Börse am Morgen: Gerresheimer, Nissan, Rheinmetall, Unicredit, Brent - Nord LB Marktbericht

Arbeitsmarkt: Einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zufolge stößt das Arbeitskräfteangebot an seine Grenzen. Das IAB erwartet für 2026 erstmals seit 2020 wieder eine rückläufige Zahl der Erwerbstätigen. Zuwanderung und eine höhere Erwerbsbeteiligung können laut dem Forschungsinstitut der Bundesagentur für Arbeit das Ausscheiden der geburtenstarken Babyboomer-Jahrgänge nicht mehr kompensieren.
Immobilien: Innerhalb eines Jahres haben sich die Preise für Eigentumswohnungen (in kreisfreien Großstädten außerhalb der sieben Metropolen) um rd. 5% verteuert. In Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf - stiegen die Preise für Eigentumswohnungen hingegen „lediglich“ um 2,4%. Laut Statistischem Bundesamt ist dies der dritte Anstieg in Folge (im Vergleich zum Vorjahresquartal).
Konjunktur: Gestern hat das Münchner ifo-Institut aktuelle Ergebnisse seiner monatlichen Konjunkturumfrage veröffentlicht. Demnach hat die Unternehmensstimmung im September einen überraschend deutlichen Dämpfer erhalten. Der ifo-Geschäftsklimaindex sank erstmals seit April wieder und notiert nur noch bei 87,7 Punkten. Die Geschäftserwartungen der Unternehmen haben sich gegenüber dem Vormonat deutlich von 91,4 auf 89,7 Punkte eingetrübt. Aber auch die Einschätzung zur aktuellen Lage verschlechterte sich auf 85,7 Punkte. Zuletzt wurde die aktuelle Situation im Februar schlechter beurteilt. Erste Wirkungen der US-Zollpolitik werden zunehmend spürbar. Zudem dürften Enttäuschungen über die Umsetzung des Fiskalprogramms und geringe Erwartungen an den „Herbst der Reformen“ ihr Übriges getan haben.
Tagesausblick
Heute startet die Commerzbank den Aktienrückkauf von in Summe bis zu einer Milliarde Euro. Dies könnte noch in diesem Jahr zu einem Problem für die Unicredit werden. Durch den Rückkauf könnte die italienische Großbank die 30%-Schwelle (ohne eigenes Zutun) überspringen. Dann wäre automatisch ein Übernahmeangebot fällig.
Renten- und Aktienmärkte
Nach den jüngsten Äußerungen Trumps bei der UN standen am Mittwoch Rüstungswerte in der Gunst der Investoren. Rheinmetall erklomm ein neues Rekordhoch. Trotzdem will der dt. Leitindex nicht mehr richtig marschieren. Die gestrigen Ifo-Zahlen hinterlassen auch hier ihre Spuren. DAX +0,23%; MDAX +0,15%; TecDAX +0,27%. Dow Jones -0,27%; S&P 500 -0,28%; Nasdaq Comp. -0,34% Europ.
Rentenmärkte schlossen gestern richtungslos mit wenig Bewegung. Allein die Renditen von US-Treasuries zogen leicht an (+3bp auf 4,14%).
Unternehmen
Ein finanzstarkes Konsortium aus dem norwegischen Staatsfonds, dem niederländischen Pensionsfonds APG sowie dem singapurischen Staatsfonds GIC sichert sich eine 46%-Beteiligung am Netzbetreiber Tennet Deutschland (Gesamtkosten: EUR 9,5 Mrd.). Die Niederlande (als Tennet-Eigentümer) hatten schon seit länger Zeit nach potenziellen Investoren Ausschau gehalten. Für die bevorstehende Energiewende sind in Zukunft Milliarden für den Ausbau und die Modernisierung der Stromnetze fällig. Die Bundesrepublik zeigt weiterhin Interesse an einer Minderheitsbeteiligung; Gespräche sollen daher wieder aufgenommen werden.
Gerresheimer sieht sich mit einer Prüfung der Finanzaufsicht BaFin wegen eines möglichen Verstoßes gegen Rechnungslegungsvorschriften konfrontiert. Die Behörde begründet die Untersuchung mit Ungereimtheiten bei der Verbuchung von Umsatzerlösen (explizit geht es um sogenannte „Bill- und Hold“-Vereinbarungen). An der Börse kam die Mitteilung überhaupt nicht gut an (-30%). Erst kürzlich generierte Gerresheimer mit dem Austausch seines Finanzvorstandes bereits Publicity.
Nicht nur die BaFin zeigt Zähne. Auch bei unseren franz. Nachbarn kommt es zu Sonderprüfungen. Hier trifft es den mitten in einer Sanierung stehenden Autobauer Nissan. Die franz. Wettbewerbsbehörde des Wirtschaftsministeriums prüft explizit die Zahlungsmoral des japanischen Autobauers ggü. seinen Zulieferern. Das franz. Recht sieht hier eine Frist von 60 Tagen vor. Nissan ist bei den Behörden aufgrund seiner Zahlungspraktiken kein unbeschriebenes Blatt. Erst im vergangenen Jahr stellten jap. Aufsichtsbehörden fest, dass Nissan mehrere Zulieferer innerhalb von zwei Jahren rd. USD 20 Mio. zu wenig bezahlt hatte.
Rohstoffe
Brent bestätigte zur Wochenmitte seine Performance und nimmt die USD-79-Schwelle pro Barrel wieder klar ins Visier.
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!