Pyramid: „100-Millionen-Euro-Auftrag dank KI-Boom“
Drei News in einer Meldung gab es in der vergangenen Woche von Pyramid: Ein neuer Rahmenvertrag über die Lieferung von KI-Servern mit einem Volumen von mehr 100 Millionen Euro und ein optimistischer Ausblick auf die Geschäftsjahre 2026 sowie 2027 sorgten für einen Kurssprung der Pyramid-Aktie. Weniger schwer ins Gewicht fiel dabei die Prognosekorrektur für 2025 aufgrund der Verschiebung diverser Aufträge.
Im Exklusivgespräch mit der Redaktion von 4investors.de spricht CEO Andreas Empl über die Positionierung von Pyramid als einen der führenden deutschen Server- und Storagehersteller, das Gütesiegel „Made in Germany“ und das Thema Arbeitskräftemangel als Trendbeschleuniger im Bereich Selbstbedienungslösungen.
4investors.de: Pyramid hat einen Rahmenvertrag für die Lieferung von Hochleistungsservern mit KI-Funktionalität abgeschlossen. Könnten Sie uns ein paar Hintergründe zu dieser Order geben?
Empl: Die Pyramid Computer GmbH, eine 100%ige Tochtergesellschaft der Pyramid AG, hat von einem deutschen Bestandskunden den größten Einzelrahmenvertrag in der Geschichte des Unternehmens erhalten. Nach derzeitiger Planung erwarten wir hieraus ein Umsatzvolumen in Höhe von mehr als 100 Millionen Euro – dies ist der Lohn dafür, dass wir uns frühzeitig auf den KI-Boom vorbereitet haben. Dieser Rahmenvertrag beinhaltet die Herstellung modernster, speziell für KI-Funktionen entwickelter Hochleistungsserver. Wir sehen dies als weiteren strategischen Meilenstein in unserer Positionierung als einer der führenden deutschen Server- und Storagehersteller.
4investors.de: Wie verteilen sich die Umsätze aus dem Rahmenvertrag auf 2025 und die kommenden Jahre? Und wie sicher ist es, dass das gesamte Volumen auch abgerufen wird?
Empl: Wir gehen derzeit davon aus, dass wir bereits in 2025 einen kleinen Teil des Gesamtvolumens ausliefern können. Der Großteil der Fertigung startet voraussichtlich im Jahr 2026 und läuft bis mindestens in das Jahr 2028. Die detaillierte Verteilung des Auftrags geschieht nach Kundenwunsch. 2026 sehen wir eine Anlaufphase mit bis zu 20 Prozent des Volumens, in den Folgejahren erwarten wir eine weitere Steigerung. Mehr Details dürfen wir aus Vertraulichkeitsgründen leider nicht nennen. Wir gehen aber davon aus, dass das gesamte Volumen abgerufen wird.
4investors.de: Wo werden die Server produziert? Ist für diesen 100-Millionen-Euro-Auftrag eine zusätzliche Finanzierung notwendig?
Empl: Die KI-Hochleistungsserver werden u. a. in unserem Werk in Thüringen produziert. Das Gütesiegel „Made in Germany“ ist hier auch ein entscheidendes Qualitätskriterium. Und wir werden analog zu den vergangenen Jahren eine Working-Capital-Finanzierung einsetzen, so dass wir zur Finanzierung dieses Auftrags kein zusätzliches Eigenkapital benötigen.
4investors.de: Will sich Pyramid mit diesem Rahmenvertrag im Rücken noch stärker auf das Geschäft mit Server- und Storagelösungen fokussieren, nicht zuletzt unter anderem auch aufgrund der geringer als erwarteten Ergebnisse bei der Tochter Faytech?
Empl: Im Gegensatz zum gesamten Wettbewerbsumfeld konnten wir uns hervorragend positionieren als führender Anbieter von individuellen Server- und Storagelösungen. Anders als viele Wettbewerber wachsen wir in diesem Bereich und gewinnen weitere Marktanteile. Deshalb werden wir uns in diesem Bereich verstärkt positionieren.
4investors.de: Sie berichten zudem von einer „erfreulichen Umsatzentwicklung“ bei Ihren Polytouch Selbstbedienungslösungen für den Handel und die Systemgastronomie. Woher kommen diese positiven Impulse?
Empl: Ein wesentlicher Impuls kommt von einem bestehenden Großkunden aus dem sogenannten Quick-Service-Restaurant-Segment, der sich dafür entscheiden hat, das bestehende Produktsortiment weiter auszurollen. Zudem gewinnen wir immer mehr den Eindruck, dass große Ketten auf die Vorteile der digitalen Automatisierung insbesondere der Selbstbedienungsterminals setzen. Vor allem das Thema Arbeitskräftemangel beschleunigt diesen Trend.
4investors.de: Trotz der positiven Entwicklung bei Polytouch beinhalteten die jüngsten News auch eine gesenkte Prognose für 2025. Was waren die wesentlichen Gründe für die verringerten Umsatz- und Ergebnisschätzungen?
Empl: Zu den wesentlichen Gründen zählen die in China ansässigen Konzerngesellschaften der Marke Faytech, die eine im Vergleich zum Vorjahr schlechtere Auslastung in der Produktion aufweisen. Zudem blieben die Auftragseingänge in den amerikanischen Niederlassungen zuletzt hinter den Erwartungen zurück, mit entsprechenden Auswirkungen auf die Umsatz- und Ergebnissituation. Und nicht zuletzt die später als erhoffte Erteilung von Großaufträgen und die damit verbundenen Verschiebungen ins Jahr 2026.
4investors.de: Wie konservativ sind vor diesem Hintergrund die Prognosen für die kommenden beiden Jahre ausgefallen?
Empl: Den vermeldeten großen Rahmenvertrag über KI-Server haben wir hinsichtlich des Volumens sehr konservativ in den kommenden zwei Jahren berücksichtigt. Wie auch unsere Konkurrenten sind wir jedoch durch die vor allem in Deutschland, unserem wichtigsten Markt, äußerst verhaltene wirtschaftliche Entwicklung mit regelmäßigen Verzögerungen bei Investitionsentscheidungen gewarnt. Deshalb begrüßen wir sehr, dass viele der von uns produzierten Produkte in den kommenden Jahren im Ausland eingesetzt werden, was für alle unsere Marken gilt. Insofern sind wir zuversichtlich, unseren Umsatz bis 2027 auf 115 Millionen Euro bis 130 Millionen Euro erhöhen und das EBITDA in diesem Zuge auf 6,0 Millionen Euro bis 7,5 Millionen Euro steigern zu können.
