Börse am Morgen: Adidas, Evonik, Immobilien-Aktien, EZB - Nord LB

CDU, CSU und SPD haben sich auf ein großes Finanzierungspaket für Verteidigung & Investitionen sowie Änderungen an der Schuldenregel in Artikel 115 Grundgesetz geeinigt. Das Gesamtpaket sieht die Einrichtung eines Sondervermögens in Höhe von EUR 500 Mrd. für Investitionen in den nächsten 10 Jahren vor. Zudem soll für die Anrechnung von Verteidigungsausgaben im Bundeshaushalt auf die Schuldenregel eine Obergrenze von 1,0% vom BIP eingezogen werden. Die Länder sollen mehr Kreditmöglichkeiten (0,35% v. BIP) erhalten und die Schuldenregel bis Ende 25 überarbeitet werden. „Whatever it takes“, „Bazooka“ – Die Vokabeln aus der Eurokrise vor 10 Jahren sind zurück, beschreiben jedoch nun einen grundlegenden Wandel in der dt. Fiskalpolitik zugunsten von Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur.
Die ersten Marktreaktionen mögen etwas überzeichnen, sind aber ein Indiz für das Potenzial als finanzpol. Game Changer. Für Prognoseanpassungen ist es zu früh, v. a. wegen der hohen Unsicherheit durch Geopolitik & US-Handelspolitik. Die vermutlich künftigen Koalitionäre haben aber auf die glob. Herausforderungen überraschend zügig eine kraftvolle Antwort gefunden. Dies kann aber erst ein Anfang sein, das Paket ist jedoch ein Aufbruchsignal und macht Hoffnung auf eine stabile Regierung.
Die chinesische Regierung belässt ihr Ziel für das diesjährige Wirtschaftswachstum trotz steigender US-Zölle bei rund 5%. Für 2025 wird zudem ein Haushaltsdefizit von 4% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) angestrebt, nach 3% im Vorjahr, wie aus einem Regierungsdokument für den Nationalen Volkskongress hervorgeht. Darin wurden auch Maßnahmen angekündigt, um den schleppenden Konsum wieder anzukurbeln.
Tagesausblick
Heute kommen die EZB-Notenbanker in Frankfurt am Main zur zweiten turnusmäßigen Sitzung des Jahres zusammen. Kontroverse Diskussionen erwarten wir über die Fortsetzung des Lockerungskurses, vor allem bezüglich der von Isabel Schnabel aufgeworfenen Frage, ob eine baldige Zinspause im März signalisiert werden sollte. Eine Mehrheit sehen wir für diese Position jedoch nicht im Rat, vielmehr dürften die Währungshüter an ihrem datenabhängigen Ansatz festhalten. Die im Februar leicht zurückgegangene Inflation im Euroraum stützt zunächst den Lockerungskurs der EZB, wir rechnen heute fest mit einer fortgeführten Lockerung der Leitzinsen (-25bp).
Renten- und Aktienmärkte
Mit der Aussicht auf einen signifikanten Anstieg der Verschuldung in Deutschland gaben die Kurse dt. Staatsanleihen massiv nach. Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen stieg im Gegenzug um 0,30 Prozentpunkte auf 2,80%. Dies ist die stärkste Tagesbewegung seit März 1990. Ausverkauf bei europ. Staatsanleihen.
Der deutsche Leitindex hat mit einer kräftigen Kurserholung auf das historische Finanzpaket von Union und SPD reagiert. Positiv wirkten auch die überwiegend freundlichen asiatischen Märkte sowie die höher erwarteten US-Börsen. Schon in der ersten Handelsstunde eroberte der DAX wieder die Marke von 23.000 Punkten zurück. Zinssensible Immobilienwerte zählten angesichts kräftig anziehender Anleiherenditen zu den wenigen Verlierern. DAX +3,38%; MDAX +6,15%; TecDAX +3,11%.
An der Wall Street reagierten Anleger positiv auf einen Aufschub bei den angedrohten Autozöllen, die auf einige in Nordamerika hergestellte Fahrzeuge für einen Monat ausgesetzt werden sollen. Dow +1,14%; S&P 500 +1,12%; Nasdaq Comp. +1,46%.
Unternehmen
Der Sportartikelkonzern Adidas will in diesem Jahr den Gewinn ausbauen. Bereinigt um die inzwischen verkauften „Yeezy“-Restbestände – wurden Umsatzzuwächse von mindestens 10% für das laufende Jahr in Aussicht gestellt. Das Betriebsergebnis soll sich auf 1,7 bis 1,8 (2024: 1,34) Mrd. EUR verbessern; das wäre ein Zuwachs von rund 30%.
Der stark in den USA engagierte Spezialchemiekonzern Evonik rechnet nicht mit negativen Auswirkungen der von US-Präsident Trump verhängten Schutzzölle auf sein Geschäft. „Wir fürchten die Zölle nicht“, sagte Evonik-Chef Kullmann. Vielmehr könnte Evonik sogar von höheren Zöllen profitieren. Der Konzern produziere viel für den US-Markt in den USA selbst, sagte Kullmann. Rund 24% des Umsatzes fährt Evonik in Nordamerika ein.
Devisen und Rohstoffe
Die in Deutschland geschnürten Finanzpakete und die damit verbundene Hoffnung auf mehr Wirtschaftswachstum stützten den EUR (über 1,07 USD).
Für den Ölpreis ging es erneut bergab: Die Zollpolitik der neuen US-Regierung bleibt ein bestimmendes Thema.
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