Auftrieb aus den USA: u.a. MTU, Rheinmetall, Teamviewer - Börse München
Die deutschen Aktienbörsen haben sich in der vergangenen Woche von ihren Vorwochenverlusten erholt und mehrheitlich zugelegt. Für bessere Stimmung an den Märkten sorgten einerseits Hoffnungen auf eine Lösung oder zumindest Annäherung im Handelskonflikt zwischen den USA und China. US-Präsident Donald Trump hatte sich in dieser Richtung geäußert. Zudem traten die Sorgen um den Zustand von US-Regionalbanken, die am Freitag der Vorwoche die Kurse erheblich belastet hatten, weit in den Hintergrund, in den vergangenen Handelstagen spielten sie praktisch keine Rolle mehr. Am vergangenen Freitag lieferten dann die jüngsten US-Inflationszahlen einen weiteren positiven Impuls. Diese waren geringer ausgefallen als erwartet, was die Hoffnungen auf eine Zinssenkung durch die US-Notenbank Fed, die vielen Marktteilnehmern ohnehin als gesichert gilt, weiter wachsen ließ.
Der Deutsche Aktienindex (Dax) gewann im Wochenvergleich 1,7 Prozent auf 24.239,89 Punkte. Der MDax zog um 2,6 Prozent an auf 30.291,98 Zähler. Der TecDax legte um 1,9 Prozent zu auf 3.727,54 Punkte. Der m:access All-Share gab 0,6 Prozent ab auf 1.242,46 Zähler.
Im Dax verteuerten sich die Titel von Rheinmetall, in der Vorwoche aufgrund von Gewinnmitnahmen noch die größten Verlierer im Index, um 6,2 Prozent. Viele Anleger sahen die jüngsten Rücksetzer als Einstiegskurse, zudem profitierte der Rüstungskonzern von einem weiteren Großauftrag und nachlassenden Hoffnungen auf eine baldige Lösung des Kriegs in der Ukraine. Noch deutlicher nach oben, nämlich um 6,9 Prozent, ging es mit dem Kurs von MTU Aero Engines. Hier beflügelten unter anderem Quartalszahlen sowie Prognoseerhöhungen der US-Branchenwerte GE Aerospace, Lockheed Martin und RTX. Deutlich abwärts ging es dagegen im MDax für die Titel von Teamviewer (WKN: A0D9PT, ISIN: DE000A0D9PT0, Chart, News), die um 19,3 Prozent absackten. Die Anleger reagierten damit auf die gesenkten Wachstumsziele des Softwareunternehmens.
Die Kurse an den deutschen Anleihemärkten haben in der vergangenen Woche ihren Aufwärtstrend der Vorwochen gestoppt und nachgegeben. Nach einem impulsarmen Handel in der ersten Wochenhälfte sanken die Notierungen der Bundespapiere. Hintergrund waren einerseits steigende Ölpreise, die Inflationserwartungen schürten, andererseits besser als prognostiziert ausgefallene Konjunkturdaten aus der Eurozone. Die niedriger als erwartete Teuerung in den USA blieb ohne größere Auswirkungen an den Anleihemärkten, hier wird ohnehin allgemein mit einer Zinssenkung der Fed gerechnet. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe erhöhte sich im Wochenvergleich von 2,58 auf 2,62 Prozent. Die Umlaufrendite zog von 2,46 auf 2,54 Prozent an.
Die US-Aktienbörsen haben in der vergangenen Woche weiter zugelegt und neue Rekordstände verzeichnet. Etliche gut aufgenommene Unternehmenszahlen im Rahmen der Berichtssaison sowie vor allem die moderater als prognostiziert ausgefallenen Inflationsdaten ließen die Anleger bei den Dividendentiteln zugreifen. Der Dow-Jones-Index legte im Wochenvergleich um 2,2 Prozent zu auf 47.207,12 Punkte. Der breiter gefasste S&P-500 stieg um 1,9 Prozent auf 6.791,69 Zähler. Der technologielastige Nasdaq-100 kletterte um 2,2 Prozent auf 25.358,16 Punkte. Alle drei Indizes markierten am vergangenen Freitag neue Rekordhochs.
Ausblick
Kommt es zu keinen unvorhergesehenen Ereignissen, dürfte die Geldpolitik in der aktuellen Woche das große Thema an den deutschen Aktienbörsen sein. In den kommenden Tagen geben sowohl die US-Notenbank Fed als auch die Europäische Zentralbank (EZB) die Ergebnisse ihrer Zinssitzungen bekannt. Dabei wird von Seiten der Fed allgemein mit einer Zinsreduktion um 0,25 Basispunkte gerechnet, die am vergangenen Freitag bekanntgegebenen Inflationszahlen hatten diese Erwartung nochmals befeuert. Mit einer Zinsänderung durch die EZB rechnet dagegen kaum ein Beobachter. Umso größer dürfte die Aufmerksamkeit bei den Erläuterungen durch EZB-Chefin Christine Lagarde sein, da sich die Marktteilnehmer Hinweise auf das weitere Vorgehen erhoffen. Im Falle anderer Ergebnisse der beiden Notenbanksitzungen dürfte sich die Überraschung deutlich an den Börsen bemerkbar machen. Auch die Bank of Canada und die Bank of Japan geben in der aktuellen Woche ihre Zinsentscheidungen bekannt.
Zudem dürfte die Berichtssaison für Impulse sorgen, die auch das Potenzial für Einfluss auf den Gesamtmarkt haben. In den USA legen nämlich die fünf Tec-Riesen Alphabet, Amazon, Apple, Meta und Microsoft Ergebnisse und Ausblicke vor, diese könnten deutlich über die Einzelwerte und auch die Tec-Branche hinauswirken. Hierzulande werden unter anderem die Berichte von Adidas, Airbus, BASF, Deutsche Bank, Mercedes-Benz und Volkswagen erwartet.
Auch auf die anstehenden Konjunkturdaten dürften die Anleger blicken, stehen doch mit dem Ifo-Geschäftsklimaindex und dem Bruttoinlandsprodukt für Deutschland hochkarätige Zahlen auf der Agenda. Aus den USA ist eine Vielzahl von Veröffentlichungen angekündigt. Und von Seiten der Politik könnten ebenfalls wichtige Impulse kommen, hier steht vor allem die Nachrichtenlage in Bezug auf den US-amerikanisch-chinesischen Handelskonflikt im Fokus. Bereits am Wochenende gab es positive Signale in Richtung einer Einigung, die für merklichen Auftrieb an den Märkten sorgen könnten.
Ausgewählte wichtige Termine der Woche
Montag, 27.10.: Ifo-Geschäftsklimaindex (Deutschland); Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter in den USA; Dallas Fed Herstellungsindex (USA)
Dienstag, 28.10.: GfK-Verbrauchervertrauen (Deutschland); Konsumklima in den USA; Hauspreis-Index für die USA
Mittwoch, 29.10.: Ergebnis der Ratssitzung der US-Notenbank; Zinsentscheid der Bank of Canada
Donnerstag, 30.10.: Bruttoinlandsprodukt Deutschlands; Verbraucherpreise in Deutschland; Arbeitslosenzahlen für Deutschland; Ergebnis der Ratssitzung der Europäischen Zentralbank; Bruttoinlandsprodukt der Eurozone; Geschäftsklima in der Eurozone; Verbrauchervertrauen in der Eurozone; Arbeitslosenzahlen für die Eurozone; Bruttoinlandsprodukt der USA; Zinsentscheid der Bank of Japan
Freitag, 31.10.: Einzelhandelsumsätze in Deutschland; Verbraucherpreise in der Eurozone; Persönliche Einkommen und Ausgaben in den USA; Chicagoer Einkaufsmanagerindex (USA)
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