Börse am Morgen: Ceconomy, Hannover Rück, Dollar-Schwäche, Opec - Nord LB Marktbericht

Die Konjunkturstimmung in Deutschland hat sich im August deutlich eingetrübt. Nachdem im Juli bereits dem Optimismus in den monatlichen Stimmungsindikatoren die Luft auszugehen schien, hat sich am akt. Rand spürbar Ernüchterung eingestellt. Die Konjunkturerwartungen (ZEW) für Deutschland sind auf 34,7 Saldenpunkte abgerutscht. Auch der Saldo für die akt. Konjunkturlage ist stärker als erwartet zurückgefallen (-68,6). Ausschlaggebend für diese Entwicklung sind die jüngsten Handelsverabredungen mit den USA, die offenkundig keine dauerhafte und tragfähige Lösung im Verhältnis zwischen Brüssel und Washington darstellen. Zwar mögen die Handelsgespräche Schlimmeres vorerst verhindert haben, im Ergebnis drohen aber sowohl über deutlich höhere US-Importzölle als auch wachsenden Druck auf heimischen Märkten zusätzliche Belastungen für die dt. Wirtschaft.
Teure Energie, viel Bürokratie, hohe Abgaben: Industrieunternehmen in Deutschland beklagen eine sinkende Konkurrenzfähigkeit – v.a. die Maschinenbauer. Im Juli meldete rund jeder vierte Industriebetrieb einen Rückgang seiner Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu Ländern außerhalb der EU, wie eine veröffentlichte Umfrage des Ifo-Instituts zeigt.
Ungeachtet stark gestiegener Einnahmen aus den von Präsident Trump verhängten Zöllen ist das Defizit im US-Staatshaushalt im Juli weitergewachsen. Es erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahresmonat um 19% auf 291 Mrd. USD, wie das Finanzministerium mitteilte. Grund dafür waren Ausgaben, die schneller stiegen als die Einnahmen. Während die Einnahmen um 2% auf 338 Mrd. USD zulegten, kletterten die Ausgaben um 10% auf 630 Mrd. USD – ein Rekord für den Monat Juli.
Aus den USA kommen auch weiterhin keine katastrophalen Nachrichten zur Inflationsentwicklung. So wurde für den Berichtsmonat Juli bei den Konsumentenpreisen ein Anstieg um lediglich 0,2% M/M gemeldet. Es hätte eindeutig schlimmer kommen können. Die preistreibenden Effekte der neuen Handelspolitik Washingtons rücken folglich weiterhin nicht in den Fokus. Somit ergeben sich für die US-Notenbank gewisse Spielräume für Zinssenkungen.
Tagesausblick
Die Wochenmitte präsentiert heute wenig ökonomische Daten, neben einer Revision der deutschen CPI-Zahlen stehen die Reden von gleich 3 Fed-Gouverneuren im Fokus.
Aktienmärkte
Deutscher Aktienmarkt: verhalten. Unter den Einzelwerten ging es für Hannover Rück nach der Vorlage von Halbjahreszahlen um 3,5% abwärts. Der weltweit drittgrößte Rückversicherer bestätigte zwar seine Jahresziele, enttäuschte aber mit dem operativen Ergebnis. Schlusslicht im DAX war SAP mit -7,0%. Marktexperten sprachen von einer v.a. charttechnisch bedingten Talfahrt. DAX -0,23%; MDAX -0,90 %; TecDAX -0,75 %.
Moderate US-Inflationszahlen haben der Wall Street zu neuen Rekorden verholfen. Dow +1,10%; S&P 500 +1,13%; Nasdaq Comp. +1,90%.
Unternehmen
Ceconomy steigerte den bereinigten Umsatz in Q3 des Geschäftsjahres 2024/25 auch dank eines florierenden Online-Geschäfts um 5,1% auf 4,8 Mrd. EUR. Den bereinigten operativen Verlust (EBIT) konnte Ceconomy auf 31 Mio. EUR eindämmen. Im Vorjahr stand noch ein Minus von 51 Mio. EUR in den Büchern. Die Fusion mit dem chinesischen Onlineriesen JD.com soll in der ersten Jahreshälfte 2026 vollständig über die Bühne gehen, mit der Ceconomy auch von der Börse verschwindet.
Hannover Rück profitierte in H1 von einem "schadenarmen" Q2. So blieben die Waldbrände in Kalifornien im Januar der größte Einzelschaden mit 615 Mio. EUR. Sie machten fast zwei Drittel der gesamten Großschadenlast im ersten Halbjahr aus, die mit 976,1 (Vorjahr: 566,5) Mio. EUR nur leicht oberhalb des anteiligen Budgets lag. Es stand ein Nettogewinn von 1,3 Mrd. EUR zu Buche, der um 13% über dem Vorjahresniveau lag. Der Rückversicherungsumsatz erhöhte sich um 3,3% auf 13,3 Mrd. EUR. Hannover Rück bestätigte die Prognose, den Nettogewinn in diesem Jahr auf 2,4 (2,3) Milliarden Euro zu steigern.
Devisen und Rohstoffe
Zunehmende Spekulationen auf eine nahende US-Zinssenkung setzten die Weltleitwährung USD unter Druck. Im Gegenzug verteuerte sich der EUR.
Opec optimistisch: Die Organisation rechnet wegen einer stärkeren Weltwirtschaft mit mehr Wachstum bei der globalen Nachfrage nach Rohöl. Für das kommende Jahr wird ein Wachstum der Nachfrage um täglich 1,4 Mio. Barrel (je 159 Liter) erwartet.
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