Börse am Morgen: Audi, Rüstungs-Aktien, Signa Holding, Trump - Nord LB

Die Inflationsrate ist im Euroraum im Berichtsmonat Februar wieder etwas gesunken, notiert mit 2,4% Y/Y jedoch weiterhin etwas oberhalb des EZB-Stabilitätsziels. Hierzu haben ein niedrigerer Preisdruck bei Energie und eine weitere Verlangsamung der Inflationsdynamik bei den stark im Fokus liegenden Dienstleistungspreisen beigetragen. Letzteres unterstützt gemeinsam mit den moderateren Lohndaten für Q4 die Erwartungen der EZB. Insofern steht der allgemein erwarteten Zinssenkung am Donnerstag um weitere 25 Basispunkte nichts mehr im Wege. Kontroverser werden hingegen im Rat sicher die Diskussionen über die Fortsetzung des Lockerungskurses, vor allem die von Isabel Schnabel aufgeworfene Frage, ob eine baldige Zinspause im März signalisiert werden sollte.
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) verlangt von einigen Banken einen höheren Puffer (größere Risikovorsorge) bei Immobilienkrediten. Im vergangenen Jahr hatte die Behörde eine Prüfungskampagne zur gewerblichen Immobilienfinanzierung gestartet. Raimund Röserler (oberster Bankenaufseher): „Alle Institute, die dort besonders aktiv sind, haben wir uns in einer Sonderprüfung angesehen … bei einigen Banken waren wir der Ansicht, dass sie bisher zu wenig Risikovorsorge für drohende Kreditausfälle gebildet haben, und sie mussten ihre Wertberichtigungen deshalb aufstocken.“
In die gleiche Kerbe schlägt EZB-Chefbankenaufseherin Claudia Buch. In Deutschland & Österreich nehmen laut Buch die faulen Kredite in den Bankbilanzen zu. Zwar seien mit einer Quote von 2,3% die notleidenden Forderungen noch gering, man sehe aber leichte Verschlechterungen. Finanzierungen für Gewerbeimmobilien sowie Kredite an kleine & mittelständische Betriebe seien stärker betroffen.
Tagesausblick
In einer ansonsten datenreichen Woche bildet der Dienstag eine fast idyllisch anmutende Ausnahme. Mit den Arbeitsmarktdaten für Januar aus der Eurozone trudeln noch relevante Makrodaten für die EZB-Sitzung am Donnerstag ein.
Renten- und Aktienmärkte
Europ. Staatsanleihen waren zu Beginn der Woche nicht gefragt. Es fand zwischenzeitlich ein regelrechter Ausverkauf statt. Renditen 10-jähriger dt. Bunds stiegen auf über 2,5% (und damit im Tagesverlauf um mehr als 10 Basispunkte). Den Bondhändlern treiben die zukünftig höheren Verteidigungsausgaben die Sorgenfalten ins Gesicht. In dieser Gemengelage kam die Nachricht von Standard & Poor`s (S&P) über die Bewertung von Frankreich wahrlich unpassend. S&P hatte bereits am vergangenen Freitagabend den Rating-Ausblick auf „negativ“ gesenkt. Die Analysten der Ratingagentur verwiesen auf die „steigende Staatsverschuldung vor dem Hintergrund eines schwachen politischen Konsenses zur Bewältigung der hohen Haushaltsdefizite“.
Feierlaune an den Aktienmärkten: Der DAX erklomm gestern erstmals die Marke von 23.00 Punkten. Europ. Aktienmärkte profitierten insbesondere von regem Nachfrageinteresse an Rüstungstiteln seitens der Investoren. Zur Erinnerung: Erst vor rd. drei Wochen konnte der DAX die 22.000-Marke knacken. Die 21.000er Marke wurde am 20. Januar durchbrochen! DAX +2,64%; MDAX +2,45%; TecDAX +2,10%.
Trump hat seine Zolldrohungen ggü. Mexiko und Kanada wahr gemacht. Damit steht möglicherweise ein nordamerikanischer Handelskrieg bevor. Ab heute gelten Strafzölle von 25%. Dow Jones -1,48%; S&P 500 -1,76%; Nasdaq Comp. -2,64%.
Unternehmen
Nach Angaben des Insolvenzverwalters war die Signa Holding bereits mindestens ein Jahr vor Eröffnung des Insolvenzverfahrens zahlungsunfähig (spätestens ab dem 30. November 2022). Ein aktuelles Gutachten von Deloitte Financial bestätigte nun diesen Sachverhalt. Offiziell wurde die Insolvenz jedoch erst Ende November 2023 angemeldet.
Audi plant einem Medienbericht zufolge Personaleinsparungen von bis zu EUR 1,5 Mrd. jährlich (davon EUR 1,0 Mrd. über einen Stellenabbau sowie EUR 0,5 Mrd. über niedrigere Personalkosten). Die Volkswagen-Tochter befindet sich laut einem Insider mit dem Betriebsrat in konstruktiven und geordneten Verhandlungen. Heute halten die Ingolstädter ihre Jahres-Pressekonferenz ab.
Devisen und Rohstoffe
Die europ. Gemeinschaftswährung konnte sich am Montag nach einer schwachen Vorwoche stabilisieren und nahm wieder das Kursziel von 1,05 wieder ins Visier.
Ölpreise EUR gaben gestern leicht nach. Zölle und der Ukraine-Konflikt bestimmen das Marktgeschehen.
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