Börse am Morgen: DAX, Samsung, FOMC, US-Zölle - Nord LB Marktbericht

Die deutschen Exporte sind im Mai wegen der schwächsten US-Nachfrage seit mehr als 3 Jahren überraschend gefallen. Sie sanken um 1,4% im Vergleich zum Vormonat auf 129,4 Mrd. EUR, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das ist bereits das 2. Minus in Folge: Im April waren die Ausfuhren um 1,6% gesunken. Die meisten Ausfuhren gingen im Mai zwar erneut in die Vereinigten Staaten, die deutsche Waren im Wert von 12,1 Mrd. EUR kauften. Das sind aber 7,7% weniger als noch im April und zugleich der niedrigste Wert seit März 2022.
Die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland ist einer Studie zufolge in Q2 so hoch ausgefallen wie seit 20 Jahren nicht mehr. Von April bis Juni seien 4.524 Personen- und Kapitalgesellschaften von einer Insolvenz betroffen, wie das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) mitteilte. Das seien 7% mehr als in Q1 2025 und der höchste Wert seit Sommer 2005. Der Wert sei „sogar höher als im Nachgang der großen Wirtschafts- und Finanzkrise 2009“. Der Zinsanstieg und der Wegfall staatlicher Hilfen in der Pandemie haben seit Mitte 2022 zu einem Nachholeffekt bei den Insolvenzen geführt.
Der Autoabsatz in China zieht weiter an. Im Juni stiegen die Verkäufe den 5. Monat infolge mit einem Plus von 18,6% auf 2,1 Mio. Fahrzeuge laut Daten der China Passenger Car Association. Die Verkäufe von Elektrofahrzeugen und Plug-in-Hybriden, die 52,7% der gesamten Autoverkäufe ausmachten, kletterten um knapp 30% (Mai: 28,2%).
Tagesausblick
In den USA steht heute am späten Abend hiesiger Zeit angesichts der vergleichsweisen datenarmen Woche mit dem Protokoll der jüngsten FOMC-Sitzung sicherlich ein Highlight zur Veröffentlichung an. Beobachter erhoffen sich Einblicke, wie die Mitglieder des FOMC die Balance zwischen Inflationsrisiken und konjunkturellen Risiken bewerten, was wiederum die Debatte um weitere Zinssenkungen erneut anheizen könnte.
Aktien- und Rentenmärkte
Nach einem erfreulichen Wochenauftakt legte der deutsche Aktienmarkt auch gestern zu. Investoren zeigten sich erleichtert, dass US-Präsident Trump die Frist zur Einführung neuer Zölle verschoben und sich zu Verhandlungen mit den europäischen Handelspartnern bereit erklärt hat. DAX +0,55%; MDAX +1,01%; TecDAX +1,14%.
Die Wall Street verabschiedete sich dagegen leichter aus dem Handelsgeschehen. Anleger schwankten zwischen der Sorge vor neuen Zöllen und der Hoffnung auf erfolgreiche Zoll-Verhandlungen. Dow Jones -0,37%; S&P 500 -0,07%; Nasdaq Comp. +0,03%.
Die Kurse deutscher Staatsanleihen haben (analog zu den US-Staatsanleihen) nachgegeben. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen stieg im Gegenzug auf 2,68%.
Unternehmen
Ein schleppender Absatz von Hochleistungsspeichern für Künstliche Intelligenz (KI) hat Samsung in Q2 einen unerwartet starken Gewinneinbruch eingebrockt. Der Konzern machte dafür die USBeschränkungen für Technologie-Exporte nach China verantwortlich. Für Analysten waren allerdings hausgemachte Probleme der Grund für diese Entwicklung. Wegen Wertberichtigungen auf Lagerbestände brach der operative Gewinn vorläufigen Berechnungen zufolge um 56% auf umgerechnet 2,86 Mrd. EUR ein. Der einst weltgrößte Anbieter von Speicherchips verlor dem Branchendienst Counterpoint Research zufolge zudem unlängst seinen Spitzenplatz an den Erzrivalen SK Hynix. Dieser beherrsche inzwischen 36% des Marktes für klassische DRAM-Speicherchips. Dahinter rangierten Samsung mit 34% und Micron mit 25%.
Geopolitische Unsicherheiten, steigende Kosten und mehr Bürokratie belasten die deutsche Süßwarenindustrie. Rund 45% der Unternehmen berichten nach den ersten vier Monaten im lfd. Jahr von einer sinkenden Ertragslage, 42% klagen über rückläufige Absätze, wie der Branchenverband BDSI zu einer Umfrage unter den gut 200 Herstellern von Süßwaren und Knabberartikeln mitteilte. Als größte Kostentreiber nennen die Firmen gestiegene Personalkosten (90%), höhere Preise für Rohstoffe (80%), teure Energie (40%) und Logistikkosten (32%).
Devisen
Das Thema Zölle sorgt auch am Devisenmarkt weiter für Verunsicherung. Die neuen handelspolitischen Entscheidungen der USRegierung wurden nur vorübergehend mit Erleichterung aufgenommen. Präsident Trump verschob die Frist der bislang für heute angepeilten Zölle auf den 1. August. Der EUR erholte sich wieder über 1,17 USD.
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