Börse am Morgen: BMW, CAC40, Deutsche Post DHL, Gold - Nord LB Marktbericht
Blick nach vorne: Negative Konjunktursignale kamen gestern vom Bundesamt für Logistik und Mobilität (BALM). Der als Frühindikator bekannte Lkw-Maut-Fahrleistungsindex (mindestens vier Achsen) hat sich im August im Vergleich zum Vormonat um 2,3% verringert (Fahrleistungsdaten sind rd. einen Monat früher verfügbar als Informationen zur Produktion und antizipieren daher verlässlich den Konjunkturverlauf).
Blick zurück: Dem Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) zufolge hat sich die Anzahl der Firmeninsolvenzen (Personen- und Kapitalgesellschaften) in Deutschland im August zwar im Monatsvergleich zweistellig verringert (11%), im Jahresvergleich notieren diese aber immer noch 11% höher. Bemerkenswert: Erst im Juli 2025 gab es einen traurigen Rekordwert an Firmenpleiten. Die in diesem Sommer zu verzeichnenden Insolvenzen waren stark durch Saisoneffekte verzerrt, daher ist der jetzige, prozentuale und zweistellige Rückgang im August besonders zu interpretieren. Betrachtet man nämlich einen „durchschnittlichen August“ im Zeitraum von 2016 bis 2019, so liegt der derzeitige Absolutwert an Unternehmensinsolvenzen mit #1.409 traurige 51 Prozent oberhalb der vor-Corona-Jahre. Wie geht es laut IWH weiter? Für September und Oktober werden wieder leicht ansteigende Insolvenzzahlen erwartet. Einziger positiver Aspekt: Gemäß IWH werden die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt moderat ausfallen.
Mahnende Worte kamen in diesem Umfeld von Ulrich Reuter (Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV)). In Anbetracht eines dritten Rezessionsjahres in Folge warnen die Sparkassen vor einem Substanzverlust des dt. Mittelstands und fordern von der Bundesregierung dringend strukturelle Reformen. Laut einer DSGV-Analyse ist das Betriebsergebnis im Mittelstand um 13% gefallen, der Umsatz um 4% rückläufig. Ein großer Kostentreiber sind die Personalkosten (Anstieg von 4%). Es gibt aber auch erfreuliche Nachrichten: die Eigenkapitalquote bleibt mit durchschnittlich 38% stabil.
Tagesausblick
Die heutigen Preisdaten zu den vorgelagerten Wirtschaftsstufen in den USA dürften vor dem Hintergrund der Fed-Sitzung in der kommenden Woche besonders kritisch beäugt werden. Schon ein Anstieg der Herstellerpreise, als Vorläufer für möglichen Druck auf die Konsumentenpreise, kann sich prinzipiell zu einem Treiber für die Zinserwartungen auswachsen. In China bleibt derweil das deflationäre Inflationsumfeld bestehen – sowohl Verbraucher- als auch Erzeugerpreise zeigen weiter nach unten. Angesichts der Binnenmarktschwäche wachsen damit die Hoffnungen auf eine vehementere fiskalische Unterstützung aus Peking im Herbst.
Renten- und Aktienmärkte
Der europ. Rentenmarkt reagierte einen Tag nach dem Sturz der französischen Regierung relativ gelassen. Fixed Income Investoren hatten die Abwahl zuvor bereits eingepreist. Viel entscheidender sind hingegen die langfristigen Konsequenzen resp. die politische Unsicherheit. Am Freitag findet jedenfalls der erste Lackmustest statt. Dann steht nämlich ein Review der Kreditwürdigkeit Frankreichs durch die Ratingagentur Fitch an. Ende November folgt Standard & Poors. Der OAT-Bund Spread (Rendite-Abstand zwischen 10-jährigen franz. und dt. Staatsanleihen) hebt indes den mahnenden Zeigefinger. Mit 81 Basispunkten signalisiert man erhöhte Vorsicht. Auch der Renditevergleich zw. Italien und Frankreich spiegelt dies wider. Mit einer Risikoprämie von 3,47% verlangen Bondinvestoren von unseren westlichen Nachbarn derzeit genau so viel Kompensation als würde man Italien Geld leihen.
In dieser Gemengelage verlor der dt. Leitindex am Dienstag knapp 90 Punkte. Im DAX kamen die Aktien von BMW unter die Räder. Auf der IAA hatte sich das Management enttäuschend hinsichtlich der Q3-Zahlen geäußert. Konsequenz: Rote Laterne und rd. 4% Tagesverlust.
Ruhe vor dem Sturm hingegen beim CAC40. Der franz. Börsenindex verharrte in abwartender Stellung.
(+0,19%). DAX -0,37%; MDAX -0,42%; TecDAX -0,23%; Dow +0,43%; S&P 500 +0,27%; Nasdaq Comp. +0,37%.
Unternehmen
DHL baut durch die Übernahme des US-Unternehmens SDS Rx seine Präsenz im Gesundheitswesen aus (SDS Rx wickelt von mehr als 200 Standorten in den Vereinigten Staaten spezialisierte Healthcare-Lieferungen ab und ist laut DHL damit eine strategische Ergänzung).
Rohstoffe
Wieder ein neues Allzeithoch beim Gold. Intraday: USD 3.673,95.
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!

