USA: PCE - Handelsdeals nehmen Last von den Verbrauchern - Nord LB
Nach der FOMC-Sitzung ist bekanntlich vor der FOMC-Sitzung. So werden die heute veröffentlichten Inflationsdaten also schon ihren Schatten vorauswerfen und die Fantasie der geneigten Marktbeobachter für die nächste Notenbanksitzung am 30. Juli anregen. Der PCE-Deflator, ein wichtiges Inflationsmaß im Fokus der Fed, wies im Mai eine Teuerungsrate von lediglich 0,1% M/M aus. Die Jahresrate liegt nun folglich bei 2,3%, was nach der Revision im Vormonat ein Delta von 0,1 Prozentpunkten bedeutet. Auch die Kernrate wuchs nur minimal um 0,2% M/M. Dies zeigt, dass die zugrundeliegende Inflationsdynamik im Grunde weiterhin an Schwung verliert. Sollten sich die Inflationsdaten im Juni freundlich(er) präsentieren, dürften die Zeichen für eine zeitnahe Zinssenkung somit auf Grün gestellt sein.
Neben den Inflationsdaten wird auch die Veränderung bei den Realeinkommen unter die Lupe genommen. Während das persönliche Einkommen um 0,4% M/M sank, schrumpften die persönlichen Ausgaben ebenfalls, und zwar um 0,1% M/M. Auch wenn das real zur Verfügung stehende Einkommen etwas absank, kann der dämpfende Effekt der US-Zölle allenfalls als vergleichsweise schwach bezeichnet werden, was angesichts der großen Unsicherheit vor wenigen Monaten durchaus bemerkenswert ist.
Aus dem Weißen Haus kamen im Laufe der letzten beide Tage gleich zwei Verlautbarungen über die Nachrichtenticker, welche große Konsequenzen für die Ökonomie der USA haben dürften. Präsident Trump hat am gestrigen Abend verlautbaren lassen, dass ein Handelsdeal mit China unterzeichnet wurde. Berichten zufolge dürften sich die verhandelnden Parteien eher auf wichtige Rahmenbedingungen wie den Abbau von nicht-tarifären Handelshemmnissen und eine komfortable Einigung zu Halbleitern geeinigt haben, eine Information über die rechtsverbindliche Unterzeichnung blieb jedoch noch aus. Nichtsdestotrotz hat auch die chinesische Seite positive und recht belastbare Aussagen in dieser Hinsicht getätigt. Damit könnte womöglich eins der großen Schreckgespenster des Handelskrieges gebändigt sein, was sicherlich auch den Realeinkommen der Haushalte zugutekommen dürfte.
Die zweite Nachricht, welche eher als lautes Gedankenspiel verstanden werden sollte, drehte sich um die vorzeitige Nachfolgeregelung von Jerome Powell. Offiziell wird dieser erst im Mai 2026 seinen Posten als Notenbankchef der Federal Reserve räumen. Zuletzt hatte Trump in privatem Kreise darüber nachgedacht bereits im September oder Oktober den nächsten Fed-Chef bekannt zu geben, was unüblich früh wäre, auch wenn es traditionell keine fixen Fristen gibt. Damit wird wieder die Idee eines „Schattennotenbankchefs“ zutage gefördert, was bereits seit Amtsantritt des Präsidenten immer mal wieder kolportiert wird. So konkret wie derzeit war es indessen nie. Neben den üblichen Verdächtigen wie z.B. Christopher Waller, Fed Governor seit 2020, wird sogar der Finanzminister Scott Bessent als möglicher Nachfolger von Powell gehandelt. Mit der frühzeitigen Ernennung eines Nachfolgers dürfte das Leben von Powell als oberstem Geldpolitiker jedenfalls kaum leichter werden.
Fazit: Die Inflationsdynamik war gemäß des PCE-Deflators im Mai erfreulicherweise schwach ausgeprägt. Mit einer Veränderungsrate von 0,1% M/M waren demnach nur geringe Preissteigerungen an der Ladentheke zu verzeichnen. Die Kernrate stieg zwar auf 0,2% M/M, ist aber somit noch immer „zahm“. Vor allem die jüngsten Nachrichten aus dem Weißen Haus und dem US-Handelsministerium deuten an, dass demnächst viele Handelsdeals präsentiert werden können, wobei Trump in Bezug auf China sogar schon eine Unterschrift andeutete. Ein rechtsbindender Nachweis blieb bis zuletzt zwar aus, Medienberichten sowohl aus den USA und auch China zufolge gab es aber eine Einigung bei Schlüsselthemen wie nicht-tarifären Handelshemmnissen. Die größten Hürden dürften in den Verhandlungen damit genommen sein.
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