USA: CPIs - Milde Inflation führt nicht zwangsläufig zu Zinssenkungen - Nord LB
Eine Woche vor der nächsten Fed-Sitzung steigt der geldpolitische Spannungsbogen wieder spürbar an und erhält weitere Impulse durch die heutige Veröffentlichung der Verbraucherpreisentwicklung für den Mai. Mit einer Steigerung der Inflationsrate um 0,1% M/M verliert diese Zeitreihe wider Erwarten sogar wieder an Dynamik. Erfreulicherweise gilt dies mit 0,1% M/M auch für die Kernrate – also jener Warenkorb ohne die volatilen Güter rund um Nahrung und Energie. Die Jahresrate steigt aufgrund eines statistischen Basiseffektes auf lediglich 2,4% und verharrt kernratenseitig bei 2,8%.
Die Shelter-Komponente, welche spätestens seit Powells Bemerkung ob der Wichtigkeit für die weitere Entwicklung von Headline Rate und Geldpolitik verstärkt in den Fokus rückte, bleibt weiterhin das „Problemkind“. Mit einer Wachstumsrate von 0,3% M/M ist diese Komponente aufgrund der Gewichtung der größte Einzelfaktor für die zuletzt beobachtete Preissteigerung.
Während die Nahrungskomponente um 0,3% M/M stieg, ist bei der Energiekomponente das Gegenteil zu beobachten. Mit -1,0% in dem gleichen Betrachtungszeitraum unterstützt diese Unterkomponente derzeit perspektivisch die Erreichung des Ziels der Preisniveaustabilität. Schaut man sich die Entwicklung der letzten 12 Monate an, so konnte man einen Preisrückgang um 3,5% beobachten.
Die Zukunftserwartungen der privaten Haushalte ist für die Inflationsentwicklung stets relevant, denn der Faktor „Selbsterfüllende Prophezeiung“ ist nicht zuletzt durch die damit teilweise signalisierte Preiselastizität ein wichtiges Signal für die Verkäuferseite. Waren die Inflationserwartungen zuletzt relativ hoch, so ist seit einigen Wochen wieder eine abnehmende Dynamik zu beobachten. Das die Verbraucher künftig von einer nicht mehr ganz so hohen Inflation ausgehen, sollte aktuell in seiner Bedeutung nicht unterschätzt werden. Eine Erhebung der New York Fed kam beispielsweise zu dem Ergebnis, dass der Erwartungswert für die Inflation in einem Jahr um 0,4 Prozentpunkte auf nur noch 3,2% gefallen ist. Mit der heutigen Veröffentlichung der Inflationsdaten dürfte dieser Wert in der nächsten Erhebung wohl sogar noch weiter sinken.
Die Fed wird die Leitzinsen in der kommenden Woche voraussichtlich nicht senken. Zwar entwickelt sich die Inflation in die richtige Richtung, die Geldpolitiker aus Washington haben derzeit aber auch schlicht nicht den ökonomischen Druck zu handeln. Auch der Arbeitsmarkt präsentiert sich momentan noch robust genug, sodass derzeit nicht interveniert werden muss. Abkühlungstendenzen sind dort in der näheren Zukunft allerdings durchaus möglich, denn Elon Musks Freisetzungsbemühungen beim Staatsapparat hallen noch nach. Man wird vor allem noch abwarten wollen, wie sich die Konjunktur entwickelt und ob vonseiten der Zölle noch übermäßiger Inflationsdruck herrührt oder sich das Thema binnen Trumps 90-Tage-Frist in Wohlgefallen auflöst. In der zweiten Jahreshälfte werden wir dann allerdings wieder Senkungen der Fed Funds Target Rate beobachten dürfen.
Fazit: Die soeben veröffentlichten Inflationsdaten aus den USA überraschen positiv. Mit einer Veränderungsrate von nunmehr 0,1% M/M war die Preissteigerung nur noch marginal. Gleiches trifft auch auf die Kernrate zu, welche ebenfalls um lediglich 0,1% im gleichen Zeitraum wuchs. Während die Energiekomponente negativ war, stieg die für die Headline Rate hoch gewichtete Schelter-Komponente um 0,3% M/M und entspricht damit dem Wert des Vormonats. Auch wenn sich die Inflationsrate freundlich präsentiert, wird in sieben Tagen nicht mit einer Leitzinssenkung zu rechnen sein. Man wird in Washington weiter dem Mantra folgen wollen, dass man erst einmal mehr Daten braucht, um eine Verstetigung der Entwicklung zu sehen – auch wenn dies dem Nachbarn im Weißen Haus nicht gefallen dürfte. In der zweiten Jahreshälfte dürften wir uns dann allerdings wieder über Zinssenkungen freuen!
Disclaimer: Dieser Text ist eine Kolumne der Nord LB. Der Inhalt der Kolumne wird von 4investors nicht verantwortet und muss daher nicht zwingend mit der Meinung der 4investors-Redaktion übereinstimmen. Jegliche Haftung und Ansprüche werden daher von 4investors ausdrücklich ausgeschlossen!
