Börse am Morgen: Amazon, Daimler Truck, Evonik, Ölpreise - Nord LB Marktbericht

Die Inflationsrate im Euroraum bleibt im Juli mit 2,0% Y/Y unverändert auf dem Zielwert der EZB. Auch die Kernrate bleibt mit 2,3% Y/Y stabil, wobei die Fortsetzung des disinflationären Trends bei Dienstleistungen ein wichtiges Signal für die EZB liefert. Die Inflation ist derzeit unter Kontrolle, auch wenn mit den handelspolitischen Konflikten Risiken verbleiben. Für die EZB ist es mit Blick auf die Feinsteuerung ihrer Zinspolitik aktuell entscheidender, wie sich die europäische Konjunktur – speziell nach der jüngsten Handelsverabredung mit den USA – entwickelt. Hier spricht viel für eine weitere moderate Zinslockerung der EZB bis zum Jahresende.
Noch vorläufigen Angaben folgend sind in der Ökonomie der Vereinigten Staaten im Juli in der Summe 73.000 zusätzliche Beschäftigungsverhältnisse entstanden, was per se wohl sogar als zumindest nicht übermäßig unfreundliche Entwicklung bezeichnet werden könnte. Die von den offiziellen US-Statistikern an den Vormonatsdaten vorgenommenen umfangreichen Revisionen sind mit Blick auf den Juli allerdings ganz eindeutig der eigentlich marktbewegende „Newsflow“. Die Vergangenheit bestimmt damit die Zukunft. Der neuen Historie folgend sind nun im Juni nämlich nicht mehr erfreuliche 147.000 zusätzliche Stellen entstanden – sondern nur noch magere 14.000! Damit gerät die US-Notenbank beim Thema Leitzinssenkungen unter wirklich großen Zugzwang. Trump bezeichnete die Zahlen als manipuliert und entließ die Chefin der zuständigen Statistikbehörde.
Die Einkaufsmanagerbefragung der US-Produzenten ist im Vergleich zum Vormonat um einen Punkt auf 48,0 Punkte gesunken. Damit scheinen die Gewissheiten rund um die künftigen Zölle entweder noch nicht vollumfänglich eingeflossen zu sein – oder die Lieferkettenmanager sehen diese kritischer als der Markt. Aber auch die hohen Zinsen scheinen den Unternehmen zunehmend zu schaffen zu machen. Erfreulich ist, dass der tatsächlich realisierte Output trotz aller Erschwernisse sogar weiter angestiegen ist. Vor allem die nächsten Wochen werden aber zeigen, wie sich die nun festgelegten Zölle letztlich in den Betrieben bemerkbar machen.
Wochenausblick
Diese Woche dürfen wir wieder einige spannende Daten erwarten, deren Highlight die Zinsentscheidung der Bank of England sein dürfte. Wir halten eine Senkung des Leitzinses um 25 Basispunkte für ein wahrscheinliches Szenario. Darüber hinaus berichtet eine Vielzahl von Unternehmen über die Entwicklung in Q2 2025. Sicherlich wird hier die eine oder andere marktbewegende Nachricht dabei sein.
Aktienmärkte
Die überraschend schwachen US-Arbeitsmarktdaten übten am Freitagnachmittag deutlichen Druck auf Europas Börsen aus, es ging zum Wochenende spürbar nach unten. DAX -2,66%; MDAX -2,22%; TecDAX -2,36%.
Die Wall Street litt unter der Revision der Arbeitsmarktdaten und der beispiellosen Kündigung sowie dem vorzeitigen Rücktritt von Fed-Gouverneurin Kugler, deren Nachfolger Trump nun nach seinem Geschmack auswählen kann. Bei den Einzelwerten standen insbesondere Amazon nach schwachen Zahlen in der CloudSparte im Fokus. Dow -1,23%; S&P 500 -1,60%; Nasdaq Comp. -2,24%.
Unternehmen
Daimler Truck verzeichnete in Q2 einen Absatzrückgang um 5%, der v.a. auf Nordamerika (-20%) zurückzuführen war. Der Umsatz schrumpfte um 6% auf EUR 11,8 Mrd., das bereinigte EBIT um 4% auf EUR 1,1 Mrd. Das Management reduzierte die Prognose für das bereinigte EBIT auf eine Spanne von EUR 3,6 Mrd. bis EUR 4,1 Mrd. (Vj.: EUR 4,7 Mrd.).
Der Spezialchemiekonzern Evonik litt in Q2 unter einem Nachfragerückgang für chemische Produkte. Der Umsatz schrumpfte um 11% auf EUR 3,5 Mrd., während das bereinigte EBITDA um 12% auf EUR 509 Mio. fiel. Die Umsatzerwartungen für 2025 wurden auf EUR 14 Mrd. bis EUR 15 Mrd. (zuvor: EUR 15 Mrd. bis EUR 17 Mrd.) gesenkt und der bereinigte operative Gewinn (EBITDA) soll nun am unteren Ende der Prognosespanne von EUR 2,0 Mrd. bis EUR 2,3 Mrd. erreicht werden.
Rohstoffe
Rohölpreise waren am Wochenende durch die geplante deutliche Förderausweitung der Opec+ belastet. Das von Saudi-Arabien und Russland angeführte Kartell will die Produktion ab September um 547.000 Barrel pro Tag steigern und begründete dies mit einer robusten Weltwirtschaft sowie niedrigen Lagerbeständen.
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!