Börse am Morgen: Applied Materials, China, Euro, Konjunkturdaten - Nord LB Marktbericht

Enttäuschende Konjunkturdaten aus China erhöhen den Druck auf die Regierung in Peking, die Wirtschaft weiter anzukurbeln. Sowohl in der Industrie als auch im Einzelhandel lief es im Juli nicht so gut wie erwartet. Dies schürt Sorgen um die Stärke der Binnennachfrage der nach den USA zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Die Industrieproduktion stieg im vergangenen Monat im Jahresvergleich um 5,7%, wie das Nationale Statistikbüro (NBS) mitteilte. Dies ist der schwächste Wert seit November 2024 und liegt unter dem Wachstum von 6,8% im Juni. Fachleute hatten mit +5,9% gerechnet. Die Einzelhandelsumsätze, ein wichtiger Indikator für den Konsum, legten um 3,7% zu. Dies war der geringste Anstieg seit Dezember 2024, auch hier wurde die Experten-Prognose (+4,6%) verfehlt. Die Anlage-Investitionen stiegen in den ersten 7 Monaten des Jahres nur um 1,6% und damit ebenfalls schwächer als erwartet. Eine besondere Belastung für die Konjunktur bleibt die Krise am Immobilienmarkt, der für viele Haushalte die wichtigste Form der Vermögensanlage ist. Die Preise für neue Eigenheime sanken im Juli binnen Jahresfrist um 2,8%.
Der Beschäftigungsabbau in der krisengeplagten deutschen Industrie hat sich im Frühjahr fortgesetzt. Im Produzierenden Gewerbe (ohne Bau) sank die Zahl der Erwerbstätigen in Q2 um 141.000 oder 1,7% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Die exportabhängige deutsche Industrie steht unter wachsendem Druck. "Mit dem Abschwung der Exporte könnte sich der Trend zur Deindustrialisierung nun auch in Deutschland verschärfen", äußerte ein Volkswirt.
Agrar: Die Preise für pflanzliche Erzeugnisse brachen im Juni um 20,0% im Vergleich zum Juni 2024 ein, während die für Tiere und tierische Erzeugnisse um 12,7% stiegen. Besonders für Speisekartoffeln wurde weniger verlangt (-64,2%). Auch Blumenkohl (-30,2%) und Gurken (-24,9%) waren deutlich günstiger zu haben. Die Erzeugerpreise für Obst waren im Juni um 14,2% höher als ein Jahr zuvor. Deutliche Anstiege gab es u.a. bei Tafeläpfeln mit 23,8%. Der Milchpreis lag um 17,0% höher als im Vorjahresmonat. Bei Eiern kam es zu einer Preissteigerung von 8,0%, bei Rindern von 43,5%. Bei Schlachtschweinen sanken die Preise hingegen um 5,1%.
Wochenausblick
Mit dem NAHB-Index und den Zahlen zu Baubeginnen und Baugenehmigungen startet die Woche im Zeichen des US-Immobilienmarkts. Spannend wird es zur Wochenmitte auch mit der Veröffentlichung des FOMC-Protokolls und mehreren Fed-Reden. In Europa stehen am Donnerstag die vorläufigen PMI-Daten im Fokus und damit insbesondere Hinweise darauf, ob die jüngsten handelspolitischen Entwicklungen in den Etagen europäischer Einkaufsabteilungen ähnlich eingewertet werden, wie zuvor bereits in den stimmungsbasierten Umfragen an den Finanzmärkten. Im geldpolitischen Kontext nicht zu vergessen ist zudem das jährliche Symposium in Jackson Hole. Mit Sicherheit wird Jerome Powells Rede am Freitag dabei die meiste Aufmerksamkeit unter Beobachtern binden.
Aktienmärkte
Beflügelt von einer überwiegend positiven Bilanzsaison konnte der deutsche Aktienmarkt seine Schwäche vom Vortag zunächst abschütteln. Doch die anfänglichen Gewinne schmolzen im weiteren Handelsverlauf dahin. Nach einer Flut von Quartalsberichten in den vorangegangenen Tagen blieb es unternehmensseitig hierzulande ruhig. DAX -0,07%; MDAX -0,54%
Wall Street: Am Tag des Gipfeltreffens zwischen dem US-Präsidenten Trump und dem Kremlchef Putin ist aus der anfänglichen Rekordlaune der Investoren am Ende Zurückhaltung geworden. Standardwerte in etwas besserer Form als Technologie-Aktien. Dow Jones +0,09%; S&P 500 -0,29%; Nasdaq Comp. -0,40%.
Unternehmen
Der Chipindustrie-Ausrüster Applied Materials hat mit einem schwachen Ausblick auf das lfd. Quartal die Anleger verschreckt. Als Grund nannte das US-Unternehmen am Donnerstag eine unbeständige Nachfrage von Kunden angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheit. Für Q4 rechnet Applied Materials mit einem Umsatz von 6,70 Mrd. USD, plus oder minus 500 Mio. USD. Analysten hatten mit 7,33 Mrd. USD gerechnet. Die anhaltenden Zollverhandlungen von US-Präsident Trump sowie bestimmte Exportbeschränkungen nach China belasteten die Auftragseingänge.
Devisen
Der EUR ist vor dem USA-Russland-Gipfeltreffen über 1,17 US-Dollar gestiegen. An US-Konjunkturdaten mangelte es vor dem Wochenschluss nicht (z.B. eher trübes Verbrauchervertrauen). Der EUR bekam dadurch eher Auftrieb.
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!