Börse am Morgen: Sorgen um US-Dollar, Air France-KLM, Lufthansa, OPEC - Nord LB Marktbericht

Im Euro-Raum fallen die Erzeugerpreise weiter, jedoch weniger schnell als in den Vormonaten. Erzeugerpreise sind ein früher Indikator für die Verbraucherpreise. Sie gelten ab Werk, das heißt bevor die Produkte in den Handel gehen oder weiterverarbeitet werden. Laut Statistikamt Eurostat haben sich die Herstellerpreise in der Industrie um 0,6% ggü. April verringert, bei Maschinen und Anlagen kam es zu einer Stagnation. Ursächlich für den Rückgang sind die gefallenen Energiepreise.
Stromerzeugung aus Sonnenenergie liegt bei dt. Unternehmen und privaten Haushalten weiter voll im Trend. Neue Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen, das im März rd. 4,2 Millionen Photovoltaikanlagen mit einer Nennleistung von ca. 98.300 MW auf Dächern und Grundstücken installiert waren. Im Jahr 2024 wurden 59,5 Mio. MWh Solarstrom in das Stromnetz eingespeist. Dies ist ein neuer Höchstwert und korrespondiert mit 13,8% der gesamten inländischen Stromproduktion.
Während sich die Industrieerzeugerpreise rückläufig entwickeln und auch die Energiepreise ihr übriges zur Erholung resp. Entspannung beitragen, kam es im Monat Mai unterwartet zu einem Rückschlag in der dt. Industrie. Die Inlandsnachfrage ist mit einem Minus von 1,4% (ggü. April) überraschend stark gefallen (Experten hatten nur mit einem Rückgang von 0,1% gerechnet).
Wochenausblick
In Deutschland stehen in dieser Woche mit dem Sentix-Konjunkturindex und den Einzelhandelsumsätzen regelmäßig im Fokus stehende Indikatoren auf der Agenda. Der regelrechte Zickzackkurs in den monatlichen Stimmungsindikatoren dürfte angesichts der anhaltenden geo- und handelspolitischen Unsicherheiten v.a. mit Blick auf die formale Deadline der Verhandlungen mit Washington am kommenden Mittwoch noch wenig Grund zur Beruhigung gefunden haben. Weiterhin stehen in Deutschland die Mai-Daten zur Industrieproduktion sowie die Außenhandelszahlen zur Veröffentlichung an. In den Vereinigten Staaten dürften die Marktteilnehmer in der kommenden Woche im Hinblick auf die angeheizte Debatte um weitere Zinssenkungen v.a. auf das Protokoll der jüngsten FOMC-Sitzung blicken.
Aktien- und Rentenmärkte
Vor dem Wochenende gaben die europ. Börsen flächenübergreifend nach. Übermorgen endet die Frist für die Zollverhandlungen mit den USA. Anleger positionieren sich entsprechend vorsichtig und halten sich zurück.
Dow Jones -0,36%; S&P 500 +0,83%; Nasdaq Comp. +1,02%; DAX -0,61%; MDAX -0,35%; TecDAX -0,23%.
Am Markt für europ. Staatsanleihen fiel die Rendite zweijähriger dt. Bunds um bis zu 3 Basispunkte auf 1,80%. Das ist der niedrigste Stand seit dem 13. Juni. Anleger bleiben reserviert, die Risikobereitschaft sinkt, 10-jährige Bunds rentieren bei 2 60%.
Unternehmen
Die Konsolidierung in der europ. Luftfahrt schreitet voran. Air France-KLM plant eine Aufstockung ihres 19,9%-Anteils an der skandinavischen SAS (auf 60,5%). Die Transaktion soll in HJ2 2026 abgeschlossen werden (Genehmigungen der Wettbewerbsbehörden vorbehalten). Seit dem Sommer 2024 arbeiten beide Airlines bereits zusammen. SAS war in den letzten Jahren in Turbulenzen geraten und konnte erst im August 2024 den US-Gläubigerschutz nach Chapter 11 verlassen. Neben Air France-KLM planen auch die anderen großen Marktführer in Europa über Zukäufe zu wachsen. Die Deutsche Lufthansa erwarb erst Anfang 2025 41% der Anteile an der italienischen ITA Airways. Bei der Privatisierung der portugiesischen TAP haben Air France KLM, Lufthansa und auch IAG (Mutter von British Airways) bereits Interesse bekundet. Die Tages-Perfomance des US-Dollars vom vergangenen Donnerstag (ausgelöst durch den überraschend starken US-Arbeitsmarktbericht) löste sich zum Wochenende wieder in Luft auf.
Devisen und Rohstoffe
Devisenhändler stehen nach der Verabschiedung des Steuer- und Ausgabengesetzes die Sorgenfalten ins Gesicht geschrieben. Der US-Schuldenberg wird durch das neue Gesetz sicherlich nicht kleiner. Außerdem rückt die Frist für die Zollverhandlungen wieder auf die Agenda.
Vor dem OPEC Treffen am Wochenende haben die Ölpreise weiter nachgegeben. Wie zuvor erwartet, wurde eine Produktionausweitung beschlossen. In dieser Woche stehen neue Prognosen der US-Energiebehörde EIA sowie der Internationalen Energieagentur IEA an. Ölhändler preisen daher in den kommenden Monaten eine deutliche Überversorgung des schwarzen Goldes (mit den entsprechenden Auswirkungen auf die Kurse) ein.
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!
aktien, anleihen, rohstoffe, börse frankfurt, marktbericht
/medienpool/shutterstock/boerse-trader.jpg