Börse am Morgen: Confluent, IBM, FOMC, Milchpreise, Konjunkturdaten - Nord LB Marktbericht
Laut einer Studie der Wirtschaftsauskunftei Creditreform steigt die Anzahl der Firmenpleiten in Deutschland auf den höchsten Stand seit mehr als zehn Jahren. Patrick-Ludwig Hantzsch (Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung): „Viele Betriebe sind hoch verschuldet, kommen schwer an neue Kredite und kämpfen mit strukturellen Belastungen wie Energiepreisen oder Regulierung … das setzt vor allem den Mittelstand unter massiven Druck und bricht auch vielen Betrieben das Genick.“ Der Blick nach vorn sieht nicht gut aus. Creditreform erwartet für 2026, dass eine anhaltende Konjunkturschwäche in Deutschland das „Insolvenzgeschehen weiter antreiben“ wird.
In dieser Gemengelage kommen von Seiten der Europ. Zentralbank derzeit immer stärkere Signale hinsichtlich einer möglichen Zinserhöhung anstatt einer Zinssenkung. Isabel Schnabel (Vorstandsmitglied der EZB) äußerte sich in einem Bloomberg Interview wie folgt: „Sowohl die Märkte als auch Umfrageteilnehmer erwarten, dass die nächste Zinsänderung eine Anhebung sein wird, wenn auch nicht in naher Zukunft … ich kann mich mit diesen Erwartungen durchaus anfreunden.“ Was sind die Gründe? Während die Wirtschaft in Deutschland weiter schwächelt, hat sich das Wachstum im Euroraum in Q3 besser entwickelt als bisher erwartet (siehe NORD/LB am Morgen vom 08.12.2025). Zur gleichen Zeit stieg im November der inflationäre Druck an.
Tagesausblick
USA: Der Stimmungsindikator des NFIB, welcher die kleinen Unternehmen in den USA repräsentiert, wird heute veröffentlicht und voraussichtlich wenig Dynamik an den Tag legen. Trotzdem ist der Index extrem spannend, da diese Umfrage die Preiserhöhungspläne der Unternehmen mit abfragt. Um die Inflationserwartung abzuschätzen, sollte man diese u. a. im Fokus haben. Außerdem wirft die Entscheidung des FOMC zur Fed Funds Target Rate ihren Schatten bereits voraus (Mittwoch). Die Märkte befinden sich schon seit Tagen und Wochen schon in Habachtstellung.
Renten- und Aktienmärkte
Obwohl morgen eine geldpolitische Lockerung der amerikanischen Notenbank quasi als gesetzt gilt, ziehen die Renditen der langen (30 Jahre) US-Treasuries weiter an. 4,808% verlangen Investoren jetzt als Risikokompensation von den USA. Vor zehn Tagen notierten die Yields in diesem Laufzeitenband noch bei 4,671%. Auch auf der rechten Seite des Atlantiks bleibt der Markt für Staatsanleihen angespannt. Renditen dt. Bunds mit 30-jähriger Laufzeit handelten gestern auf einem 14-Jahreshoch (3,454%) und auch bei den 10-jährigen Benchmarkanleihen bestand eher Verkaufsinteresse (plus 8 Basispunkte auf 2,87%, i. e. die höchste Rendite seit rd. 9 Monaten). Neben den Äußerungen von Frau Schnabel (siehe oben) artikulierte auch der slowakische Notenbankchef eher geldpolitisch zurückhaltend. Auf der bevorstehenden letzten Zinssitzung der EZB in diesem Jahr werde es „auf keinen Fall“ zu einer Zinssenkung kommen. Entsprechend reagierten die Bondmärkte.
DAX und Wall Street starteten reserviert in die neue Woche. Mit einem Kursfeuerwerk von 29% haussierten hingegen die Aktien von Confluent (IBM-Übernahme - siehe unten).
DAX +0,07%; MDAX -0,11%; TecDAX -0,72%; Dow Jones -0,45%; S&P 500 -0,35%; Nasdaq Comp. -0,14%.
Unternehmen
IBM befindet sich in fortgeschrittenen Gesprächen für die Akquisition des Dateninfrastruktur-Anbieters Confluent. Eine Kaufsumme von USD 11,0 Mrd. steht im Raum. IBM möchte durch die Übernahme seine Position im Markt für Cloud-Dienste ausbauen.
Rohstoffe
In Deutschland, sowie auf dem Weltmarkt, sind die Preise für Milchprodukte weiter rückläufig. Als Ursache werden die größer (als zu dieser Jahreszeit normal üblich) gemolkenen Milchmengen genannt. Auf der letzten Auktion der internationalen Handelsplattform Global Dairy Trade (GDT) hat sich der Preis für Butter bspw. um 12,6% verbilligt. Im dt. Lebensmitteleinzelhandel kostet das 250-Gramm-Päckchen (Deutsche Markenbutter) bei Aldi und Lidl damit jetzt teilweise nur noch EUR 0,99. Noch vor einem Jahr mussten Verbraucher mehr als das Doppelte zu Beginn der weihnachtlichen Plätzchensaison bezahlen. Der Verbraucher freut sich über den Preisverfall, für die Milchviehbetriebe in Deutschland ist es indes kein schönes Weihnachtsgeschenk. Die Nachfrage an Edelmetallen bleibt ungebrochen. Gestern halfen den Gold- und Silberpreisen die Wetten auf eine ziemlich sichere Zinssenkung der Fed. Börsenweisheit: je niedriger der Zins, desto attraktiver die Investments in zinslosen Assets.
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