Irre Aktienkurse - Börse München

Es war eine Woche der Notenbanken: Die Fed in den USA senkte den Zins um 25 Basispunkte – da hatten sich manche mehr erhofft. Die Bank of England beließ den Zins unangetastet – das war auch so erwartet worden. Und die Bank of Japan verkündete, ihre ETF-Bestände sukzessive zu verkaufen – und hat damit die Märkte überrascht.
Leere Kassen, volle Trachten
Der Bundestag debattiert über den Haushalt des laufenden Jahres. Die taz erkennt darin vor allem ein Duell: „Haushaltsdebatte im Bundestag: Merz gegen Weidel“. Verabschiedet wurde der Haushalt: „Bundestag beschließt Haushalt 2025 – mit 140 Milliarden Euro Neuverschuldung“, präzisiert Die Welt und wir könnten noch hinzufügen, mit neun Monaten Verzug. Verabschiedet haben sich leider nicht die Schulden, denn viel ist nicht mehr in der Kasse und das wenige harmoniert schlecht mit den Wünschen aus den Ministerien. Und es wird nicht besser, in den kommenden Jahren fehlen weitere Milliarden. Zuversichtlich gibt sich die Bundesbank, das Bruttosozialprodukt könnte im dritten Quartal zumindest leicht steigen. Aber: „Bundesbank-Präsident: Brauchen endlich Tempo bei Reformen“, zitiert ihn das Handelsblatt. In München gibt es hingegen vor allem ein Thema: Was kostet die Maß, wie viel muss ich für ein Hendl bezahlen? Denn das Oktoberfest beginnt, die zweiwöchige Ausnahmezeit der Landeshauptstadt. „So teuer sind Bier, Hendl & Co“, meldet der Münchner Merkur und kommt zu dem eher naheliegenden Schluss: „günstig ist der Wiesn-Besuch nicht“. Einen Run erleben hingegen Trachtengeschäfte, ob klassisch oder als Pop-Up während der Wiesnzeit. Dazu erinnert der Merkur an eine Befragung von 1975, die damals zu einem Ergebnis kam, das wahrscheinlich auch heute gilt: „Obacht, in jeder zweiten Tracht steckt ein Preuße!“
Ewige Mania
Düster. Anders kann man die Titelseiten der von uns geschätzten Finanzmagazine nicht beschreiben, denn die Schwarztöne herrschen eindeutig vor. Dabei machen die Headlines durchaus Mut: „KI MANIA“, titelt Der Aktionär, untermalt mit einem Blitze werfenden menschlichen Gehirn, im Hintergrund ist allerdings das Innere eines Computers schemenhaft zu erkennen. Ob er das menschliche Gehirn zerstört? „Geniale Technik, irre Aktienkurse – was sollen Anleger noch kaufen?“, fragt Der Aktionär weiter und wir sind sicher, im Heft fallen ihm einige Dinge ein, die wir noch kaufen können, „wenn ich mich nicht irre“ (um einmal Sam Hawkins zu zitieren). Auf dem Zeichen für Endlos stützt sich einigermaßen lässig ein Bulle bei Focus Money auf – soweit sich ein ausgewachsener Bulle lässig geben mag. „Das Depot für die Ewigkeit – Aktien, Fonds, Gold – So vermehren Sie Ihr Vermögen“, heißt es dazu erläuternd. Bei Börse Online stürmt uns der Bulle entgegen, bereit uns oder zumindest ein paar 100 Euro Scheine auf die Hörner zu nehmen: „Bis zu 18% Dividende“, verspricht uns die Redaktion, denn wir finden „hohe Kursgewinne und sichere Ausschüttungen“ im Heft.
Schlafmangel
Länger wachbleiben, länger arbeiten können, weniger Strom verbrauchen, was wurde uns nicht alles versprochen bei Einführung der Sommerzeit im Jahr 1980 – davor wurde auf sie ausschließlich während der Kriege zurückgegriffen, um Energie zu sparen: 1916 im Ersten und 1940 im Zweiten Weltkrieg. Doch jetzt belegt eine Studie aus den USA, was wir schon immer ahnten und am eigenen Leib erfahren: Die Sommerzeit ist nicht nur lästig, sie ist auch gesundheitsschädlich! Denn wir werden „aus dem Rhythmus gebracht“, wie die Süddeutsche Zeitung titelt. Kühe und Kinder stellen sich am schwierigsten auf die jeweils andere Zeit um, wissen wir schon länger, wahrscheinlich sind Kühe aber geduldiger. Die langfristigen gesundheitlichen Schäden durch den Zeitenwechsel zwei Mal im Jahr zeigen sich in vermehrten Schlaganfällen und Übergewicht. Ob letzteres am Frustessen wegen Übermüdung oder an der Langeweile langer Sommerabende liegt, wer weiß das schon. Für unsere biologische Uhr (und die des Schreibenden im Besonderen) sind die Termine in Schule und Arbeit eh viel zu früh, und die werden dann noch einmal um eine Stunde nach vorne gedreht. Fachleute – auch Chromobiologen genannt – setzen sich deshalb für eine dauerhafte Normalzeit ein. Bitte, gerne, und nicht vergessen, am letzten Oktoberwochenende wird die Uhr wieder umgestellt.
Schlaflosigkeit
Ein Phänomen, das Eltern von ihren Schulkindern nur zu gut kennen: Langeweile. In der Arbeitswelt bedeutet es das Gegenteil von Burnout und nennt sich Boreout. Statt Stress und Überforderung eben Langeweile und Unterforderung im beruflichen Alltag. Noch ist es keine anerkannte Krankheit, ähnlich wie in der Schule Langeweile nicht als Entschuldigungsgrund fürs Fernbleiben gilt. Doch in Deutschland leidet jeder siebte Angestellte darunter mit Folgen wie Schlaflosigkeit, Antriebslosigkeit, Unzufriedenheit, Gereiztheit und Orientierungslosigkeit. Der Münchner Merkur gibt „Fünf Tipps, wie Sie gegen Langeweile im Job vorgehen können“, vom Gespräch mit dem Chef bis zur Kündigung. Aber Achtung: Besser den Chef nicht langweilen!
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Bayerischen Börse AG. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!
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