Börse am Morgen: BayWa, ZEW-Daten, US-Shutdown, Getreidepreise - Nord LB Marktbericht
In der dt. Chemieindustrie bleibt die Stimmung schlecht. Das Auftragspolster fällt auf den niedrigsten Wert seit mehr als 30 Jahren. Laut dem Münchner Ifo-Institut ist das Geschäftsklimabarometer im Oktober sogar auf minus 19,4 Zähler gesunken (September 12,0 Punkte). Ifo-Branchenexpertin Anna Wolf bringt es auf den Punkt: „Die Kombination aus mangelnder Wettbewerbsfähigkeit, sinkenden Verkaufspreisen bei gleichzeitig hohen Kosten und schwachen Aufträgen zwingt die Betriebe, Investitionen zu drosseln und Personal weiter abzubauen“.
Einer Analyse des Digitalverbands Bitkom zu Folge fällt die Bundesrepublik Deutschland bei den Rechenzentren und der Rechenkapazität weiter zurück. Zwar wird sich die Anschlussleistung der Serverfarmen in Deutschland bis zum Jahr 2030 auf voraussichtlich 5GW verdoppeln, in den Vereinigten Staaten stehen aktuell aber allein Rechenzentren mit einer Leistung von 48GW zur Verfügung. Aufgrund des steigenden KI-Rechenleistungsbedarfs nimmt der Bauboom bei Rechenzentren stetig zu. In Deutschland konzentrieren sich die Kapazitäten auf den Großraum Frankfurt. Mit rd. 1,1GW entfällt mehr als 1/3 der derzeitigen Leistung auf das dortige Cluster.
Der Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp) hat gestern neue Zahlen publiziert. Bei den Wohnimmobilienpreisen sieht es gut aus. Zwischen Juli und September haben sich die Preise um durchschn. 3,8% binnen Jahresfrist erhöht (im Vergleich zum Vorquartal um 0,8%). Auch bei den Gewerbeimmobilien geht es aufwärts, wenngleich weniger rasant. 2,8% Plus auf Jahressicht (die zugrunde liegenden vdp-Daten basieren auf Immobilientransaktionen von mehr als 700 Finanzinstituten und repräsentieren die Stimmungslage am dt. Wohnungsmarkt adäquat).
Tagesausblick
Mit den ZEW-Daten für November steht heute ein zentraler Frühindikator für die deutsche Konjunktur an. Große Sprünge werden bei den Einschätzungen der Finanzmarktexperten allerdings nicht erwartet – weder bei der aktuellen Lage noch bei den Erwartungen auf Sicht von sechs Monaten. Ein größeres Abweichen von den gestern veröffentlichten sentix-Ergebnissen wäre zudem auch eine Überraschung. Darin hatte sich sowohl für Deutschland als auch für den Euroraum eine Stimmungseintrübung im November eingestellt.
Aktien- und Rentenmärkte
Die globalen Aktienmärkte haben gestern Nachmittag von den Hoffnungen auf ein baldiges Ende des „Shutdowns“ in den Vereinigten Staaten profitiert. Der US-Leitindex S&P 500 konnte wieder die Marke von 6.800 Punkten überspringen. Analoges Bild in Europa beim DAX. Zum Martinstag nur grüne Vorzeichen. Für die 24.000er-Marke hat es aber final insgesamt nicht gereicht. Europ. Rentenmmärkte und US-Treasuries handelten lethargisch.
DAX +1,65%; MDAX +1,21%; TecDAX +0,90%; Dow Jones +0,81%; S&P 500 +1,54%; Nasdaq Comp. +2,27%.
Unternehmen
BayWa schreitet bei seiner Sanierung voran. Die Tochter BayWa Dienstleistungs GmbH (EDL) wird an die EGC (Energiedienstleister und Dekarbonisierungspartner der Immobilienwirtschaft) veräußert. EDL wurde im Jahr 2009 gegründet und betreibt an 52 Standorten Biomasse-Wärmeerzeugungsanlagen. Über die Höhe des Kaufpreises wurden keine Angaben bekannt.
Rohstoffe
Die Getreidepreise werden an den Weltmärkten gemacht. Das müssen die dt. Landwirte wohl oder übel akzeptieren. Da der Markt global gerade sehr gut versorgt ist, bleibt nur eine Möglichkeit. Wer keine Liquidität benötigt, lagert die Ernte ein und hofft auf steigende Preise. Weizen wird an der Euronext für den Dezembertermin bei rd. EUR 192 pro Tonne gehandelt (für den Märzkontrakt liegt der Kurs bei ca. EUR 195/t).
Die Lage bleibt weiterhin fragil. Auch in den USA. Nach dem Treffen von Xi Jinping und Donald Trump hatten sich die US-amerikanischen Farmer auf chinesische Sojabohnenkäufe von bis zu 12 Mio. t eingestellt. Bisher fallen die Orders aus dem Reich der Mitte aber aus und Peking bestellt weiter fleißig in Südamerika. Das belastet auch den Weizenkurs. Für die nächsten Monate bleibt den europ. Ackerbauern allein der Blick auf die Entwicklung der Getreideexportpreise. Russlands Exporttätigkeiten nehmen gerade zu und die neue Ernte auf der Südhalbkugel ist vielversprechend. Die Augen der Händler schauen daher gespannt auf den 14. November. Dann steht die Veröffentlichung des neuen USDA WASDE-Berichts (amerikan. Landwirtschaftsministerium) an. Seit den letzten Zahlen sind schon zwei Monate vergangen. Vielleicht kommt jetzt eine Trendwende bei den seit Monaten fallenden Kursen?
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