Börse am Morgen: Iberdrola, Novartis, Volvo - Nord LB Marktbericht

Laut der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) geht es der dt. Wirtschaft deutlich schlechter als noch vor fünf oder zehn Jahren. Bei einer Veranstaltung der OECD nannte der DIHK-Chefanalyst Volker Treier die Gründe. Neben einer Vernachlässigung der Standortpolitik sind es Kostenüberlegungen. „Die Kosten waren und sind in Deutschland - im Vergleich zu wichtigen Wettbewerberstandorten - zu hoch.“ Außerdem belastet derzeit der Zollstreit mit den Vereinigten Staaten. Die vorherrschende Unsicherheit macht es jedenfalls Unternehmen nicht leicht, langfristige Investitionsentscheidungen zu treffen.
Währenddessen und fast unbemerkt kommt es zu einer Punktlandung bei der Inflation. In der Euro-Zone notiert die Teuerungsrate im Juni exakt bei 2,0%. Gestern bestätigte das EU-Statistikamt Eurostat seine erste Schätzung von Anfang Juli.
Tagesausblick
In Deutschland stehen am letzten Handelstag der Woche mit aktuellen Daten zu den Erzeugerpreisen im Juni neue Hinweise auf die Preisentwicklung bei den vorgelagerten Wirtschaftsstufen an. Getragen von u. a. der anhaltenden Entspannung bei den Energiepreisen sowie Vorleistungsgütern dürfen Beobachter auf eine leichte Ermäßigung auf Monatssicht hoffen. Nicht zuletzt wirkt sich zudem die anhaltende relative EuroStärke auf die Importpreise aus, was sich insbesondere bei energieintensiven Vorleistungsgütern bemerkbar macht. Auf der anderen Seite des Atlantiks geht die Handelswoche mit neuen Daten zu Baubeginnen und Baugenehmigungen sowie zum vorläufigen Verbrauchervertrauen (Michigan Index) zu Ende.
Aktien- und Rentenmärkte
Aktienmärkte links- und rechtsseitig des Atlantiks profitierten gestern von den positiven Konjunkturdaten der US-Wirtschaft. Die US-Einzelhandelsumsätze konnten im Juni deutlich zulegen (0,6% im Vergleich zum Vormonat). Börsen schlossen fester.
DAX +1,51%; MDAX +0,96%; TecDax +1,70%; Dow Jones +0,52%; S&P 500 +0,54%; Nasdaq Comp. +0,75%.
Jede Achterbahnfahrt hat einen Anfang und ein Ende. Der Roller Coaster-Ride bei US-Staatsanleihen war kurz. Schon einen Tag nach den US-Notenbankchef Entlassungs-Spekulationen kehrte wieder Ruhe ein. Die Rendite amerikanischer 10-Jahres Papiere verließ den Handel fast unverändert und fiel nur zwei Basispunkte auf 4,43%.
Unternehmen
Gewinneinbruch beim schwedischen Lkw-Hersteller Volvo. In Q2 mussten die Schweden, aufgrund eines zweistelligen Umsatzrückgangs (rd. 12%) auf SEK 122,9 Mrd., signifikante Einbußen beim Betriebsgewinn verkraften (Einbruch von SEK 20,3 Mrd. auf SEK 13,5 Mrd.). Ursächlich ist Unternehmensangaben zufolge unter anderem die Schwäche im Nordamerikageschäft. Hier sei der Lkw-Bauer mit einer zunehmenden Unsicherheit und abwartenden Kundenhaltung konfrontiert gewesen. In Europa hat sich laut Volvo der Markt „allgemein“ stabilisiert.
Novartis plant einen Aktienrückkauf in Milliardenhöhe (bis zu USD 10 Mrd.; Lauftzeit bis Ende 2027) und Standorterweiterungen in Asien und den USA (laut den Schweizern soll der Pharmastandort Europa zwar beibehalten werden, die Attraktivität Europas nehme im weltweiten Vergleich aber ab). Im zweiten Quartal lief es für Novartis erfreulich gut. Der Pharmakonzern konnte seinen Umsatz um 12% auf USD 14,054 Mrd. steigern (dies entspricht einem Anstieg von 11% zu konstanten Wechselkursen). Binnen Jahresfrist legte der operative Kerngewinn um 20% (auf rd. USD 5,9 Mrd.) zu. Für das Gesamtjahr wurde das Gewinnziel leicht angehoben.
Iberdrola eröffnet seinen ersten dt. Solarpark. Mit einer Größe von 65 Fußballfeldern (80.000 Solarpaneele, Gesamtleistung bis zu 53GW/pro Jahr) betritt das Energieunternehmen nun auch den dt. Solarmarkt. Bisher war Iberdrola in Deutschland hauptsächlich aufgrund seiner Offshore-Windparks in der Ostsee in Erscheinung getreten. Der neue Solarpark liegt in Boldekow (VorpommernGreifswald) und wird für Vodafone Strom zur Versorgung des Mobilfunknetzes liefern (bis zu 3.000 Mobilfunkmasten bundesweit). Neben Vodafone liefert Iberdrola bspw. auch schon Strom für O2 Telefónica via dem Windpark Baltic Eagle vor Rügen.
Devisen
Das Währungspaar JPY/USD leidet derzeit unter den zähen Zollverhandlungen mit den Vereinigten Staaten. Erst kürzlich markierte der japanische Yen mit 149,18 den höchsten Stand seit Anfang April. Neben den Zollsorgen schwächelt der Yen überdiesaufgrund der bevorstehenden Oberhauswahl sowie den anhaltenden Ausverkauf bei langlaufenden japanischen Staatsanleihen.
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