Cliq Digital: Alarmierende Entwicklungen

2024 war alles andere als ein gutes Jahr für Cliq Digital, die im Laufe der letzten Monate mehrfach vor schlechter als erwarteten Zahlen warnen musste. Regelmäßige 4investors-Leser dürfte das nicht überrascht haben, wir berichteten seit Längerem mehrfach über große Fragezeichen hinter den Wachstumsplänen des Düsseldorfer Unternehmens. Und an der Börse ist der trotz Aktienrückkäufen tief gefallene Aktienkurs von Cliq Digital ein deutliches Zeichen der schlechter als erwarteten Entwicklung.
Nun hat Cliq Digital tiefrote Zahlen für das vergangene Jahr vorgelegt. Die Gesellschaft verzeichnete im Geschäftsjahr 2024 einen Umsatzrückgang um 26 Prozent auf 243 Millionen Euro. Insbesondere in Europa brachen die Umsätze um 52 Prozent ein, während Nordamerika ein Minus von 15 Prozent verzeichnete. Die Kundenakquisitionskosten sanken um 45 Prozent auf 75 Millionen Euro, da das Unternehmen - so heißt es - die Strategie auf Rentabilität ausrichtete. Zum Jahresende verzeichnete Cliq Digital nur noch 0,7 Millionen zahlende Kunden, ein Rückgang um 42 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Für ein Unternehmen mit einer hohen Fluktuation bei den Kunden, das auf stete Neukundenakquise angewiesen ist, ist dies natürlich eine alles andere als gute Entwicklung: Und so belasteten sinkende Umsätze und höhere Abschreibungen die Ergebnisentwicklung operativ wie auch unter dem Strich erheblich. Das EBITDA vor Sondereffekten fiel um 58 Prozent - und damit prozentual weit stärker als der Umsatz - auf 21 Millionen Euro, mit einer Marge von 9 Prozent nach zuvor 15 Prozent. Inklusive Sonderfaktoren in Höhe von 11 Millionen Euro aus dem Restrukturierungsprogramm „Fit For Future“ lag das berichtete EBITDA bei nur noch 10 Millionen Euro. Der Nettoverlust unter dem Strich betrug 28 Millionen Euro nach einem Gewinn von 32 Millionen Euro im Vorjahr. Grund hierfür war zum Teil eine Abschreibung des Geschäfts- oder Firmenwerts um 27 Millionen Euro infolge der jährlichen Werthaltigkeitsprüfung. Klammert man diese aus, schreibt Cliq dennoch rote Zahlen. Das Ergebnis je Cliq Digital Aktie drehte von 4,90 Euro Gewinn im Jahr 2023 auf einen Verlust von 4,75 Euro.
Auch der Cashflow geriet deutlich unter Druck: Der operative freie Cashflow reduzierte sich auf 3,4 Millionen Euro nach 19 Millionen Euro im Vorjahr. Der Mittelzufluss aus betrieblicher Tätigkeit sank von 30 Millionen Euro auf 9 Millionen Euro, während die Netto-Cash-Position auf 12 Millionen Euro fiel nach 16 Millionen Euro Ende 2023.
Aktienrückkauf zu 8,51 Euro im Durchschnitt
Ein wesentlicher Faktor für den Rückgang sind Aktienrückkäufe des Düsseldorfer Unternehmens in Höhe von 5,5 Millionen Euro. 642.246 eigene Aktien hat man durchschnittlich zu 8,51 Euro erworben, das ist mehr als das Doppelte des aktuellen Aktienkurses von Cliq Digital (WKN: A35JS4, ISIN: DE000A35JS40, Chart, News) von 4,21 Euro, der mehr als 5 Prozent unter Vortag liegt. Hinzu kam eine Dividendenausschüttung von 0,3 Millionen Euro. Auch für 2024 will Cliq Digital eine Dividende in Höhe von 0,04 Euro je Aktie zahlen.
Ihre einst hochfliegenden Wachstumspläne haben die Düsseldorfer längst wieder einkassiert. Für 2025 erwartet Cliq Digital nur noch einen Umsatz zwischen 180 und 220 Millionen Euro und ein EBITDA von 10 bis 15 Millionen Euro. Zum erwarteten Ergebnis unter dem Strich gibt es keine Aussagen. Zuvor hatte man 325 Millionen Euro Umsatz angepeilt und diese Prognose schon in der vergangenen Woche ebenso wie die für 2026 in Aussicht gestellte jährliche Umsatz-Run-Rate von über 400 Millionen Euro einkassiert. Die Kundenakquisitionskosten sollen sich 2025 zwischen 50 und 75 Millionen Euro bewegen.
Neben deutlichen Kostensenkungen will Cliq Digital das Ruder unter anderem mit einem breiteren Produktangebot, neu dabei ist unter anderem Software, und neuen Vertriebskanälen rumreißen. 2025 wolle man sich stabilisieren und auf den Wachstumspfad zurück gelangen, so das Management in einer Telefonkonferenz am Donnerstag zum Ausblick. Ob das gelingt und man mit dem Backen kleinerer Brötchen das Vertrauen der Börse nach zahlreichen Gewinnwarnungen wieder erlangt, bleibt abzuwarten.