternehmen über Auftragsmangel und Stornierungen nehmen weiter zu. Stornierungen markieren dabei sogar ein Einjahreshoch. Klaus Wohlrabe (Leiter Ifo-Umfragen): „Viele Bauprojekte werden aufgeschoben oder ganz abgesagt … das zeigt, wie instabil die Lage im Wohnungsbau weiterhin ist … eine echte Erholung ist weiterhin nicht in Sicht“.
Tagesausblick
Zunächst dürfen wir am Morgen mit britischen Inflationsdaten rechnen, wobei die Preise am aktuellen Rand keine große Dynamik an den Tag legen sollten. Spannend werden heute vor allem die Ergebnisse der Befragung des ifo-Instituts. Im Vergleich zum Vormonat gehen wir allenfalls von einer leichten Veränderungsrate aus – die Bäume wachsen zum Jahresende aber wohl eher (noch) nicht in den Himmel.
Rentenmärkte
Im Jahr 2025 wurde der europ. Anleihe-Primärmarkt durch eine starke Überzeichnung und große Orderbücher charakterisiert. Dabei zeigten sowohl institutionelle als auch private Investoren reges Anlageinteresse. Im Durchschnitt waren Investment-Grade Bonds in Europa 3,9-fach überzeichnet – dies korrespondiert mit dem höchsten Subscription Level seit die Nachrichtenagentur Bloomberg diese Daten erhebt (2017). Insgesamt wurden im Investmentgrade Bereich EUR 1.811,9 Mrd. neue Bonds emittiert (14,7% mehr als im Vorjahr). In der Klassifikation ergibt sich folgendes Bild: Corporates: EUR 401,6 Mrd., FIG: EUR 605,7 Mrd. SSA: EUR 804,7 Mrd.
Unternehmen
Der US-Automobilkonzern Ford nimmt Abschreibungen i. H. v. USD 19,5 Mrd. vor und stellt im Gleichklang mehrere „Strom-Modelle“ ein. Die Gründe für die Kehrtwende der Elektro-Strategie sind zum einem der Verbrenner-Politik des US-Präsidenten geschuldet, zum anderen ein Versuch, die Verluste unter Kontrolle zu bekommen. In den USA ist seit Oktober die Nachfrage nach E-Autos stark zurückgegangen. Im November brach der Markt um 40% ein! Eine Rückkehr in die Gewinnzone erwartet Ford erst 2029. Für das Jahr 2025 wird voraussichtlich ein Verlust von USD 5 Mrd. anfallen (und damit in gleicher Höhe wie 2024).
Shell versucht weiter seinen 37,5%-igen Anteil an der Ölraffinerie PCK Schwedt zu veräußern. Vor rd. einem Jahr war ein Verkauf an die brit. Prax Group gescheitert. Hauptaktionär von Schwedt ist der russ. Rosneft-Konzern (54,17%). Die Ölraffinerie versorgt neben dem Großraum Berlin (einschließlich des Flughafens) größere Gebiete in Ostdeutschland mit Treibstoffen. Außerdem beliefert Schwedt die regionale Chemieindustrie. Schwedt besitzt aufgrund von US-Sanktionen nur noch eine Betriebsgenehmigung bis Ende April 2026 (kurzfristige Ausnahmeregelung). In diesem Umfeld wurde die Liwathon Group (Energiehändler mit Ölterminals auf den Bahamas und Estland) als möglicher Kandidat mit Kaufinteresse genannt. Mit dem Fall betraute Insider berichten, dass Shell bis Ende Januar weitere Offerten erwartet.
Kryptowährungen
Zum Ende des Jahres bleibt der Kryptosektor in einem Bärenmarkt gefangen. Seit dem Rekordhoch über USD 126.223 von Anfang Oktober hat die größte, weltweite Kryptodevise Bitcoin rd. 30% an Wert verloren. Gestern konnte sich die Kryptowährung immerhin von ihren Verlusten vom Montag erholen (USD 87.787,72). Innerhalb der letzten 12 Monate schwankte der Wert beachtlich (zwischen Tief: USD 74.445,79 und Hoch: USD 126.223,18 liegen mehr als USD 51.000).
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