Börse am Morgen: Münchener Rück, Oracle, TUI, Fed, Konjunkturdaten - Nord LB Marktbericht
Die Inflation in China hat im November den höchsten Stand seit fast zwei Jahren erreicht, vor allem wegen gestiegener Lebensmittelpreise. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich y/y um 0,7%. Im Vergleich zum Oktober sanken die Lebenshaltungskosten leicht um 0,1?%. Experten sehen weiterhin die Gefahr einer Deflation. Der Preisverfall bei Herstellern hat sich im November überraschend verschärft: Die Erzeugerpreise lagen 2,2% unter dem Vorjahreswert (Oktober: -2,1%). Hersteller senken seit drei Jahren ihre Preise – ein Hinweis auf Überkapazitäten und intensiven Wettbewerb.
Die deutsche Chemieindustrie steckt weiter in der Krise und erwartet auch 2026 keine Erholung. Laut Branchenverband VCI bleibt die Produktion der chemisch-pharmazeutischen Industrie voraussichtlich stabil, während die reine Chemie um rund 1% schrumpft. Der Umsatz soll um etwa 2% sinken. 2025 sank die Gesamtproduktion um 0,5% und der Umsatz um 1% auf EUR 220?Mrd. Besonders betroffen: die Chemie mit -2,5%, während Pharma um 3% zulegte. Die Auslastung fiel auf ein Rekordtief von 70%. Gründe: hohe Kosten, regulatorische Unsicherheit, lange Genehmigungen, chinesische Überkapazitäten und US-Zölle.
Tagesausblick
Nach der gestrigen FOMC-Sitzung wird heute die Schweizerische Nationalbank tagen und ihrerseits den weiteren geldpolitischen Kurs festlegen. Wir gehen davon aus, dass der Leitzins bei 0,00% belassen wird – ein negativer Zinssatz, wie er bis September 2022 noch vorherrschte, dürfte aus unserer Sicht aktuell unwahrscheinlich sein. Trotz der Konjunkturdelle in Q3/25 sollten die Notenbanker der Wirtschaft keine geldpolitischen Impulse angedeihen lassen müssen.
Renten- und Aktienmärkte
Der deutsche Anleihemarkt präsentierte sich gestern im Vorfeld der Fed-Zinssitzung impulslos und nahezu unverändert.
Vor der Zinsentscheidung der Fed, die erst nach Börsenschluss in Europa getroffen wurde, handelten die europäischen Aktienmärkte zurückhaltend. Die wichtigsten Aktienindizes schlossen überwiegend nahezu unverändert oder leicht im Minus. Deutlich positiv setzten sich im DAX Siemens Energy und im MDAX Nordex ab. Auslöser waren positive Signale vom Investorentag des US-Wettbewerbers GE Vernova sowie im Falle von Nordex zusätzlich die Aussicht auf einen weiteren Auftrag. DAX -0,13%; MDAX +0,01%; TecDAX -0,43%.
Die Wall Street schloss im Plus, nachdem die US-Notenbank den Leitzins um 25 BP auf eine neue Spanne von 3,50% bis 3,75% gesenkt hatte. Nachbörslich gemeldete Zahlen von Oracle (s.u.) schürten allerdings Sorgen hinsichtlich der Profitabilität von KI. Dies führte zu einem Einbruch der Aktie um bis zu 11% und belastete in der Nacht die Börsen in Asien. Dow Jones +1,05%; S&P 500 +0,67%; Nasdaq Comp. +0,33%.
Unternehmen
TUI erzielte im GJ 2024/25 mit fast 35 Mio. Kunden (+5%) einen Rekordgewinn von EUR 1,46?Mrd. (ber. EBIT), bei einem Umsatz von EUR 24?Mrd. Das operative Gewinnplus von 12,6% übertraf die eigene Prognose. Der Dividendenvorschlag (erstmals seit Beginn der Coronakrise) beläuft sich auf EUR 0,10 je Aktie. Während Kreuzfahrten und Hotels zulegten, belastete das Veranstaltergeschäft – bedingt durch intensiven Wettbewerb und Konsumzurückhaltung. TUI hat das Ziel, mit eigenen, differenzierten Produkten global zu wachsen und unabhängiger vom europäischen. Markt zu werden. So erwartet der Konzern für das laufende GJ 2025/26 ein Umsatzplus von 2% bis 4% und ein Plus von 7% bis 10% beim ber. EBIT.
Die Münchener Rück will ihre Gewinne trotz sinkender Rückversicherungspreise weiter steigern und größtenteils an Aktionäre ausschütten. Bis 2030 strebt der Konzern eine Eigenkapitalrendite von über 18% an (bisher 14–16%). Der Gewinn je Aktie soll im Schnitt um mehr als 8% pro Jahr wachsen (vorher mindestens 5%). Rund 80% des Gewinns sollen über Dividenden und Aktienrückkäufe an die Anteilseigner fließen (zuletzt etwa 75%).
Der Umsatz von Oracle stieg im letzten Quartal um 14% auf USD 16,01 Mrd., Analysten hatten jedoch USD 16,21 Mrd. prognostiziert. Im Cloud-Geschäft wurden Umsätze von USD 8,0 Mrd. erzielt (Prognose USD 8,04 Mrd.). Das operative Ergebnis lag bei USD 6,72 Mrd. (Prognose: USD 6,82 Mrd.). Oracle braucht starkes Wachstum, um Investitionen in neue KI-Rechenzentren zu finanzieren.
Devisen
Die Senkung des US-Leitzinses schwächte den USD. Der EUR profitierte und bewegte sich um die Marke von USD 1,17.
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