Börse am Morgen: Ford, Schaeffler, Dollar, Gold - Nord LB Marktbericht
Laut den Experten der Bundesbank „erhöht sich die Wahrscheinlichkeit von Kreditausfällen, sofern die Schwächephase der deutschen Wirtschaft weiter anhält“. Damit bleibt das Geschäftsumfeld für die deutschen Finanzinstitute herausfordernd. In Q1/2025 hat sich die Quote an notleidenden Unternehmenskrediten (sogenannte NPL-Quote) um 55 Basispunkte auf 3,6% erhöht. Die Kreditrisiken nehmen weiter zu. Ein wesentlicher Treiber ist dabei immer noch der Markt für Gewerbeimmobilien. Für die kommenden Quartale ist ein Anstieg der Risikovorsorge sowie der NPL-Quoten laut Bundesbank daher wahrscheinlich.
Für die Konjunkturstimmung in Deutschland ergibt sich im September ein gemischtes Bild. Die gestern vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) veröffentlichten Ergebnisse der monatlichen Umfrage unter Finanzmarktexperten offenbart bei den Konjunkturerwartungen im September eine überraschende leichte Verbesserung von 34,7 auf nun 37,3 Saldenpunkte. Allerdings hat sich die ohnehin schon negative Einschätzung der gegenwärtigen Situation den zweiten Monat in Folge nochmals deutlich verschlechtert. Die Lagekomponente sackte von -68,6 auf nur noch -76,4 Punkte ab. Dies spricht für eine Fortsetzung der Stagnationsphase. Erst im kommenden Jahr ist mit der expansiveren Fiskalpolitik eine Rückkehr zu Wachstum in Sicht, das geopolitische Umfeld bleibt aber ein Bremsklotz. Die Messe für eine mögliche letzte Zinssenkung der EZB ist daher noch nicht gelesen.
Tagesausblick
Die Sitzung des Offenmarktausschusses der Federal Reserve in den USA um 20:00 MEZ dürfte heute alle anderen Veröffentlichungen überschatten. Wir erwarten eine Senkung des Leitzinses um 25 Basispunkte.
Aktien- und Rentenmärkte
Gestern beobachteten die Börsianer auf dem europ. Parkett das Marktgeschehen lieber von der Seitenlinie und zogen die Decke über den Kopf. Einen Tag vor der Fed-Sitzung war Ruhe bewahren das Gebot der Stunde. Die erst zu Wochenbeginn erreichten neuen Rekorde beim S&P500 sowie beim Nasdaq fußen auf der Annahme von sinkenden US-Zinsen. Das Überraschungspotential schwebt aber weiter über dem Markt. Mit den Zahlen zu den gestrigen US-Einzelhandelsumsätzen (+0,6% M/M) ist eine kräftige Senkung der Leitzinsen, die vielleicht in dieser Woche doch hätte drohen können, aber noch unwahrscheinlicher geworden.
Die Renditestrukturkurve dt. Bunds versteilerte sich gestern leicht. Renditen 2-jähriger Kurzläufer fielen um 2bp (auf 2,00%). 10-jährige Papiere verließen den Handel unverändert (2,70%).
DAX -1,77%; MDAX -1,21%; TecDAX -0,89%; Dow -0,28%; S&P 500 -0,13%; Nasdaq Comp. -0,07%.
Unternehmen
Eine anhaltende, zurückhaltende europ. Nachfrage nach Elektroautos führt beim Kölner Autobauer Ford ab Januar 2026 zum Wechsel in den Einschichtbetrieb. Bis zu 1.000 Stellen stehen im Cologne Electric Vehicle Center zur Disposition. In Köln werden die Elektromodelle Explorer und Capri produziert. Schon seit geraumer Zeit (Ende 2024) merkt Ford Köln die anhaltende Elektro-Branchenschwäche.
Positiv in die Elektromobilitäts-Zukunft blickt hingegen der Autozulieferer Schaeffler. Bis zum Jahr 2028 wollen die Franken das oper. Ergebnis verdoppeln. Der Umsatz soll bis 2028 von EUR 24,3 Mrd. (2024) auf EUR 27 – 29 Mrd. zulegen. Insbesondere der Verlustsparte E-Mobility traut man dabei einiges zu. Derzeit generiert E-Mobility mit jedem Euro Umsatz 0,22 EUR Verlust. Hier erwartet Vorstandschef Klaus Rosenfeld einen Umsatzanstieg auf EUR 8,25 - 9,0 Mrd. (von zurzeit EUR 4,8 Mrd.)!
In diesem Umfeld plant Bosch eine Verschärfung seines Sparkurses in der Zuliefersparte. Weitere Stellen sollen abgebaut und die jährlichen Kosten im Geschäftssektor Mobility bis 2030 um EUR 2,5 Mrd. gesenkt werden. Als Ursache für die Sparoffensive nennt Bosch unter anderem den Schwenk zu Elektroautos, dessen Komponenten mit weniger Personal als in der Benzin- und Dieseltechnik produziert werden können.
Devisen und Rohstoffe
Der Weltleitwährung Dollar schmecken bevorstehende Zinssenkungen nicht wirklich gut. Ggü. der europ. Gemeinschaftswährung fällt der Greenback auf den tiefsten Stand seit September 2021. Die 1,18er-Marke wurde gestern nachhaltig geknackt.
Dagegen findet die Kursrally beim Gold kein Ende. Bis zu USD 3.702,95 pro Feinunze müssen Investoren jetzt auf den Tisch legen. Hier wirkt die Aussicht auf fallende Zinsen in der größten Volkswirtschaft der Welt weiter preistreibend.
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!
