Börse am Morgen: Evonik, Totalenergies, Mag-7 Aktien, ifo-Index - Nord LB Marktbericht
Europ. Finanzinstitute vergaben im September Unternehmensdarlehen leicht restriktiver. Während es im August noch einen Zuwachs von 3,0% bei der Kreditvergabe gab, reichten die Institute im September „nur“ noch 2,9% mehr Firmendarlehen als noch vor Jahresfrist aus.
Der ifo-Geschäftsklimaindex hat sich im Oktober mit einem Stand von 88,4 Punkten leicht aufgehellt. Hauptgrund sind die auf ein neues Dreijahreshoch gekletterten Geschäftserwartungen der Unternehmenslenker (während die aktuelle Lage den dritten Monat in Folge schlechter beurteilt wurde). Nicht zuletzt das uneinheitliche Bild innerhalb der untersuchten Branchen unterstreicht allerdings die anhaltende Zögerlichkeit in der dt. Wirtschaft. Sowohl die hausgemachten polit. Probleme schlagen weiter auf die Stimmung als auch die zahlreichen Gründe auf intern. Bühne. Die direkten und indirekten Belastungen durch die USZollpolitik werden für die dt. Industrie immer spürbarer, zunehmend mit Sorge geraten Umlenkungseffekte bei chinesischen Vorleistungsgütern in den Blick. Aber auch die verwundbaren Halbleiter-Lieferketten europäischer Hochtechnologie-Industrien bleiben ein neuralgischer Punkt. Angesichts des jüngsten Konflikts um einen wichtigen Chiphersteller in den Niederlanden und der potenziellen Tragweite von Lieferausfällen auf die Produktion in Hochtechnologiebranchen hätten die gestrigen Daten durchaus auch Potenzial gehabt, schlechter auszufallen.
Tagesausblick
Heute stehen in den derzeit gezwungenermaßen datenseitig ruhigen Vereinigten Staaten gleich mehrere Stimmungsindikatoren auf dem Programm. Neben dem Richmond Fed Index wird auch das Verbrauchervertrauen des Conference Board veröffentlicht. Angesichts der ungelösten Konflikte rund um den Haushaltsstreit in Washington hoffen Beobachter in diesen Daten vor allem auf Hinweise zu einer gewissen Robustheit der Konsumnachfrage. In Deutschland richtet sich der Blick auf das GfK-Verbrauchervertrauen, das auch im November angesichts anhaltender Unsicherheit und geopolitischer Spannungen voraussichtlich weiterhin auf dem in diesem Jahr schier festgefahrenen niedrigen Niveau verharren dürfte.
Renten- und Aktienmärkte
In der Woche der G-7-Notenbanken (morgen Bank of China und Federal Reserve, Donnerstag Bank of Japan und EZB) verhalten sich die bedeutenden weltweiten Staatsanleihemärkte abwartend. Renditen 10-jährigener europ. Sovereign Bonds fallen leicht (zw. 1 und 3 Basispunkte). Auch die Renditen von 10-Y-US-Treasuries und jap. Bonds mit 10-jähriger Laufzeit fallen marginal.
An der Wall Street führen die Wetten auf weiter fallende Zinsen in Kombination mit einer bevorstehenden Einigung im US-China-Handelsstreit zu immer neuen Rekorden. Zusätzliches Spekulationsfeuer erhält die Börse in dieser Woche auch noch aufgrund der bevorstehenden Zahlen von fünf Unternehmen (Amazon, Apple, Alphabet, Meta und Microsoft) der Mag-7. Dow Jones +0,71%; S&P 500 +1,23%; Nasdaq Comp. +1,86% 24,89% Performance auf Sicht von 12 Monaten.
Auch der deutsche Leitindex profitierte am Montag von der ausgeprägten Risk-On Stimmung. Steht einer Jahresendrallye wirklich noch etwas im Wege? DAX +0,28%; MDAX -0,50%; TecDAX +0,07%.
Unternehmen
Der franz. Energiekonzern Totalenergies wurde von einem Gericht in Paris wegen irreführender Informationen über seine eigenen Umweltverpflichtungen & Klimastrategie verurteilt (sogenanntes Greenwashing). Laut Greenpeace ist es weltweit das erste Mal, dass ein großes Öl- und Gasunternehmen gerichtlich wegen Täuschung der Öffentlichkeit in Bezug auf seinen Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel verurteilt wurde. Den Konzern wird das Urteil kaum tangieren, trotzdem hat es Symbolcharakter.
Kritische Töne bzgl. des CO2-Gebührensystems verteilt Christian Kullmann (Chef des Chemiekonzerns Evonik). Die Idee, den CO2-Ausstoß zu bepreisen und so den Klimawandel zu bekämpfen, sei zwar „großartig, sie funktioniert aber nicht in der Realität …so ein System kann nur funktionieren, wenn der Rest der Welt mitmacht und wir damit ein vergleichbares Wettbewerbsumfeld haben“.
Rohstoffe
Zum Anfang der neuen Woche konsolidierten die Ölpreise. Nach dem Kurssprung der letzten Tage wirkten die Signale über eine Entspannung im US-China-Zollstreit preisberuhigend.
Beim als sicherer Hafen geltenden Gold hielt in diesem Umfeld von Entspannungssignalen die Korrekturphase an. Das gelbe Edelmetall durchbricht die USD 4.000-er Marke und fällt rd. 3%.
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!
