Börse am Morgen: Alphabet, Tesla, EZB, Öl in der Ostsee - Nord LB Marktbericht

Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) verschafft sich China durch eine gezielte Wechselkursmanipulation Handelsvorteile auf Kosten europäischer und deutscher Unternehmen. Die chinesische Zentralbank lasse den Yuan-Kurs zum Euro nicht flexibel anpassen, was zu einer Unterbewertung des Yuan führe. Deutsche Unternehmen, etwa aus der Autoindustrie oder dem Maschinenbau, kaufen daher ihre Vorleistungen aufgrund extremer Niedrigpreise immer mehr in China ein und immer weniger in Deutschland. Die Studie zeigt, dass der Yuan in den letzten Jahren ggü. dem Euro deutlich hätte aufwerten müssen, da die Erzeugerpreise in Deutschland und dem Euroraum stark gestiegen sind, während sie in China kaum gestiegen sind. Dies führte zwischen Anfang 2020 und Frühjahr 2025 zu einer realen Aufwertung des Euro um über 40% ggü. dem Yuan, was China erhebliche Preis- und Kostenvorteile verschafft hat.
Tagesausblick
Die heute im Mittelpunkt des Handelstages stehenden Währungshüter von Frankfurt am Main dürften wie erwartet stillhalten, zu groß sind nicht zuletzt die geopolitischen Unsicherheiten und auch die Juni-Inflationsdaten sprechen keineswegs für einen sofortigen Zinsschritt. Vertreter aus dem EZB-Rat wie Bundesbankpräsident Nagel und EZB-Vizepräsident de Guindos warben zuletzt für eine Politik der „ruhigen Hand“ und mahnten zur Vorsicht angesichts der Zollrisiken und des starken Euro. Vielmehr wird die Betonung wohl einmal mehr darauf liegen, dass geldpolitische Entscheidungen datenabhängig sind und von Sitzung zu Sitzung getroffen werden. Die Tür für eine weitere Lockerung im September bleibt damit offen.
Aktienmärkte
Nach dem schwachen Vortag hat das Zoll-Abkommen zwischen den USA und Japan den deutschen Aktienmarkt wieder angeschoben. DAX +0,83%; MDAX +1,23%, TecDAX -0,89%.
Neu entflammte Zollhoffnungen sorgten an der Wall Street für steigende Kurse. Für gute Laune sorgte das zuletzt geschlossene Handelsabkommen zwischen den USA und Japan. Laut US-Präsident Trump würden die USA künftig Zölle in Höhe von 15% auf Importe aus Japan erheben. Ursprünglich hatte der Republikaner mit 25% gedroht. Experten zufolge hoffen Anleger, dass das Abkommen als Blaupause für eine Einigung mit der EU dient. Unter den Einzelwerten stand u. a. Texas Instruments mit einem Minus von 13,3% im Fokus. Der Spezialist für Analog-Chips blieb aufgrund von milliardenschweren Investitionen mit seinem Ausblick für das laufende Quartal hinter den Markterwartungen zurück.
Unternehmen
Angetrieben von neuen KI-Funktionen und robusten Werbeeinnahmen hat Alphabet die Markterwartungen im vergangenen Quartal übertroffen. Die Google-Mutter kündigte außerdem höhere Ausgaben für den Bau von Rechenzentren an (85 statt 75 Mrd. USD), um die wachsende Nachfrage nach Cloud-Dienstleistungen zu befriedigen. Der Konzernumsatz von Alphabet stieg in Q2 währungsbereinigt um 13% auf 96,43 Mrd. USD und der Reingewinn um gut 19% auf 28,2 Mrd. USD. Diese Kennziffern lagen über den Analystenprognosen (Cloud-Erlöse sogar +32% auf 13,6 Mrd. USD).
Der Rückwärtsgang der US-Regierung in Sachen Klimaschutz im Verkehr und die zunehmende Konkurrenz anderer Hersteller bei Elektroautos lassen den Gewinn beim US-Elektroautobauer Tesla schmelzen. Das Unternehmen verdiente in Q2 deutlich weniger mit dem Verkauf von Verschmutzungsrechten als noch vor einem Jahr. Zusammen mit dem Absatzeinbruch lastete das schwer auf den Geschäftsergebnissen. Der Nettogewinn schrumpfte um 16% auf knapp 1,2 Mrd. EUR und lag damit in etwa auf dem Niveau, das Analysten vorhergesagt hatten. Der Umsatz sank um 12% auf 22,5 Mrd. EUR.
Rohstoffe
Deutschland hat zurückhaltend auf polnische Ölfunde in der Ostsee reagiert. Die Firma Central European Petroleum (CEP) hat vor dem polnischen Swinemünde etwa 22 Mio. t Öl sowie 5 Mrd. Kubikmeter Gas gefunden. Der Landwirtschaftsminister von Mecklenburg-Vorpommern, Backhaus, forderte, dass das Öl aus dem Vorkommen vor der Küste Westpolens und Mecklenburg-Vorpommerns nicht gefördert werden sollte. „Es ist davon auszugehen, dass es sich bei dem `Ölfeld´ um die zu Zeiten der DDR erbohrte Lagerstätte `Heringsdorf´ handelt“, hieß es. Insgesamt umfasse der Bereich vor der Ostseeinsel Wolin nach akt. Schätzungen über 33 Mio. t förderbares Rohöl sowie 27 Mrd. Kubikmeter Gas. Zum Vergleich: Deutschland verbraucht jährlich 96,9 Mio. t Öl, Polen rund 32 Mio. t.
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