HomeToGo: „Durch Interhome-Übernahme ein Quantensprung bei Größe und Profitabilität“
Die Übernahme von Interhome sichert HomeToGo eine annähernde Verdopplung der Umsätze und eine mehr als Verdreifachung auf Ergebnisseite. In der neuen Prognose für 2025 lassen sich diese Fortschritte nur bedingt ablesen, erst im kommenden Geschäftsjahr wird der Zukauf von Europas zweitgrößtem Spezialisten zur Vermietung und Verwaltung von Ferienhäusern und -wohnungen auch in der GuV der HomeToGo Group sichtbar. Das B2B-Segment macht nun zwei Drittel der Erlöse aus und gilt als zentraler Pfeiler des künftigen Wachstums.
Im Interview mit 4investors.de spricht CFO Sebastian Bielski über die Vorteile der Interhome-Übernahme, die höhere Ergebnisqualität des B2B-Bereichs und die Rolle der HomeToGo Group als Konsolidierer im europäischen Markt für Ferienhausverwaltung und dazugehörige Software. Zudem würden die jüngsten Insiderkäufe von Vorstand und Aufsichtsrat zeigen, dass „wir fest an die erfolgreiche Weiterentwicklung von HomeToGo als Europas führende Ferienhausgruppe glauben“.
4investors.de: Herr Bielski, Sie sprechen von einer „neuen Ära für die HomeToGo Group“ – wie sehr hat sich HomeToGo durch die Übernahme von Interhome verändert?
Bielski: Fundamental. Wir haben uns von einem überwiegend B2C-dominierten Marktplatz hin zu einem vertikal integrierten B2B-Anbieter für Software- und Property Management, also der Objektverwaltung von Ferienimmobilien gewandelt. Mit Interhome ist unser B2B-Segment „HomeToGo_PRO“ nicht nur unser größter Umsatztreiber geworden – es macht mittlerweile rund zwei Drittel unserer Erlöse und mehr als 80 Prozent unseres bereinigten EBITDA aus –, sondern es ist auch unser zentraler Pfeiler für zukünftiges Wachstum.
Wir sind jetzt ein Unternehmen mit einem völlig anderen Finanzprofil: Durch Interhome haben sich die Umsätze gegenüber der alten HomeToGo-Gruppe fast verdoppelt und die Profite mehr als verdreifacht. In unserem B2B-Segment sind mehr als 90 Prozent unserer Umsätze nun wiederkehrend und dadurch sehr gut planbar. Das ist ein echter Quantensprung in Sachen Größe, Profitabilität und Umsatzqualität.
4investors.de: Welche konkreten Synergien erwarten Sie aus der Interhome-Integration, insbesondere in den Bereichen Cross-Selling, Kostenoptimierung und Technologieplattform?
Bielski: Wir sehen hier enormes Potenzial, das wir bereits heben. Ein konkretes Beispiel: Wir haben den B2C-Vertriebskanal von Interhome mit mehr als 65.000 Landingpages in gerade einmal 48 Tagen nach Abschluss der Transaktion vollständig auf unsere eigene Technologieplattform migriert. Das spart nicht nur substanziell Kosten, sondern macht Interhome sofort schneller und skalierbarer in der Produktentwicklung.
Aber das ist nur der Anfang: Wir haben die ersten Übergangsdienstleistungsverträge (TSAs) mit der alten Eigentümerin von Interhome vorzeitig beendet, um Abhängigkeiten zu reduzieren und Kosten zu senken, und das gesamte Konsumentenmarketing erfolgreich übernommen, wo wir nun unsere fortschrittlichen Daten- und Technologielösungen einsetzen. Zusammenfassend lässt sich sagen: Unser 18-monatiger Carve-out- und Integrationsplan ist voll auf Kurs.
4investors.de: Ist das B2B-Geschäft für Sie lohnender als das B2C-Geschäft?
Bielski: Das B2B-Geschäft hat eine wesentlich höhere Ergebnisqualität. B2B-Umsätze sind „stickier“, also nachhaltiger und wiederkehrender. Einmal gewonnene Kunden im Software- oder Property Management-Bereich bleiben uns oft über Jahre treu – die durchschnittliche Vertragslaufzeit der Hauseigentümer mit Interhome beträgt beispielsweise neun Jahre. Wir sehen zudem nur sehr wenig Churn in einem äußerst breit diversifizierten Kundenstamm, was das Geschäft sehr gut planbar macht. Darüber hinaus sind wir im Property Management-Bereich, der jetzt mehr als 60 Prozent des Gruppenumsatzes ausmacht, auch ein wirklich großer „Fisch im Teich“: Wir sind dort der zweitgrößte Anbieter in Europa, der Markt ist extrem zersplittert und die meisten Property Manager sind sehr klein und sehr lokal orientiert.
Im Vergleich hierzu ist der Wettbewerb im B2C-Bereich natürlich deutlich intensiver und im Vergleich mit Anbietern wie Airbnb oder Booking.com sind wir auch signifikant kleiner.
4investors.de: Ist das auch der Grund dafür, dass das Marktplatzgeschäft in den letzten Quartalen hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist – oder täuscht dieser Eindruck?
Bielski: Der Eindruck täuscht, denn die Neuausrichtung auf das B2B-Segment ist eine ganz bewusste strategische Entscheidung, wenngleich der Marktplatz weiterhin ein wesentlicher Bestandteil des HomeToGo-Konzerns bleibt. Wir haben uns entschieden, im Marktplatz-Segment Profitabilität strikt vor Umsatzwachstum zu stellen. Wir kaufen uns kein unprofitables Wachstum mehr ein, sondern optimieren unsere Marketingausgaben radikal auf Effizienz.
Und das Ergebnis gibt uns recht: Trotz eingeplanter leicht rückläufiger Umsätze in diesem Bereich durch geringere Marketingausgaben ist das bereinigte EBITDA dort im ersten Halbjahr stark gestiegen. Wir spielen hier nicht das Spiel „Wachstum um jeden Preis“ gegen die deutlich größeren Anbieter wie Booking.com, sondern konzentrieren uns auf unseren Kernmarkt – und das sind Ferienhäuser in Europa.
4investors.de: Die neue 2025er-Prognose wird sowohl auf IFRS-Basis (Umsatzerwartung von über 260?Millionen Euro) als auch pro forma (rund 400?Millionen Euro Umsatz inklusive Interhome ganzjährig) angegeben. Können Sie kurz erläutern, wie Anleger diese Zahlen interpretieren sollen?
Bielski: Die Diskrepanz entsteht rein buchhalterisch durch den Closing-Zeitpunkt der Interhome-Übernahme Ende August. Die IFRS-Zahlen in unserer Berichterstattung enthalten Interhome also nur für rund vier Monate – und das leider genau nach der umsatzstarken Hauptsaison. Wer HomeToGo heute bewerten will, sollte unserer Meinung nach vor allem auf die Pro-forma-Zahlen schauen. Diese zeigen die wahre wirtschaftliche Kraft der kombinierten Gruppe: Ein Unternehmen mit rund 400 Millionen Euro Umsatz, rund 40 Millionen Euro bereinigtem EBITDA und einem positiven Free Cashflow. Das ist die Basis, von der aus wir 2026 weiterwachsen werden.
4investors.de: Die Zielgröße für das bereinigte EBITDA im laufenden Jahr haben Sie im Oktober von „mehr als 19 Millionen Euro“ auf „mehr als 11 Millionen Euro“ zurückgeschraubt. Das ist erklärungsbedürftig, zumal Interhome doch sehr profitabel arbeitet.
Bielski: Das liegt an der branchenbedingten Saisonalität im gesamten Ferienhausmarkt sowie dem Zeitpunkt der Erstkonsolidierung. Interhome verdient sein Geld überwiegend im zweiten und dritten Quartal, wenn die Gäste reisen. Im vierten Quartal fallen aber weiterhin Fixkosten an, ohne dass Umsätze in größerem Umfang reinkommen. Da wir Interhome erst ab Ende August konsolidieren, „erben“ wir buchhalterisch für 2025 vor allem diese Kostenphase im vierten Quartal, ohne die Umsätze und Gewinne aus dem Sommer in unseren Büchern zeigen zu dürfen. Auf Ganzjahresbasis ist Interhome hochprofitabel – wir sehen diesen Gewinnbeitrag nur erst 2026 voll in unserer GuV.
4investors.de: Die Free-Cashflow-Prognose für 2025 auf IFRS-Basis ist trotz starkem Umsatzwachstum negativ. Welche konkreten Effekte aus der Interhome-Akquisition verursachen diesen negativen Cashflow und wie schnell erwarten Sie, dass die Integration positiv zum Cashflow beiträgt?
Bielski: Auch das ist ein rein saisonaler Effekt des Working Capitals. Gäste zahlen ihre Reisen oft im Voraus – also „Cash In“ im Frühjahr und Sommer. Wir bezahlen die Hauseigentümer aber meist nach der Reise – also „Cash Out“ im Herbst. Da das Closing genau zwischen diesen Phasen lag, haben wir zwar aufgrund eines vereinbarten Locked Box-Mechanismus eine gut gefüllte Kasse in Höhe von rund 75 Millionen Euro übernommen, müssen nun aber im vierten Quartal die Auszahlungen an die Eigentümer leisten. Das drückt den Cashflow für das verbleibende Rumpfgeschäftsjahr 2025 natürlich temporär ins Negative. Dennoch haben wir per Ende Q3/25 eine um rund ein Drittel höhere Cash-Position gegenüber dem Vorjahr und auf Pro-forma-Basis ist der HomeToGo-Konzern für das Gesamtjahr klar Free-Cashflow-positiv.
4investors.de: Planen Sie nach der Interhome-Übernahme weitere Zukäufe?
Bielski: Absolut. Der Markt für Ferienhausverwaltung und dazugehörige Software ist in Europa noch immer sehr fragmentiert. Wir sehen uns hier klar als Konsolidierer. Unsere Strategie ist ein klassischer „Roll-up“: Wir wollen kleinere, profitable Property Manager oder spannende Software-Lösungen kaufen, die unser bereits bestehendes B2B-Angebot weiter ergänzen und ausbauen. Wir haben in der Vergangenheit mit 16 Akquisitionen seit 2018 bewiesen, dass wir M&A beherrschen. Diesen Hebel wollen wir gezielt nutzen, um unser Wachstum weiter zu beschleunigen.
Gerade kleinere Anbieter können wir oftmals zu attraktiven Preisen und geringen Bewertungsmultiplikatoren übernehmen. Auch die Integration dieser „Bolt on“-Transaktionen ist oftmals relativ einfach, da wir mit Interhome eine sehr gute Plattform im Property Management haben und die zusätzlichen Fixkosten dadurch sehr gering sind. Da wir die Verkäufer oftmals bereits über viele Jahre kennen, gibt es hier auch keinen „Culture Clash“ bei der Integration.
4investors.de: Sie selbst haben vor kurzem HomeToGo-Aktien gekauft. Planen Sie weitere Aktienkäufe?
Bielski: Ich habe in der Tat nach der Bekanntgabe der Q3-Zahlen in mehreren Transaktionen insgesamt 14.955 HomeToGo Aktien für 23.571 Euro gekauft, weil ich von unserer strategischen Ausrichtung und dem inhärenten Wachstumspotenzial zutiefst überzeugt bin. Und ich bin damit nicht allein: Der gesamte Vorstand ist stark investiert und hat neben jüngsten Zukäufen auch im Rahmen der Kapitalerhöhung im Februar in diesem Jahr bereits eigene Mittel im sechsstelligen Bereich in HomeToGo Aktien investiert. Ebenso haben Mitglieder des Aufsichtsrates bzw. mit ihnen verbundene Gesellschaften allein im Dezember 2025 HomeToGo-Aktien im Wert von mehr als 600.000 Euro gekauft. Wir alle sind sehr stark mit den Interessen unserer Aktionäre verknüpft und glauben fest an die erfolgreiche Weiterentwicklung von HomeToGo als Europas führende Ferienhausgruppe.
