Börse am Morgen: Bitcoin, DAX, Ölpreis, Inflationsdaten - Nord LB Marktbericht
Der branchenübergreifende Auftragsmangel ist laut Ifo-Institut die größte Gefahr für den Fortbestand dt. Unternehmen. 8,1% der Firmen sehen ihre wirtschaftl. Existenz derzeit akut bedroht (ein Jahr zuvor lag dieser Wert bei 7,3%). Die ausbleibenden neuen Aufträge, eine schwache Nachfrage sowie zunehmender internationaler Wettbewerb führen zu Liquiditätsengpässen. Klaus Wohlrabe (Leiter Ifo-Umfragen) fasst es wie folgt zusammen: „Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen dürfte damit auch in den kommenden Monaten auf einem hohen Niveau bleiben“.
Im November verliert die dt. Wirtschaft unerwartet stark an Schwung. Der vom Finanzdienstleister S&P Global ermittelte Einkaufsmanagerindex für die Privatwirtschaft – Industrie und Dienstleister zusammen sinkt auf 52,1 Zähler (minus 1 8 Punkte). Zwar bleibt das Barometer damit im expansiven Bereich (Schwelle: 50 Punkte), zuvor befragte Experten hatten jedoch lediglich mit einem Rückgang auf 53,5 Zählern gerechnet. Hauptreiber der überraschend schwachen Ergebnisse ist die Industrie. Hier fällt der Einkaufsmanagerindex sogar auf den niedrigsten Wert seit sechs Monaten (48,2 Punkte; minus 1,2 Zähler). Als Ursache wird auch hier ein rückläufiger Auftragseingang identifiziert.
Wochenausblick
Die Woche startet mit dem ifo-Geschäftsklima, das noch kein wirklich anderes Bild der deutschen Konjunktur vorausschicken dürfte. Am Dienstag sind in den USA dem Vernehmen nach die September-Daten zu die Einzelhandelsumsätze avisiert, allerdings scheint die Veröffentlichung wohl noch aufgrund der Nachwirkungen des Shutdowns mit einer Restunsicherheit behaftet zu sein. Am Donnerstag folgen mit dem GfK-Verbrauchervertrauen und dem Economic Sentiment gleich zwei wichtige Stimmungsindikatoren für Deutschland und den Euroraum. Auch der Wochenschluss hat es mit erwartetermaßen etwas freundlicheren deutschen Oktober-Einzelhandelsumsätzen und vorläufigen, wenngleich voraussichtlich unspektakulären, November-Inflationsdaten nochmal in sich. Daneben melden sich über die Woche verstreut einige EZB-Redner zu Wort.
Aktien- und Rentenmärkte
An den weltweiten Börsen bleibt die Stimmung vor dem Winter frostig. Der dt. Leitindex konnte zum Wochenschluss die psychologisch wichtige Marke von 23.000 zwar halten fiel Intraday aber sogar auf ein Sechs-Monats-Tief von 22.943,06 Punkten. Investoren bleiben weiterhin besorgt, dass es zum Platzen einer KI-Blase kommen könnte. Entsprechend wurden Technologie und Chipwerte aus den Portfolien geworfen. Auch Rüstungswerte kamen zum Wochenschluss unter die Räder (der potentielle Friedensplan der US-Administration birgt Chancen einer Lösung näher zu kommen). Überdies belasten die Equity-Märkte Sorgen über ein Ausbleiben einer weiteren Zinssenkung in den Vereinigten Staaten. Sentiment: Risk off.
DAX -0,80%; MDAX -0,63%; TecDAX -0,69%; Dow Jones +1,08%; S&P 500 +0,98%; Nasdaq Comp. +0,88%.
Die als sicher geltenden Staatsanleihen erfreuten sich in einem Risk-off Umfeld einer höheren Nachfrage. Renditen dt. Bunds fallen um 2bp auf 2,69%. 10-jährige US-Treasuries rentieren bei 4,06% (minus 4bp).
Unternehmen
ZF Friedrichshafen macht Fortschritte beim eingeschlagenen Sparkurs. Der Umsatz ist zwar aufgrund der weiterhin schwachen Automobilbranche, von Zöllen und geopolitischen Spannungen rückläufig (von EUR 31,4 Mrd. auf EUR 28,9 Mrd. vor Jahresfrist), in den ersten neun Monaten konnte der hoch verschuldete Autozulieferer seine Gewinnmarge aber von 2,8% auf 3,7% verbessern. Dies korrespondiert mit einem bereinigtem Betriebsgewinn von rd. EUR 1,1 Mrd. (Vorjahr EUR 880 Mio.). ZF plant den Abbau von 14.000 Stellen. Erst kürzlich konnte man sich mit dem Betriebsrat auf ein Sanierungspaket für die Antriebssparte einigen.
Devisen und Rohstoffe
Kryptowährungen stehen derzeit nicht in der Gunst der Investoren. Bitcoin fällt zum Ende der letzten Woche auf den tiefsten Stand seit mehr als sieben Monaten. Man darf es sich auf der Zunge zergehen lassen. Innerhalb von weniger als zwei Wochen hat sich der Wert um rd. 22% verringert.
Der Preis für das schwarze Gold bleibt weiter auf Talfahrt. Derzeit belasten ironischerweise die Chancen auf einen Frieden im Ukrainekonflikt. Sollte in absehbarer Zukunft eine Lösung gefunden werden, würde dies mit der Lockerung von Sanktionen ggü. russischen Ölkonzernen einhergehen. In der Konsequenz käme wieder mehr Öl auf den derzeit auskömmlich versorgten globalen Ölmarkt.
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