Börse am Morgen: Bitcoin, Oracle, SAP, Konjunkturdaten - Nord LB Marktbericht

Nach einem monatelangen Abwärtstrend zeigt das Konsumklima in Deutschland im Oktober eine leichte Erholung: Der GfK-Index stieg um 1,2 Punkte auf -22,3. Ökonomen hatten lediglich -23,3 erwartet. Ausschlaggebend war vor allem ein deutlicher Anstieg der Einkommenserwartungen. Dennoch bleibt das Niveau niedrig. Geopolitische Unsicherheiten, Jobängste und Inflationssorgen bremsen eine nachhaltige Erholung. Die Einkommenserwartung stieg im September auf 15,1 Punkte (August: 4,1), doch die Anschaffungsneigung sank auf -11,6 – der tiefste Wert seit Juni 2024. Hohe Preise für Lebensmittel und Energie sowie Unsicherheit durch die geopolitische Lage halten Verbraucher weiter vom Kauf ab. Auch die Konjunkturerwartungen verschlechterten sich: Der entsprechende Indikator fiel um 4,1 Punkte auf -1,4 – der niedrigste Stand seit Januar. Eine baldige wirtschaftliche Erholung erwarten die Verbraucher nicht.
Deutsche Exporteure zeigen sich trotz US-Zöllen etwas zuversichtlicher. Die Ifo-Exporterwartungen stiegen im September auf +3,5 Punkte (August: -3,0). Die Automobilbranche blickt besonders optimistisch auf das Auslandsgeschäft – der Indikator erreichte mit 16,7 Punkten den höchsten Stand seit April 2023. Auch Möbelhersteller und Produzenten elektrischer Ausrüstungen erwarten eine steigende Nachfrage. Die Getränkeindustrie bleibt positiv gestimmt, wenn auch etwas verhaltener. Lebensmittelhersteller verzeichnen eine leichte Erholung, nachdem im August deutliche Rückgänge gemeldet wurden. Der Maschinenbau rechnet hingegen mit weniger Auslandsaufträgen. Auch Metall-, Textil- und Bekleidungsunternehmen kämpfen weiter mit schwierigen Exportbedingungen.
Die US-Industrie verzeichnete im August ein überraschend starkes Wachstum im Neugeschäft. Wie das Handelsministerium mitteilte, stiegen die Bestellungen für langlebige Güter – darunter Haushaltsgeräte und Flugzeuge – gegenüber dem Vormonat um 2,9 Prozent. Ökonomen, die von der Nachrichtenagentur Reuters befragt wurden, hatten hingegen mit einem Rückgang von 0,5 Prozent gerechnet. Im Juli waren die Aufträge noch um revidierte 2,7 Prozent gesunken.
Tagesausblick
Der Wochenschluss wartet nochmal mit aktuellen Daten zum favorisierten Inflationsmaß der Fed auf. Parallel zum PCE-Deflator samt -Kernrate liefern darüber hinaus die Zahlen zum persönlichen Einkommen und Konsum wichtige Hinweise auf die sagenumwobene Widerstandskraft der privaten Haushalte in den USA. Angesichts von zunächst wahrscheinlich anziehenden Inflationsraten mag die in den Fokus der Notenbanker in Washington gerückte Strategie zur Umsetzung von zwei weiteren kleinen Zinssenkungen in 2025 zunehmend eine Mehrheit im FOMC finden. Marktteilnehmer werden daher genau hinhören, wenn Fed-Gouverneurin Bowman am Nachmittag spricht.
Aktienmärkte
Die kräftig angezogenen Neuaufträge der US-Industrie und eine geringer als erwartete Zahl der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA nährten Zweifel am weiteren Zinssenkungspfad der amerikanischen Notenbank. Dies belastete die Aktienbörsen sowohl in Europa als auch in den USA. Nachdem die USA den Import medizinischer Artikel nun genauer betrachten, gaben die Kurs europäischer Medizintechnikunternehmen nach. Fester notierten dagegen die hiesigen Automobiltitel, nachdem gestern der auf 15% abgesenkte US-Zollsatz rückwirkend zum 1. August in Kraft trat. An der Wall Street fielen Oracle um 5,5%, nachdem der Konzern ankündigte, für den Ausbau des Cloud-Geschäfts für KI USD 18 Mrd. Schulden aufzunehmen.
DAX -0,56%%; MDAX -0,91%; TecDAX -1,14%; Dow -0,38%; S&P 500 -0,50%; Nasdaq Comp. -0,50%.
Unternehmen
Die EU-Kommission hat eine Untersuchung gegen SAP eingeleitet. Der Vorwurf: SAP soll den Wettbewerb bei Wartungsdiensten für seine ERP-Software behindert haben. Kommissions-Vizepräsidentin Teresa Ribera äußerte Bedenken, dass dies die Auswahl für europäische Kunden einschränke und Kosten erhöhe. SAP kündigte an, mit der Behörde zu kooperieren, äußerte sich jedoch überzeugt, dass die eigenen Richtlinien und Maßnahmen „vollständig im Einklang mit den Wettbewerbsregeln" stünden.
Devisen
Der EUR litt unter der Unsicherheit über den weiteren Zinskurs der Fed und fiel unter USD 1,17.
Die Abkehr von riskanten Anlageklassen machte sich auch bei Kryptos bemerkbar. So rutschte bspw. Bitcoin unter die psychologisch wichtige Marke von USD 110.000.
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