Börse am Morgen: BASF, Bitcoin, Brenntag, Covestro, K+S, SGL Carbon - Nord LB Marktbericht

Trotz des Zollstreits mit den USA haben Chinas Exporteure zum Ende des ersten Halbjahrs einen Schlussspurt hingelegt. Die Ausfuhren lagen im Juni wertmäßig um 5,8% über dem Vorjahr, wie die Zollbehörde mitteilte. Im Mai lag der Zuwachs bei 4,8%. Die chinesischen Hersteller versuchen angesichts der Zollschranken in den USA zunehmend, Marktanteile in den Staaten Südostasiens zu gewinnen. Die Erzeuger landwirtschaftlicher Produkte haben ihre Preise v. a. bei Obst und tierischen Produkten im Mai erhöht. Die Preise legten um durchschnittlich 2,4% im Vergleich zum Vorjahresmonat zu.
Tagesausblick
Heute veröffentlicht Chinas Statistikamt die Wachstumszahlen für Q2. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt spielt eine wichtige Rolle für den globalen Handel und die Weltwirtschaft. Im vergangenen Jahr hatte die chinesische Wirtschaft mit der Immobilienkrise, globalen Handelskonflikten und der schwachen Inlandsnachfrage zu kämpfen. Die Regierung kündigte nun weitere Unterstützungsmaßnahmen an. Mit anderen Worten: Der chinesische Staat schiebt seine Wirtschaft mit neuen Schulden an. In Deutschland steht ein gern beachteter Frühindikator für die deutsche Wirtschaft auf dem Programm. Die ZEW – Konjunkturerwartungen messen die Einschätzung von Analysten und institutionellen Investoren hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung in den nächsten sechs Monaten. Und ein Blick in die Liste der Termine verrät: die Berichtssaison startet wieder. Den Auftakt machen wie gewohnt die US-Banken. Wir berichten morgen darüber.
Aktienmärkte
Die jüngsten Entwicklungen im globalen Zollstreit haben den deutschen Aktienmarkt zu Wochenbeginn unter Druck gesetzt. Trump hatte am Samstag Sonderzölle von 30% auf Importe aus der EU und Mexiko angekündigt. Die neuen Abgaben sollen vom 1. August an gelten. Die EU-Kommission verschob daraufhin bereits angekündigte Gegenmaßnahmen auf Anfang August und verhandelt weiter. Die Wall Street verzeichnete dagegen ein moderates Plus. DAX -0,39%; MDAX -0,46%; TecDAX -0,39%; Dow Jones +0,20%; S&P 500 +0,14%; Nasdaq Comp. +0,27%.
Unternehmen
Die anhaltende Unsicherheit über neue US-Zölle setzt der deutschen Chemieindustrie spürbar zu. Gleich drei große Unternehmen - Branchenprimus BASF, der Kunststoffkonzern Covestro und der Chemikalienhändler Brenntag - kassierten am Freitag ihre Gewinnprognosen für das lfd. Jahr. Die Chemiebranche gilt als wichtiger Konjunkturindikator, da ihre Produkte praktisch in allen großen Industriezweigen benötigt werden. Zwar hatte sich die Stimmung in der energieintensiven Branche laut Ifo-Institut im Juni auch wegen der geplanten Senkung der Stromsteuer deutlich verbessert, der Auftragsbestand wurde aber weiter als „äußerst niedrig“ eingeschätzt. Der weltgrößte Chemiekonzern BASF begründete die Senkung seiner Jahresziele mit den anhaltenden makroökonomischen und geopolitischen Risiken (US-Zollpolitik).
Dem Graphit-Spezialisten SGL Carbon macht eine schwache Nachfrage aus der Chipbranche zu schaffen. Der Umsatz sank in H1 um 16% auf 453 Mio. EUR, das bereinigte operative Ergebnis (EBITDA) ging ebenfalls um 16% auf 72,5 Mio. EUR zurück. Die Auftragsflaute aus der Chip-Branche, die von SGL Carbon Spezial-Graphitkomponenten bezieht, halte an. Zudem fehlten Umsätze aus der Karbonfaser-Sparte, die sich aus unprofitablen Geschäften zurückzieht. Die Einsparungen daraus machten die weggebrochenen Gewinne aus dem Halbleiter-Geschäft nicht wett.
Der Düngemittel- und Salzhersteller K+S nimmt milliardenschwere Abschreibungen vor. In der Konzernbilanz zum 30. Juni erwartet das Unternehmen einen nicht zahlungswirksamen Wertberichtigungsbedarf von rund 2 Mrd. EUR. Grund seien v. a. die jüngste Abwertung des USD, gesunkene langfristige Kalipreisannahmen sowie ein höherer Kapitalkostensatz. Die Abschreibungen belasteten das bereinigte Konzernergebnis und die Kapitalrendite ROCE, führten aber nicht zu einem Liquiditätsabfluss.
Devisen und Rohstoffe
Bitcoin hat erstmals die Marke von 120.000 USD überschritten. Das US-Repräsentantenhaus debattiert eine Reihe von Gesetzentwürfen. Diese sollen der Digitalwährungsbranche den seit langem geforderten regulatorischen Rahmen bieten.
Die Ölpreise begaben sich indes auf Richtungssuche. Am Markt hielten sich Spekulationen, dass Trump schärfere Sanktionen gegen Russland ankündigen könnte - darunter auch Abgaben für Großkunden, die russisches Öl kaufen.
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