Börse am Morgen: Gold, PVA Tepla, SMA Solar, US-Zollpolitik - Nord LB Marktbericht

Die Inflationsrate im Euroraum ist im August wie erwartet leicht auf 2,1% Y/Y gestiegen, bleibt damit aber im Zielbereich der EZB. Die leicht höhere Jahresrate ist auf einen ungünstigen Basiseffekt bei deutschen Energie- und vor allem Kraftstoffpreisen zurückzuführen. Der inflationsdämpfende Effekt der Energiepreise (-1,9% Y/Y) hat entsprechend weiter nachgelassen. Die Kernrate bleibt mit 2,3% Y/Y stabil, auch weil sich der disinflationäre Trend bei Dienstleistungen zuletzt deutlich verlangsamt hat. Es ist jedoch auch im Rat weitgehend Konsens, dass die Inflation aktuell unter Kontrolle ist. Kurzfristig fortbestehende Unsicherheiten über die Effekte der Zollpolitik sprechen für eine Verlängerung der Zinspause im September. Wegen der zu erwartenden dämpfenden Effekte der Zollpolitik und des Inflationsverlaufs im Jahr 2026 dürfte sich die EZB aber zum Jahreswechsel zu einer letzten Zinssenkung durchringen.
Tagesausblick
Das Fed Beige Book liefert heute frisches Futter für die Zinsdebatte in den USA, die seit Jackson Hole deutlich an Fahrt gewonnen hat. Als Vertreter der Währungshüter aus Washington hält zudem Präsident Musalem von der St. Louis Fed heute eine Rede, bei welcher Gelegenheit die Märkte auf dessen geldpolitische Einschätzungen und Interpretation der Lage genau hinhören werden. Sollte die bei den ebenfalls heute berichteten US-Auftragseingängen in der Industrie seit März zu beobachtende Volatilität nun peu à peu in eine Abkühlung umschlagen, könnten die Zinserwartungen erneut ins Rutschen geraten.
Renten- und Aktienmärkte
Angesichts der Finanzlage vieler Länder machten Investoren einen großen Bogen um Staatsanleihen aus der Eurozone mit langer Laufzeit. Im Gegenzug zogen die Renditen weiter an. Die Rendite der 30-jährigen Bundesanleihe kletterte um fünf Basispunkte auf 3,41% und damit auf den höchsten Stand seit 2011. Auch in Großbritannien und Frankreich erreichten die Renditen langfristiger Staatsanleihen den höchsten Stand seit mehr als einem Jahrzehnt. Der französische Premierminister Bayrou wird nächste Woche voraussichtlich eine Vertrauensabstimmung verlieren, da die Oppositionsparteien sich gegen seine Kürzungen der Staatsausgaben sträuben. Gleichzeitig wird erwartet, dass die britische Finanzministerin Reeves in ihrem Herbsthaushalt die Steuern erhöhen wird, um ihre Haushaltsziele einzuhalten.
Nach dem freundlichen Wochenstart haben sich Anleger vom deutschen Aktienmarktparkett zurückgezogen. Der DAX rutschte sogar deutlich unter die 24.000-Marke. DAX -2,29%, MDAX -2,76%, TecDAX -2,80%.
Die Unsicherheit über die Zukunft von US-Präsident Trumps umstrittenen Zöllen hat der Wall Street einen schwachen Start in den September beschert. Händler zeigten sich besorgt über den Ausgang des Verfahrens. „Die Frage ist nun, ob die Trump-Regierung die Handelspartner verprellt und gleichzeitig auf die Zolleinnahmen verzichtet hat. Das ist es, was die Märkte belastet”, hieß es.
Unternehmen
Die schlechten Nachrichten bei SMA Solar reißen nicht ab: Statt der Rückkehr in die Gewinnzone erwartet der Vorstand 2025 nun noch höhere Verluste als im vergangenen Jahr. Als Gründe nannte er maue Geschäfte, Abschreibungen und Restrukturierungskosten. Die Geschäfte mit Privathaushalten und Firmen hätten sich weiter verschlechtert und eine Trendwende sei nicht in Sicht, erklärte SMA. Der Vorstand erwarte im lfd. Jahr einen operativen Verlust (EBITDA) von 30 - 80 Mio. EUR statt eines Gewinns von 70 - 80 Mio. EUR.
Der Hightech-Anlagenbauer PVA Tepla will mittelfristig profitabler werden. Die operative Umsatzrendite (EBITDA-Marge) solle auf 20 – 25% steigen und die Bruttomarge auf 38 – 43%, teilte das Unternehmen mit. An seinem Umsatzziel von rund 500 Mio. EUR bis Ende 2028 halte der Konzern fest. Wachstumstreiber seien akustische Messsysteme für die Halbleiterindustrie sowie das breite Technologieportfolio für die Wachstumsmärkte Energie und Luft- und Raumfahrt. PVA Tepla plane zudem Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie in Produktionskapazitäten.
Devisen und Rohstoffe
Der EUR gab gestern nach. Belastet wurde er v.a. durch die Unruhe an den Anleihemärkten in der Eurozone.
Der Goldpreis kletterte auf ein neues Allzeithoch. Der schwächere USD und die Aussicht auf eine Zinssenkung der US-Notenbank im September haben zuletzt die Gold-Rally angetrieben. Das Edelmetall gilt als verlässliche Absicherung gegen geopolitische und wirtschaftliche Turbulenzen. Zugleich profitiert es von den anhaltenden Käufen der Zentralbanken im Zuge ihrer Abkehr vom USD.
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