Börse am Morgen: Gea, Infineon, Rheinmetall, Fed, US-Zolldeal mit UK - Nord LB

Die deutsche Industrieproduktion ist im März nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes real um 3,0% m/m gestiegen. Dies war der stärkste Anstieg seit Anfang 2022. Im Februar errechnete sich noch ein Rückgang um 1,3%. Der Zuwachs verteilt sich auf viele Wirtschaftsbereiche. Vor allem wirkten sich die Anstiege in der Automobilindustrie (+8,1%), in der Pharmaindustrie (+19,6%) und im Maschinenbau (+4 4%) auf das Gesamtergebnis aus.
Die US-Notenbank hat die Fed Funds Target Rate im Mai erwartungsgemäß nicht verringert. Angesichts des im April zu beobachtenden nicht unfreundlichen Stellenaufbaus durch die US-Wirtschaft hätte Jerome Powell mit der Umsetzung entsprechender geldpolitischer Maßnahmen auch das Gesicht verloren. Der Fed-Chef stellt sich damit gegen Donald Trump. „Jerome Powell ist ein Dummkopf, der keine Ahnung hat“, kommentierte der US-Präsident gestern auf Truth Social.
Gestern Nachmittag gab Trump ein erstes Handelsabkommen bekannt, das die USA mit Großbritannien geschlossen haben. Großbritannien wird sein Zölle von 5,1% auf 1,8% senken und den Zugang zu US-Waren verbessern. Im Gegenzug dürfen Flugzeugteile von Rolls-Royce zollfrei in die USA eingeführt werden und der Zollsatz für eine Quote von 100.000 Fahrzeugen soll auf 10% reduziert werden. Im Rahmen der Vereinbarung soll das Königreich zudem Boeing-Flugzeuge im Wert von EUR 10 Mrd. importieren.
Tagesausblick
Heute richtet sich der Blick zunächst nach Asien, wobei Chinas Außenhandelszahlen im Jahresvergleich erneut rückläufig ausfallen dürften. US-seitig sorgen Anmerkungen aus dem hohen Norden von den Fed-Offiziellen Williams und Kugler für Aufmerksamkeit – nach der jüngsten Fed-Entscheidung dürften Märkte vor allem auf die Sitzung begleitende Kommentare achten. Zudem veröffentlicht die Commerzbank am Freitag ihre Q1-Zahlen.
Renten- und Aktienmärkte
Nach dem recht deutlichen Kursanstieg des Vortags kam es gestern bei deutschen Bundesanleihen zu leichten Gewinnmitnahmen. US-Papiere zeigten - belastet durch das Zollabkommen zwischen den USA und Großbritannien - stärkere Kursverluste.
Auch wenn der „Deal“ zwischen den USA und Großbritannien sicher nicht ohne weiteres als Blaupause für weitere Abkommen dienen kann, sorgte er für eine positive Stimmung an den Aktienmärkten beidseits des Atlantiks.
DAX +1,02%; MDAX +1,31%; TecDAX 1,15%; Dow Jones +0,62%; S&P 500 +0,58%; Nasdaq Comp. +1,07%.
Unternehmen
Infineon konnte in Q2 seinen Umsatz gegenüber Q1 um 5% auf EUR 3,591 Mrd. steigern. Das Segmentergebnis verbesserte sich ebenfalls um 5% auf EUR 601 Mio., womit die Segmentergebnis-Marge bei 16,7% verblieb. Auch wenn der Auftragseingang noch keinerlei Abschwächung zeigt, reduziert Infineon den zuletzt erhöhten Ausblick für 2024/25 aufgrund der Zollauseinandersetzungen und reduziert den erwarteten Umsatz für Q4 (Juli-September) um 10%. Damit wird ein leicht rückläufiger Jahresumsatz erwartet. Parallel werden die Investitionen von EUR 2,5 Mrd. auf EUR 2,3 Mrd. gesenkt.
Mit Rekordzahlen ist Rheinmetall ins Jahr gestartet. In Q1 erzielte das Unternehmen einen Umsatzsprung von 46% auf EUR 2,3 Mrd. Das operative Ergebnis sprang um 49% auf EUR 199 Mio. nach oben und der Auftragseingang schnellte um 180% auf EUR 11 Mrd. empor. Während der zivile Bereich Power Systems unter der schwachen Automobilkonjunktur litt und einen 7%igen Umsatz- und 70%igen Ergebnisrückgang präsentierte, stiegen die Umsätze im Militärbereich um rund 73%. Die Jahresziele bestätigte der Konzern „mindestens“. Sollten sich aktuell geplante Rüstungsausgaben konkretisieren, will das Management die Prognose aktualisieren.
In Q1 konnte Gea den Umsatz um 1,4% auf EUR 1,3 Mrd. und den Auftragseingang um 3,7% auf EUR 1,4 Mrd. steigern. Der Anlagenbauer für die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie konnte zudem das operative Ergebnis (EBITDA vor Restrukturierung) um 9,8% auf EUR 198,2 Mio. verbessern, was mit einer Margenerhöhung von 14,5% auf 15,8% einherging. Der Jahresausblick wurde bestätigt.
Devisen und Rohstoffe
Der USD zeigte sich nach dem Handelspakt gestärkt. Entsprechend gab der EUR nach. Auch die Ölpreise profitierten vom Newsflow.
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