USA: Services PMI - Kommt kleine Hausse bei den Dienstleistern? - Nord LB
Die US-Nachrichten des heutigen Tages werden zwar vor allem politisch dominiert – die größte Stadt der USA hat nämlich einen neuen Bürgermeister und die Bundesstaaten New Jersey und Virginia zwei neue Gouverneure – aus der ökonomischen Warte kommt man deshalb aber trotzdem nicht am heutigen PMI vorbei. Die Dienstleistungsbranche der USA sendet mittels der soeben veröffentlichten Einkaufsmanagerbefragung des ISM wichtige Signale, denn mit 52,4 Punkten vermag man wieder stärker in die Expansionszone zu wachsen. In den aktuellen Zeiten der Datenarmut rückt dieser Index in der Priorität noch weiter nach oben, wobei die Details für den ein oder anderen sogar noch spannender sein dürften.
Als eine der Proxy-Variablen für den ausgesetzten Arbeitsmarktbericht kann heute die Beschäftigungskomponente herangezogen werden. Ein Indikator unterhalb der Expansionsschwelle von 50 Punkten zeigt an, dass die Beschäftigungssituation in den Unternehmen in Summe eher angespannt ist. Entweder setzt man Arbeitskräfte frei oder wartet lieber noch etwas mit der Neubesetzung vakanter Positionen. Der heutige Wert von 48,2 Punkten könnte sich also perspektivisch noch negativ auf die Non-Farm Payrolls und die Arbeitslosenquote auswirken, auch wenn sich die Lage mit einem Plus von 1,0 Punkten etwas entspannt zu haben scheint. Die heute ebenfalls veröffentlichten, von privater Seite ermittelten ADP-Daten zur Beschäftigungsänderung geben ein etwas freundlicheres Bild ab, wenngleich ein Stellenzuwachs von 42 Tausend neuen Stellen im Oktober nur gerade so aufwiegen kann, was in den beiden Monaten davor verloren ging (-32k). Die Notenbanker in Washington dürften diese Daten eher zur Vorsicht gemahnen.
Von geldpolitischer Relevanz ist in den Unterkomponenten natürlich auch die Preiskomponente. Steigt hier der Wert, so dürften die Produkte und Dienstleistungen aus den Lieferketten demnach teurer werden, was letztlich auch auf die Inflation durchschlagen könnte. Die „Prices Paid“ ziehen bei den Dienstleistern demnach an, wenn auch nur leicht. Bemerkenswert ist dabei mit einem Augenzwinkern, dass sich die Preiskomponente den 101. Monat in Folge im Wachstumsterritorium befindet – auch das Entertainment-Business aus Hollywood und Co. fließt in diese Umfrage mit ein, was man durchaus auch an den Kinokassen im Geldbeutel spürt!
Nicht weniger blockbusterverdächtig ist die Auftragskomponente von 56,2 Punkten mit einem Plus von 5,8 Punkten. Die Binnennachfrage hat demnach kräftig angezogen und füllt die Auftragsbücher ordentlich. Dem gegenüber stehen zwar die „Auslandsaufträge“ mit 47,8 Punkten, diese sind aber ebenfalls um 1,3 Punkte gestiegen. Die Zukunft der Dienstleister sieht demnach gar nicht so schlecht aus.
Jene Geschäftsbereiche, welche Beratungsfunktionen für Finanz-, Steuer- und Zollfragen anbieten, sind aktuell natürlich sehr gefragt. Aber auch der Einzel- und Großhandel spricht von einer Hausse ohne logistische Probleme – ein gewichtiges Signal! Der Shutdown sorgt aber weiter für eine gewisse Unsicherheit.
Fazit: Die heute veröffentlichte Einkaufsmanagerbefragung aus dem Dienstleistungssektor zeichnet ein vornehmlich positives Bild der Lage. Mit 52,4 Punkten vermochte die Headline Rate wieder stärker in die Expansionszone zu wachsen. Zwar lastet die Beschäftigungskomponente auf der Zeitreihe, die in die Zukunft schauend Auftragskomponente ist aber schon eine positive Überraschung. Nichtsdestotrotz dürften die Notenbanker aus Washington jene Daten im Auge haben, welche aufgrund des Shutdowns aktuell nicht von „offizieller“ Seite veröffentlicht werden, und das betrifft in erster Linie den Arbeitsmarkt. Aus unserer Sicht bildet eine diesjährig letzte Zinssenkung der Fed Funds Target Rate im Dezember weiterhin das „Baseline-Szenario“, auch wenn Powell zuletzt für etwas Ernüchterung gesorgt hatte. Der Realzins bleibt voraussichtlich auskömmlich negativ und der abkühlende Arbeitsmarkt weiterhin das Hauptproblem der Fed.
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