Börse am Morgen: Broadcom, Euroclear, Oracle, Shein/Temu, Tennet - Nord LB Marktbericht
In einem neuen reverse Stresstest plant die EZB im kommenden Jahr die Prüfung der Widerstandsfähigkeit der größten Finanzinstitute in der europ. Währungsunion. Dieses Mal werden geopolitische Risiken modelliert. Explizit wird hinterfragt, welche bankspezifischen Schwachstellen und Risikoannahmen das harte Kernkapital der Banken um drei Prozentpunkte aufbrauchen würde. Im Sommer 2026 sollen die Ergebnisse der 110 teilnehmenden Institute kommuniziert werden. Identifizierte Schwachstellen werden dann in den jährlichen aufsichtlichen Bewertungs- und Überprüfungsprozess aufgenommen und damit entscheidend dafür sein, wie viel zusätzliches Kapital (über den gesetzlichen Mindestanforderungen hinaus) vorgehalten werden muss.
In den ersten drei Quartalen von 2025 hat sich die Anzahl der Firmenpleiten in Deutschland auf den höchsten Stand seit 11 Jahren katapultiert. Laut Statistischem Bundesamt beantragten 18.125 Firmen Insolvenz (das sind 11,7% mehr als im Vorjahreszeitraum). Von 10.000 Unternehmen gingen im Schnitt 52,2 in die Zahlungsunfähigkeit. Der Sektor Lagerei und Verkehr ist am stärksten betroffen (98,0 Fälle), gefolgt vom Gastgewerbe (79,7) sowie dem Baugewerbe (79,4).
Wochenausblick
Die vorletzte Handelswoche des Jahres 2025 hat es wirklich in sich, vor allem US-seitig wird nun einiges nachgeholt, was im Rahmen des jüngsten Shutdowns liegen blieb. Vom Arbeitsmarktbericht über die Einzelhandelsumsätze und den NAHB-Bauklimaindex in der ersten Wochenhälfte, bis hin zu Inflationsdaten am Freitag sind fast alle wichtigen Headline-Daten vertreten. Außerdem werden die EZB (unser Highlight der Woche), die Bank of England und die Bank of Japan ihre Zinsentscheidungen verkünden. Für die Eurozone gehen wir aktuell davon aus, dass der Zinssatz in diesem Jahr nicht mehr weiter gesenkt wird.
Aktienmärkte
Wenige Tage vor Weihnachten pirschte sich der dt. Leitindex am vergangenen Freitagvormittag an sein Allzeithoch heran. Zum Handelsschluss hob Knecht Ruprecht dann aber mahnend an der Wall Street seine Rute. Nach den schwachen Oracle-Zahlen vom Donnerstag belastete die Kurse zum Wochenschluss nun auch noch das Technologie-Schwergewicht Broadcom. Broadcom-Papiere brachen um 12% ein. Der Tech-Konzern warnte vor geringeren Margen bei seinen KI-Systemen. Das kam bei den Investoren nicht gut an. Sorgen über die Profitabilität der enormen Investitionen von US-Tech-Unternehmen in die künstliche Intelligenz wurden laut.
DAX -0,45%; MDAX +0,13%; TecDAX -0,28%; Dow Jones -0,51%; S&P 500 -1,07%; Nasdaq Comp. -1,69%.
Unternehmen
Euroclear (Finanzdienstleister aus Belgien) wird von der russischen Zentralbank vor einem Moskauer Gericht verklagt. Ein Großteil der in der Europäischen Union eingefrorenen russischen Vermögenswerte lagert bei Euroclear (genannt werden EUR 210 Mrd.). Die russische Zentralbank tituliert die geplanten „Mechanismen zur direkten oder indirekten Nutzung“ ihrer Vermögenswerte als illegal und dem Völkerrecht widersprechend.
Über ein Weisungsgeschäft der KfW steigt die Bundesregierung mit einem Anteil von 25,1% bei Tennet Deutschland (Stromnetzbetreiber und Tochter des niederländischen Staatskonzerns Tennet Holding) ein. Im Haushaltsetat 2026 hat die Bundesregierung dafür eine Summe i. H. v. EUR 7,5 Mrd. reserviert. Der Bund plant in Zukunft mit der Übernahme der Kontrollmehrheit bei Tennet Deutschland. Anfragen für Kommentare aus dem Bundeswirtschaftsministerium sowie von Tennet Holding wurden abgelehnt.
Für die chin. Onlinehändler Shein und Temu fällt ab Juli 2026 für jedes in die Europäische Union (EU) importierte Paket mit einem Warenwert von bis zu EUR 150 eine Abgabe von drei Euro an. Die Abgabe zielt darauf ab, die Paketflut von Ramsch-Anbietern chinesischer Herkunft einzudämmen. Laut dem Rat der 27 EU-Staaten wird die neue Abgabe so lange in Kraft bleiben, bis eine finale und dauerhafte Lösung zur Abschaffung der Zollfreigrenze für Online-Käufe (unter EUR 150) implementiert ist. Für das Jahr 2028 ist eine umfassende Reform des EU-Zollsystems geplant.
Rohstoffe
Die Ölnotierungen bleiben weiter fragil. Auf Wochensicht hat sich ein Minus von mehr als drei Prozent angehäuft. Am Freitag kam es indes zu einer leichten Gegenbewegung (aufgrund der anhaltenden Spannungen zwischen den USA und Venezuela). Für die Zukunft preist der Markt aber ein Überangebot an Öl. Das drückt die Preise.
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