Börse am Morgen: Bayer, Voestalpine, russische Yuan-Anleihen - Nord LB Marktbericht
Das Statistische Bundesamt bestätigte gestern seine Inflationsschätzung. Im Oktober erhöhten sich die Preise zum Vorjahresmonat um durchschnittlich 2,3%. Damit ist die Inflationsrate nach zwei Anstiegen in Folge (August, September) wieder leicht rückläufig. Ein großer Inflationstreiber bleiben die Dienstleistungen. Diese verharren mit 3 5% (Oktober) resp. 3,4% (September) in einem überdurchschnittlichen Terrain.
Tagesausblick
Die britischen BIP-Daten werden heute ein Schlaglicht auf die derzeitige wirtschaftliche Lage der Inselnation werfen, welche sich gerade so noch im Wachstumsbereich befinden dürfte. Verschiedene Hemmnisse, wie z. B. fiskalpolitische Restriktionen, lasten weiterhin auf der Konjunktur. Die Industrieproduktion in der Eurozone sollte da schon deutlich freundlicher ausfallen, wobei sicherlich ein gewisser Rebound-Effekt zum Vormonat eine Rolle spielen dürfte. Obwohl in den USA der Kongress für ein Shut Down Ende gestimmt hat, bleibt es fraglich, ob die heutigen CPIs wieder ausfallen.
Renten- und Aktienmärkte
Russland beabsichtigt erstmalig die Emission von Staatsanleihen in der chin. Währung Yuan. Laut dem russ. Finanzministerium werden die Bonds mit Laufzeiten zwischen drei und sieben Jahren ausgestaltet; die Platzierung soll von der Gazprombank, der Sberbank und VTB Capital verantwortet werden. Insgesamt wird eine Gesamtsumme von bis zu rd. EUR 4,3 Mrd. angestrebt. Es ist geplant, dass Investoren dabei zukünftige Zinszahlungen sowohl in Rubel als auch in Yuan erhalten können. Die neuen Anleihen werden an der unter westlichen Sanktionen stehenden Börse Moskau ausgegeben. Damit sind sie für einen Großteil der ausl. Investoren unzugänglich (insbes. auch für asiatische und chinesische Anleger). Zur Information: Bei russ. Exporteuren und Finanzinstituten haben sich aufgrund der Energieverkäufe in das Reich der Mitte große Summen Yuan angehäuft. Im vergangenen Jahr erreichte der Handel zwischen China und Russland ein Rekordvolumen von USD 245 Mrd. Seit längerem verhandeln beide Länder schon über die Schaffung einer Finanzverbindung damit chin. Investoren einen Zugang zu russ. Vermögenswerten erhalten können. Bisher kam es hierbei aber noch zu keinem Ergebnis.
Aktienmärkte feierten gestern (vorab) das Ende des US-Shutdowns. DAX +1,22%; MDAX +1,26%;TecDAX +1,72%; Dow Jones +0,68%; S&P 500 +0,06%; Nasdaq Comp. -0,26%.
Unternehmen
KWS SAAT (Biotechnologie- & Pflanzenzüchtungsunternehmen sowie Saatguthersteller aus dem nieders. Einbeck) bestätigt seine Prognose für das Gesamtjahr und startet in das neue Geschäftsjahr mit einem erfreulichen, operat. Ergebnis. Das EBITDA hat sich nach einem Verlust von EUR 10 Mio. im Vorjahr auf EUR 4,8 Mio. verbessert (und dies trotz eines rückläufigen Umsatzes von rd. 8%). Die Gesamtsituation bleibt aber weiter herausfordernd. KWS-Finanzvorstand Jörn Andreas fasst es wie folgt zusammen: „Niedrige Preise für Agrarrohstoffe führen weiterhin zu Unsicherheiten bei den Anbauentscheidungen unserer Kunden“.
Bayer (Agrar- und Pharmakonzern) erntet aufgrund von Kostensenkungen im Agrargeschäft in Q3 hingegen Früchte. Zwischen Juli und September zog der bereinigte, operative Gewinn (EBITDA) zweistellig (20,8%) auf EUR 1,51 Mrd. an. Bleibender Wermutstropfen sind die Rechtstreitigkeiten. Die Rückstellungen aufgrund von Rechtslasten für Glyphosat und der Chemikalie PCB wurden wieder erhöht. Veranschlagte Sonderbelastungen i. H. v. EUR 2,5 Mrd. bis EUR 3,5 Mrd. reichen nicht aus.
Voestalpine (Stahlkonzern aus Österreich) wird einen deutschen Standort schließen (Automobil-Zulieferstandort in Birkenfeld) und setzt damit seine Restrukturierung fort. Einer der Hauptgründe sind die neuen US-Zölle i. H. v. 50%, aber auch steigende Arbeits- und Energiekosten gelten als Ursache. Dabei hält der Konzern an seiner Prognose für das Geschäftsjahr fest. Das EBITDA soll um bis zu 15% auf EUR 1,4 bis 1,5 Mrd. steigen und im HJ1 25/26 konnte der Gewinn trotz rückläufigen Umsatzes sogar auf EUR 199 Mio. verbessert werden.
Rohstoffe
Beachtenswert: Die internationale Energieagentur führt ein altes Szenario wieder ein, in dem der Ölverbrauch (weltweit) bis zur Mitte des Jahrhunderts wieder ansteigt und im Jahr 2050 dann auch höher als derzeit notiert. Hart aber herzlich. The trend is your friend! Derzeit herrscht aber gerade ein Überangebot an schwarzem Gold. Entsprechend gaben die Preise für Rohöl gestern massiv nach. Brent verlor über 3% auf USD 61,83/Barrel, WTI rutschte sogar unter das USD 60er-Niveau (minus 4% Intraday).
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!
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