Börse am Morgen: Siemens Energy, Ørsted, EZB, Gold - Nord LB Marktbericht
Europa: Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Euroraum rührt sich im zweiten Quartal nicht recht vom Fleck (+0,1%). Am Freitag bestätigte Eurostat seine frühere Schätzung. Ein Quartal zuvor (in Q1) gab es noch ein Wachstum von 0,6%. Die Vorzeichen für die europ. Konjunktur bleiben damit zwar auf Wachstum ausgerichtet, der Zollkonflikt mit den USA hinterlässt aber seine Spuren.
USA: Nach den schwachen amerikanischen ADP-Zahlen zeigen nunmehr auch die Daten der offiziellen Statistiker eine Schwäche am US-Arbeitsmarkt sehr klar an. Im August sind in den USA lediglich 22.000 zusätzliche Jobs entstanden. Der Handlungsdruck bei Fed-Chef Jerome Powell ist mit dem Arbeitsmarktbericht von Freitag letzter Woche damit ohne jeden Zweifel weiter gewachsen. Der Druck auf Powell nimmt zu. In diesem Umfeld wird die US-Notenbank sehr bald Leitzinssenkungen implementieren müssen (die nächste Sitzung des FOMC ist für den 17. September terminiert).
Wochenausblick
Die EZB dürfte in dieser Woche an ihrer Zinspause festhalten. Die jüngsten Inflationsdaten aus dem Euroraum zeigen zwar einen leichten Anstieg, doch ist dieser vor allem einem Basiseffekt geschuldet – strukturell bleibt die Teuerung unter Kontrolle. Auch die Kernrate verharrt stabil und der disinflationäre Trend bei Dienstleistungen setzt sich fort. Auch mit Hinzunahme der Unsicherheiten aus der US-Zollpolitik gibt es auf der Sitzung am Donnerstag keinen guten Grund von der aktuellen Linie abzuweichen. Nahezu zeitgleich dazu liefern US-CPI-Daten für den August neue Impulse für die Fed-Debatte. Die neuen deutschen Produktions- und Handelszahlen dürften zumindest den Wochenstart prägen.
Renten- und Aktienmärkte
Die Entwicklungen der US-Beschäftigung charakterisierten zum Ende der letzten Woche das Marktgeschehen an den Börsen. Hoffnungen über eine baldige Zinssenkung in der weltweit größten Volkswirtschaft ließen die Renditen amerikanischer 10-jähriger Staatsanleihen um 6 Basispunkte fallen (auf 4,10%). Auch die Renditen europ. Staatsanleihen waren im Sinkflug.
Die weltweiten Aktienmärkte interpretierten die US-Jobdaten mit Rezessionsängsten. Viele Leitindizes schlossen im Minus. DAX -0,73%, MDAX +0,74%, TecDAX +0,13%; Dow -0,49%; S&P 500 -0,32%; Nasdaq Comp. -0,03%.
Unternehmen
Ørsted (Windparkentwickler aus Dänemark) senkt seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr. Das EBITDA (ohne Berücksichtigung neuer Partnerschaften und Stornogebühren) wird nun nur noch bei EUR 3,2 Mrd. bis EUR 3,6 Mrd. antizipiert. Als Ursache der angepassten Ergebnisprognose beim Betriebsergebnis werden niedriger als üblich ausgefallene Windgeschwindigkeiten im gesamten Offshore-Portfolio sowie Verzögerungen im Windparkprojekt Greater Changhua 2b in Taiwan genannt. Ørsted leidet schon länger unter branchenspezifischen Problemen. Erst kürzlich wurde bspw. eine Klage gegen die US-Regierung aufgrund eines Baustopps beim Windpark-Projekt Revolution Wind vor Rhode Island eingeleitet.
Enercon orientiert sich strategisch neu. Der Windkraftanlagenhersteller ergänzt sein Kerngeschäft um weitere Produkte und Dienstleistungen für ein sogenanntes „Grüne Energie-Ökosystem“. Dies beinhaltet Betriebsoptimierung, Management, Projektentwicklung sowie Steuerung von Windkraftanlagen. Als Ursache der Neuausrichtung argumentiert Enercon mit veränderten Marktanforderungen sowie politischen Rahmenbedingungen. Für Windparkbetreiber wird es laut Enercon „immer komplexer und herausfordernder“, Windenergie profitabel zu erzeugen und zu vermarkten.
Siemens Energy reagiert auf die weltweit ansteigende Nachfrage an Großtransformatoren für den Netzausbau und investiert EUR 220 Mio. in sein Transformatorenwerk in Nürnberg. Die Produktionskapazität wird hierdurch um rd. 50% erhöht. 350 neue Arbeitsplätze entstehen. Großtransformatoren werden bspw. in der Anbindung von Offshore-Windparks benötigt.
Hansgrohe (Hersteller von Sanitärequipment) plant die Vervierfachung seiner Produktion in Indien. Bis zum Jahr 2030 soll Indien rd. 10% des weltweiten Umsatzes von Hansgrohe generieren. Indien entwickelt sich gerade zu einem wichtigen Markt der Sanitärbranche (während die Verkäufe im Reich der Mitte aufgrund des kriselnden Bausektors rückläufig sind).
Rohstoffe
Die Aussicht auf fallende Zinsen beflügelte den Goldpreis zum Ende der Woche. USD 3.599,89 - ein neues Allzeithoch.
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