Börse am Morgen: Commerzbank, Unicredit, Fed, Öl - Nord LB Marktbericht
Laut vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes sank der preisbereinigte Auftragsbestand im Verarbeitenden Gewerbe im Juli 2025 gegenüber dem Vormonat saison- und kalenderbereinigt um 0,1%. Im Jahresvergleich ergibt sich jedoch ein Plus von 4,3%. Der Rückgang ist vor allem auf die Automobilindustrie (-1,9%) zurückzuführen. Dagegen legte der Bereich Datenverarbeitungsgeräte, elektronische und optische Erzeugnisse um 1,6% zu. Inländische Aufträge gingen um 0,7% zurück, während die Auslandsaufträge leicht um 0,2% stiegen. Die Reichweite des Auftragsbestands verringerte sich leicht auf 7,8 Monate.
Die Inflation in der Eurozone liegt weiterhin bei 2,0 Prozent und entspricht damit dem Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB). Laut dem Statistikamt Eurostat blieb die jährliche Teuerungsrate im August unverändert gegenüber dem Vormonat Juli. Damit korrigierte Eurostat eine frühere Schätzung vom Anfang September, in der noch ein leichter Anstieg auf 2,1 Prozent prognostiziert worden war.
Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat ihren Leitzins gestern wie erwartet zum ersten Mal in diesem Jahr gesenkt, um einen Viertelpunkt auf eine Spanne von 4,00 bis 4,25. Der von Trump entsandte Vertraute Stephen Miran votierte als einziger im Fed-Direktorium für eine stärkere Senkung um 50 Basispunkte.
Kurz vor dem gestrigen Zinsentscheid der Fed belasteten enttäuschende Zahlen vom US-Immobilienmarkt die Stimmung. Im August ging die Zahl der neu gestarteten Wohnungsbauprojekte gegenüber dem Vormonat um 8,5% zurück und lag hochgerechnet auf das Jahr bei 1,307 Mio. Einheiten, wie das US-Handelsministerium am Mittwoch mitteilte. Experten hatten im Schnitt (Reuters) mit 1,365 Mio. gerechnet. Im Juli waren es revidiert noch 1,429 Mio. Auch die Zahl der Baugenehmigungen, ein Frühindikator für die zukünftige Bautätigkeit, sank im August – und zwar um 3,7 Prozent auf annualisiert 1,312 Millionen. Hier hatten Volkswirte mit 1,370 Millionen gerechnet.
Tagesausblick
In London wird in der Bank of England (BoE) heute über den Leitzins entschieden. Angesichts des hartnäckigen Inflationsbildes bei gleichzeitigen Abkühlungstendenzen am Arbeitsmarkt befindet sich die Notenbank derzeit gewissermaßen in einer Zwickmühle. In diesem Umfeld werden die BoE-Offiziellen wohl kaum an der Zinsschraube drehen wollen. In den USA stehen die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe sowie der Philadelphia-Index und Frühindikatoren auf dem Programm. Daneben wird es über den Tag verteilt mehrere Wortmeldungen aus dem EZB-Umfeld geben.
Aktien- und Rentenmärkte
Die europäischen Aktienbörsen handelten gestern im Vorfeld der US-Zinsentscheidung vorsichtig optimistisch. Die nach Handelsschluss erfolgte Zinssenkung um 0,25 Basispunkte war so erwartet worden.
An der Wall Street schlossen die Aktienindizes uneinheitlich. Der Dow Jones zeigte während der Rede von Notenbankchef Powell einen Zickzack-Kurs. Dieser dämpfte die Erwartung für eine aggressivere geldpolitische Lockerung. Letztendlich schloss der Dow knapp 0,6% im Plus.
DAX +0,13%; MDAX +0,39%; TecDAX +0,72%; Dow +0,56%; S&P 500 -0,10%; Nasdaq Comp. -0,33%.
Unternehmen
Commerzbank-Chefin Orlopp äußerte sich kritisch zu einem möglichen Zusammenschluss mit der UniCredit-Tochter HVB. Auf einer Finanzkonferenz betonte sie, dass es im Firmenkundengeschäft erhebliche Überschneidungen gebe, was zu Ertragseinbußen führen könnte. Zudem sei eine reine Fokussierung auf Kostensenkungen weder einfach noch risikofrei. UniCredit kontrolliert nach gestrigen Angaben nun 29% der Commerzbank-Aktien. Deutschland ist neben Italien und Polen hinsichtlich Übernahmen ein Zielmarkt für UniCredit.
Devisen und Rohstoffe
Der EUR gab gestern nach dem Vier-Jahres-Hoch vom Dienstag in Richtung der Marke von USD 1,18 nach. Die von Powell gedämpften weiteren Zinssenkungsphantasien wirkten sich hier aus.
Auch bei Gold kam es nach dem Rekordkurs der Vortage zu Gewinnmitnahmen.
Die Rohölpreise notierten gestern ebenfalls leichter. Trotzdem bewegen sich die Preise seit Anfang August in einer stabilen Handelsspanne. Während geopolitische Risiken wie der UkraineKrieg und Sanktionen den Preis stützen, sorgt eine angehobene Fördermenge durch die Opec+ gleichzeitig für Entspannung.
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