Heiße Zeiten mit Koi - Börse München
Das Gipfelgespräch in Alaska rückt näher, die Hoffnungen auf Frieden sind mal mehr und mal weniger groß. An der Börse bedeutet dies: Es geht auf und ab, ab und auf. Immerhin hat der Dax am Donnerstag seine Wochenverluste wieder mehr als reingeholt.
Hitzewelle Nummer zwei
Ansonsten dominieren die zweite Hitzewelle sowie die Klagen darüber und die Tipps dagegen. Auf diese wären wir ohne Hilfe der Medien (z. B. Münchner Merkur, Augsburger Allgemeine) niemals gekommen: Viel trinken, nasse Tücher auflegen, im Schatten bleiben, am besten nicht im Freien arbeiten. Wir sehen sie schon vor uns, die Landwirte, die ihre Feldarbeit ins Wohnzimmer verlegen und sehen schwarz, dass marode Brücken, Schienen und Straßen bald repariert werden. Apropos bald: Nach 100 Tagen im Amt ist es ja üblich, eine erste Bilanz zu ziehen. Die fällt mit Blick in die Medienlandschaft eher verhalten aus: „100 Tage Ernüchterung“, schreibt die Börsen-Zeitung, während Die Welt zum Oxymoron greift und die Situation mit „Rasender Stillstand nach hundert Tagen“ benennt. Vielleicht gibt es doch so eine Art Sommerloch jenseits der geopolitischen Ungereimtheiten, denn eine neue Liebe Prominenter aus Politik und TV schafft es ebenso in die Schlagzeilen wie Kurt. Weniger erfreulich wurde er entführt oder einfach nur gestohlen – ein zahmer Koi-Karpfen aus einem Brunnen in Saarlach im Kaiserstuhl, wie uns die Süddeutsche Zeitung aufklärt. Zahme Fische leben allerdings gefährlich, vielleicht ist der Täter ja ein hungriger Kater?
Feiertags-Freitag
Nun ist in Bayern am heutigen Freitag Feiertag, zumindest in überwiegend katholischen Gebieten, genauer immer dort, wo es mehr Katholiken als Protestanten gibt. Bereits seit weit mehr als 1.000 Jahren wird „Mariae Himmelfahrt“ oder „Unser Frauen Auffarttag“ gefeiert. Etwas geruhsamer klingt dieser Feiertag in der Ostkirche, wo das „Hochfest des Entschlafens der allheiligen Gottesgebärerin“ begangen wird. Lange Vorrede, aber da einige Finanzmagazine schon immer oder seit neuestem am Freitag erscheinen, wir aber schon am Donnerstag liefern, fällt unsere Titelschau bescheidener aus. Börse Online lässt uns nicht im Stich und macht mit einem stilisierten Grill auf. Ausnahmsweise gibt es aber keine heißen Aktien, sondern „12 heiße Übernahme-Kandidaten“, die damit „94 % Chance bei diesen Top-Aktien“ bieten. Wir haben Zeit, hinein zu blättern, und begrüßen die Aufmachung in der Art eines Piet-Mondrian-Gemäldes, wobei die Größe der bunten Rechtecke durch die Marktkapitalisierung begründet ist, die von 500 Millionen Euro bis über 80 Milliarden Euro reicht.
Aufrüstung
Wir hatten es erst davon, dass immer mehr schwächelnde Unternehmen sich über Um- und Aufrüstung auf Rüstungsgüter stärken wollen. Unsereinen würden da noch einige einfallen, die die Bundeswehr besser machen könnten, auf eines wären wir nicht so ohne weiteres gekommen: Porsche! Die Welt berichtet, dass Porsche-Chef Hans Dieter Pötsch durchaus in Betracht zieht, die Zuffenhausener künftig auch ins Militärgeschäft zu führen. Es ist ja auch eine tröstliche Erkenntnis, wenn die deutsche Armee in künftigen Auseinandersetzungen schnell und bequem in hochmotorisierten Sport-SUVs vor Ort sein könnte – und genauso schnell wieder weg, wenn es brenzlig wird. Und dass diese SUVs bereits im normalen Straßenverkehr einigermaßen gewaltig daherkommen, ist ja unbestritten. Nicht zuletzt erschließt sich dadurch vielleicht auch der Begriff der „utility“. Wir plädieren dafür, dass Porsche noch einen anderen Bereich wiederbelebt, baute der Konzern doch am Bodensee von 1956 bis 1963 knallrote Traktoren – und schon 1938 gab es den Prototypen eines „Volksschleppers“, auch wenn sich dieser Begriff nicht wirklich durchgesetzt hat.
Flurfunk
Wer kennt das nicht, oftmals ist der Flurfunk schneller als die offiziellen Verlautbarungen. Und was wäre die Gemeinschaftsküche im Unternehmen ohne Tratsch? Ist der bedeutendste Social Media Kanal im Büro nicht die Raucherecke – inzwischen bei jedem Wetter vor der Türe? Top Secret im Geschäftsalltag bedeutet jedoch offensichtlich, wem erzähle ich es zuerst. Zumindest klagen britische Unternehmen darüber, dass Investmentbanker zu gerne, zu früh und zu ausführlich über Deals plaudern. „Ruhe, bitte!“, überschreibt die Süddeutsche Zeitung ihren Artikel dazu, der sich wiederum aus der Financial Times speist. Der Autor hat vor allem den Großraumwagen im ICE als Nachrichtenbörse ausgemacht, wie wahr. Ein wirklich hartes Urteil fällt Valentin Dornis dann aber doch nicht über die vorwitzige Geschwätzigkeit aus dem Unternehmensalltag – leben doch nicht zuletzt die Medien genau davon.
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Bayerischen Börse AG. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!
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