Börse am Morgen: Evotec, Jungheinrich, Ryanair, Stellantis - Nord LB Marktbericht

Für immer mehr kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland werden fehlende Nachfolger zum Problem. Eine Analyse der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) offenbart, dass deutschlandweit rd. 9.600 Unternehmen vor einem altersbedingten Übergang stehen. Dem gegenüber gibt es lediglich 4.000 Interessenten zur Übernahme der Firmenführung. Seit dem Jahr 2019 hat sich der Abstand damit fast verdoppelt. Brisant: Mehr als 25% der Unternehmen erwägen daher eine Schließung des Betriebs. Besonders prekär ist dabei die Situation im Handel und im Gastgewerbe. In diesen beiden Branchen übersteigt das Angebot an Unternehmen die Nachfrage sogar um mehr als ein Drittel.
In diesem Umfeld enttäuschen auch die gestern veröffentlichten Zahlen des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga). Das deutsche Gastgewerbe (Kneipen, Restaurants, Beherbergungsstätten und Hotels) verzeichnet im Mai den größten Gewinneinbruch seit Dezember 2021. Laut Statistischem Bundesamt hat sich inflationsbereinigt (real) ein Minus von 4,6% (ggü. April) angehäuft. Dehoga-Präsident Guido Zöllick: „Preissensibilität und Konsumzurückhaltung nehmen spürbar zu ... die Lage der Branche ist angespannt, die Aussichten für HJ2 sind gedämpft“.
Tagesausblick
In den USA stehen heute mit dem von der Richmond Fed erhobenen Index neue Daten zur Lage im verarbeitenden Gewerbe an. Nach der eingetrübten Lage in der ersten Jahreshälfte wird auf Sicht mit zunehmenden Stabilisierungstendenzen bei der Geschäftsentwicklung der Industriebetriebe gerechnet. Marktteilnehmer dürften zudem den Worten von Fed-Chef Powell besonders aufmerksam folgen, der sich heute in Washington äußert. Die Positionen der Fed im Zusammenhang mit den Auswirkungen der US-Zollpolitik und politischen Einwirkungsversuchen bleiben neuralgische Punkte für die Märkte.
Aktien- und Rentenmärkte
DAX-Investoren bleiben zum Wochenbeginn zurückhaltend. Europ. Staatsanleihen sind länderübergreifend entsprechend gefragt und legen eine Renditerally hin. Über dem Markt hängt weiterhin das Damoklesschwert der US-Zölle.
Unternehmen
Bei Stellantis hat sich im ersten Halbjahr 2025 ein Milliardenverlust i. H. v. EUR 2,3 Mrd. akkumuliert. In Q2 wurden rd. 6% weniger Fahrzeuge als im Vorjahr verkauft (1,4 Mio.). Der Umsatz brach auf EUR 74,3 Mrd. (minus 12,6%) ein. Als Gründe für die tiefroten Zahlen werden von der Opel-Mutter neben der US-Zollpolitik (Effekt EUR 300 Mio.) und Kosten für den Konzernumbau, ungünstige Wechselkursentwicklungen genannt.
Ryanair glänzt mit guten Zahlen und kann seinen Nettogewinn in Q1 mehr als verdoppeln. Die Billig-Airline verbucht einen Überschuss von EUR 820 Mio. und damit EUR 460 Mio. mehr als im Vorjahreszeitraum. Auch für das traditionell wichtige Sommerquartal (Juli – September) sieht es gut aus. Hier zeigt sich Europas größter Billigflieger positiv gestimmt. Der Preisrückgang von 7% aus dem Vorjahr soll vollständig aufgeholt werden.
Evotec senkt die Umsatzprognose für 2025. Die Biotechfirma begründet die reduzierten Erlöse mit einem anhaltend schwierigen Marktumfeld im Basisgeschäft. Bisher planten die Hamburger mit EUR 840 Mio. bis EUR 880 Mio. für das laufende Jahr. Dies wird jetzt auf EUR 760 Mio. bis EUR 800 Mio. zurückgenommen. Der mittelfristige Ausblick (für 2028) wurde vom Vorstand indes bekräftigt. Am 13.08.25 erfolgen offizielle Zahlen für HJ1/25.
Der Gabelstaplerhersteller Jungheinrich senkt zum 2. Mal innerhalb kurzer Zeit seine Gewinnerwartungen (und zwar deutlich). Erst letzten Donnerstag wurden aufgrund eines umfangreichen Sparprogramms die Gewinn- und Umsatzprognosen kassiert. Gestern kam die Mitteilung über den Verkauf der Russland-Tochter (Jungheinrich Lift Truck OOO) an einen russ. Finanzinvestor. Die Hamburger verkaufen mit Verlust. Der Buchwert wird deutlich abgeschrieben (gemäß russ. Vorgaben darf der Preis max. 40% des Marktwertes umfassen).
Rohstoffe
Metallrohstoffe waren zu Beginn der Woche gefragt. Auslöser waren Hoffnungen über bevorstehende Konjunkturmaßnamen im Reich der Mitte. Bereits am vergangenen Freitag hatte das chinesische Industrieministerium Maßnahmen zur Stabilisierung des Automobil-, Maschinen-, und Elektrotechnik-Sektors in Aussicht gestellt. An der Shanghai Futures Exchange legten die Metallkontrakte für Aluminium, Kupfer, Nickel und Zinn zwischen 1 und 2% zu.
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