Börse am Morgen: Allianz, ArcelorMittal, Euro, Iran, Konjunktur - Nord LB

In Großbritannien werden die Leitzinsen bis auf weiteres bei 4,25% belassen, dies verkündete gestern das MPC. Mit sechs Stimmen dafür und drei Stimmen dagegen, war das Ergebnis etwas eindeutiger als noch bei der letzten Sitzung im Mai, wo noch zwei Mitglieder des Gremiums dafür plädierten die Bank Rate sogar anzuheben. Gestern war der Grundtenor eher wieder expansiv. In ihrem Statement unterstrich das MPC sodann, dass weitere Zinssenkungen perspektivisch angebracht wären. Man bleibe aber vor allem wegen der aktuellen Geschehnisse in der Weltpolitik wachsam. Zwar wurde die Situation im Iran nur am Rande erwähnt, die dadurch volatileren Energiemärkte hat man in London aber sehr genau im Blick. Diese Bewegungen sind aktuell riskant für eine nachhaltige Abmilderung der Inflation, nicht nur im Vereinigten Königreich. Immerhin scheint wenigstens im Binnenmarkt der Druck auf die Verbraucherpreise nachzulassen. Ein sich weiter abkühlender Arbeitsmarkt führt auch zu weniger stark steigenden Gehältern. In den eigenen Prognosen gehen die Zentralbanker deshalb davon aus, dass sowohl die Preissteigerungs- als auch die Inflationsrate in der zweiten Jahreshälfte weiter an Dynamik verlieren wird. Treffen die Prognosen ein, so ist in diesem Jahr noch mit weiteren Zinssenkungen der Bank of England zu rechnen!
Die Schweizerische Nationalbank hat ihren Leitzins um 25bp auf 0,00% gesenkt. Damit lockert sie ihre Geldpolitik zum sechsten Mal in Folge. Sichtguthaben von Banken werden ab einer bestimmten Höhe mit einem Abschlag von 0,25% verzinst, was de facto negativ ist. Die Zentralbank steht weiterhin bereit, bei Bedarf am Devisenmarkt zu intervenieren, fürchtet aber die Reaktion in Washington. Abgesehen von Interventionen am Devisenmarkt bleiben den Währungshütern aber nicht mehr viele Optionen, wenn sie negative Zinsen vermeiden möchten. Die Entscheidung der SNB stellt einen Zwischenschritt dar, der zeigen soll, dass man die Entscheidung zu negativen Zinsen nicht leichtnimmt. Trotzdem bereitet die gestrige Entscheidung die (Wieder-) Einführung negativer Zinsen vor.
In den USA sind die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in der vergangenen Woche um 5.000 auf 245.000 gesunken. Der US-Arbeitsmarkt präsentiert sich damit weiterhin robust. Die Zahlen entsprachen den Erwartungen.
Tagesausblick
Zum Ende der Handelswoche dürfen wir einen bunten Blumenstrauß an Daten erwarten, wobei zunächst die Produzentenpreisentwicklung aus Deutschland gemeldet wird. Wir gehen davon aus, das diese im Mai leicht rückläufig war. Auch werden verschiedene Stimmungsindikatoren aus der Eurozone präsentiert. Unter anderem geht es dabei um einen Datenkranz des Insee-Instituts für Frankreich und ein generelles Verbrauchervertrauen für Euroland. Der Philadelphia-Index wird als Frühindikator einen Ausblick auf die US-Konjunktur geben, welche voraussichtlich etwas weniger dynamisch ausfallen wird.
Renten- und Aktienmärkte
Deutsche Bundesanleihen handelten gestern impulslos mit leicht rückläufigen Kursen.
Aktienanleger in Europa blieben aus Furcht vor einer weiteren Eskalation zwischen Israel und Iran auch gestern auf der Hut. Medien spekulierten über einen bevorstehenden Militärschlag der USA gegen den Iran. DAX -1,12%; MDAX -1,80%; TecDAX -0,81%.
Die Wall Street blieb aufgrund des Nationalfeiertags geschlossen.
Unternehmen
Die Allianz hat eine Vereinbarung zur Übernahme des französischen Direktversicherers Eurofil von Abeille Assurances geschlossen. Die Transaktion, die noch unter behördlichen Genehmigungsvorbehalten steht, soll bis Ende 2025 abgeschlossen sein. Der Direktvermarkter Allianz Direct soll damit zur Nr. 3 im französischen Direktversicherungsmarkt aufsteigen.
Der Stahlkonzern ArcelorMittal wird seine Werke in Bremen und Eisenhüttenstadt vorerst doch nicht auf eine klimaneutrale Produktion mit Wasserstoff umstellen. Als Gründe wurden die aktuelle Marktsituation sowie die geringe Verfügbarkeit von Wasserstoff genannt. Die Fördergelder von EUR 1,3 Mrd. werden nicht in Anspruch genommen.
Devisen
Der EUR stabilisierte sich nach den Vortagsverlusten und konnte heute am frühen Morgen auch die Marke von USD 1,15 zurück erobern.
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