Börse am Morgen: Amazon, Bayer, United Internet / 1&1, ifo-Index - Nord LB Marktbericht
Börse am Morgen: Amazon, Bayer, United Internet / 1&1, ifo-Index - Nord LB Marktbericht
Gestern hat das Münchner ifo-Institut aktuelle Ergebnisse seiner monatlichen Konjunkturumfrage veröffentlicht. Die Unternehmensstimmung hat sich im November erwartungsgemäß wieder leicht eingetrübt. Der ifo-Geschäftsklimaindex ging im Vergleich zum Vormonat leicht auf 88,1 Punkte zurück, was auf pessimistischere Geschäftserwartungen der Unternehmen zurückzuführen ist. Die entsprechende Erwartungskomponente verschlechterte sich um einen Zähler auf 90,6 Punkte. Die aktuelle Geschäftslage wird hingegen von den Befragten etwas besser eingeschätzt, was jedoch den Rückprall der Erwartungen nicht kompensieren konnte. Die Lagekomponente bleibt zudem im historischen Vergleich auf sehr niedrigem Niveau. Zwar sind mit dem Hochlauf der Investitionen im kommenden Jahr zusätzliche Impulse von der Fiskalpolitik absehbar, der Funke für einen konjunkturellen Aufschwung will aber auch im abgelaufenen Monat noch nicht zünden. Vor allem Industrie und Handel zeigen sich aktuell wieder pessimistischer. Die Zinssenkungserwartungen dürften von der leichten Stimmungseintrübung in Deutschland keinen neuen Auftrieb erhalten, zumal sich die Wirtschaft im übrigen Euroraum bis zuletzt als deutlich resilienter erwiesen hat. Derzeit gibt es keine Anzeichen dafür, dass sich die EZB von ihrer abwartenden Haltung abbringen lassen wird.
Tagesausblick
Am heutigen Handelstag werden nun endlich wieder Daten zum US-amerikanischen Einzelhandel veröffentlicht. Mit einiger Verzögerung wird das U.S. Census Bureau zunächst die ausstehenden September-Zahlen präsentieren, welche voraussichtlich eher schwach, aber positiv ausfallen sollten. Außerdem wird über den ebenfalls ausstehenden Produzentenpreisindex, kurz PPI, informiert. Die Inflation auf Herstellerseite dürfte im September auf einem soliden niedrigen Niveau gelegen haben. Von allzu großen Bewegungen auf der Inflationsseite gehen wir trotz der Zölle weiterhin nicht aus.
Aktien- und Rentenmärkte
Nach schwachen Ifo-Daten suchten die europäischen Aktienmärkte gestern zunächst Orientierung. Am Nachmittag trieben anziehende Hoffnungen auf eine bevorstehende Zinssenkung der US-Notenbank Fed auch die hiesigen Aktienkurse. Belastend wirkten Verluste im Rüstungssektor nach Fortschritten in den Gesprächen zur Lösung des Ukraine-Konflikts. Bayer-Aktien sprangen nach positiven Studiendaten (s.u.) um rund 10?% nach oben. Im MDAX gewannen United Internet und 1&1 nach dem Verkauf der Glasfaser-Sparte an die eigene Tochter (s.u.). DAX +0,64%; MDAX +1,26%; TecDAX +1,48%.
Natürlich profitierte auch die Wall Street von der Aussicht auf sinkende Zinsen. Fed Gouverneur Christopher Waller äußerste sich am Montag in diese Richtung, nachdem John Williams bereits am Freitag vorgelegt hatte. Allerdings bleibt das Gremium in dieser Frage gespalten. Alles bleibt also unsicher, trotzdem rückten die Sorgen um die KI-Bewertungen zunächst in den Hintergrund. Dow Jones +0,44%; S&P 500 +1,55%; Nasdaq Comp. +2,69%.
An den Rentenmärkten gab es gestern kaum Bewegung, weder in Europa noch in den USA.
Unternehmen
Nach einem Rückschlag in 2023 präsentiert Bayer positive Phase-III-Daten: Der Gerinnungshemmer Asundexian senkt das Schlaganfallrisiko signifikant ohne erhöhtes Blutungsrisiko. Bayer plant weltweite Zulassungsanträge für das Medikament. Die USZulassungsbehörde FDA gewährt den Fast-Track-Status zur beschleunigten Prüfung. Schlaganfälle betreffen jährlich rund 12 Mio. Menschen und gelten als zweithäufigste Todesursache.
United Internet veräußert die Glasfasersparte 1&1 Versatel für 1,3 Mrd.?€ inkl. Schulden an die 1&1 AG. Ziel ist die Bündelung der Telekommunikationsaktivitäten unter dem Dach der Tochter. Forderungen werden verrechnet, zusätzlich gibt es ein Gesellschafterdarlehen. Ein Mittelzufluss an United Internet erfolgt nicht. United Internet hält rund 87?% an der 1&1 AG.
Amazon investiert USD 15 Mrd. in neue Rechenzentren in Indiana, um die wachsende Nachfrage nach Cloud-Kapazitäten durch KI zu decken. Die Anlagen sollen 2,4 Gigawatt Leistung bringen und rund 1.100 Jobs schaffen. Damit erhöht sich die Gesamtinvestition in Indiana auf über USD 26 Mrd.
Devisen
Die Auswirkungen schwacher deutscher Konjunkturdaten sowie steigender Zinssenkungsphantasien in den USA wirkten gegenläufig auf die Währungsrelation EUR/USD. Im Endeffekt hielt sich der Kurs des EUR über der Marke von USD 1,15, bewegte sich aber nur wenig.
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!
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