Börse am Morgen: Jungheinrich, Gold, Rüstungsaktien, Konjunkturdaten - Nord LB Marktbericht
Großgeschäfte für Rüstungsgüter bescheren der unter Druck stehenden deutschen Industrie im Oktober ein unerwartet starkes Auftragsplus. Im Vergleich zum Vormonat sind die Bestellungen um 1,5% gestiegen. In Euphorie sollte man nach dem zweiten Monatsplus in Folge aber nicht verfallen. Beim Blick auf den Dreimonatsvergleich wird deutlich, dass der Auftragseingang zwischen August bis Oktober 0,5% unterhalb des vorherigen Dreimonatszeitraums notiert. Im Vorjahresvergleich (Monat Oktober) liegen die Bestellungen ebenfalls tiefer (0,7%). Die Strukturkrise der dt. Industrie hält an.
Obwohl es in der größten europ. Volkswirtschaft Deutschland nicht gerade rund läuft ist die Wirtschaft in der Euro-Zone in Q3 weiter auf Kurs und wächst stärker als bislang antizipiert. Am Freitag korrigierte das Statistikamt Eurostat eine frühere Schätzung. Im Zeitraum Juli bis September legt das BIP in der Euro-Währungsunion jetzt um 0,3% zu (bisher 0,2%). Getragen wird der Anstieg durch die Peripherie. Spaniens Wirtschaft wächst um 0,6%, Frankreich um 0,5% und Italien um 0,1%.
Wochenausblick
Der dieswöchige ökonomische Kalender ist eher dünn geraten und zinsseitig dennoch sehr spannend. Neben einer australischen Notenbanksitzung am morgigen Tag, bei der zunächst keine Veränderung am Leitzins erfolgen sollte, dürfte das Highlight der ganzen Woche das FOMC-Meeting ausmachen. Obwohl die Datenlage herausfordernd ist und die Stimmung im Fed-Board schwer zu greifen aber etwas gespalten zu sein scheint, gehen wir weiterhin – oder gerade deshalb? – von einer weiteren Senkung der Fed Funds Target Rate aus. Die Schweizer Notenbanker werden ihrerseits tagen, wobei wir von keiner Veränderung ausgehen. Mit einem Leitzinsniveau von 0,00% bleibt ohnehin nicht mehr viel Luft nach unten.
Renten- und Aktienmärkte
In den Vereinigten Staaten hat sich die Staatsverschuldung innerhalb der letzten 7 Jahre mehr als verdoppelt und nun erstmalig auch die Schwelle von USD 30 Billionen überschritten. Schulden laufen nicht weg. Schulden bleiben. 10-jährige US-Treasuries rentieren zum Ende der letzten Woche in diesem Umfeld weiter oberhalb der 4%-Marke und damit auf Jahressicht kaum verändert (vor 12 Monaten forderten Investoren mit 4,17% von den USA sogar noch leicht höhere Zinsen als Risikokompensation).
Der DAX kämpft sich vor Nikolaus wieder über die 24.000er-Marke. Auch in Amerika nur grüne Vorzeichen an den Börsen.
DAX +0,61%; MDAX +0,34%; TecDAX +0,71%; Dow Jones +0,22%; S&P 500 +0,19%; Nasdaq Comp. +0,31%.
Unternehmen
Jungheinrich (Gabelstapler-Hersteller) verschiebt den Verkauf seiner russischen Tochtergesellschaft in das Jahr 2026. Als Grund wird das politische und rechtliche Umfeld angegeben. Interessanter Nebeneffekt dieser Entscheidung sind bessere Zahlen, denn eigentlich wäre durch die Transaktion ein negativer Veräußerungseffekt i. H. v. EUR 30 Mio. angefallen. Die Ergebnisprognose wird jetzt angehoben. Das EBIT steigt auf voraussichtlich EUR 220 bis 260 Mio.
Rohstoffe
USD 11.683,50 werden jetzt für eine Tonne Kupfer fällig (+2,0%). Das Industriemetall gilt als Health-Indicator der Weltwirtschaft.
Auch Gold bleibt gefragt. Bis zu USD 4.259,10 kostete am Freitag eine Feinunze. Das gelbe Edelmetall hat sich innerhalb der letzten 12 Monate um bemerkenswerte 59,6% verteuert. In der letzten Woche berichtete die Nachrichtenagentur Reuters über Pläne der ital. Regierung für eine Gesetzesänderung bzgl. der Goldreserven. Explizit geht es darum, dass das Gold dem ital. Volk gehören soll. Dies untergräbt die Unabhängigkeit der Bank of Italy. Die Europäische Zentralbank lehnte eine Stellungnahme hierzu zwar offiziell ab, forderte Italien aber auf, die geplante Gesetzesänderung zu überdenken. Italien besitzt mit 2.452 Tonnen nach den USA und Deutschland die drittgrößten Bestände. Der Wert dieser Reserven entspricht derzeit rd. 13% der ital. Wirtschaftsleistung.
Die Gasspeicher sind laut aktuellen AGSI-Daten (06.12.25) EUweit zu 72,53% gefüllt. Der Füllstand der Kavernen in Deutschland wird mit 64,39% angegeben. Somit sind die dt. Reserven Anfang Dezember 2025 nur zu rd. zwei Drittel vorhanden. Im Mehrjahresvergleich zeigt sich, dass damit der niedrigste Stand seit 2021 erreicht wird. Die Gaspreise und insbesondere die FutureNotierungen befinden sich in dieser Gemengelage seit Monaten auf niedrigen Niveaus. Zum Ende der letzten Woche kostete TTFGas 27,283 EUR/MWh und damit erneut rd. 1% weniger als am Tag zuvor.
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