Börse am Morgen: HHLA, FOMC, Ölpreise - Nord LB

Gestern Vormittag hat das ZEW aktuelle Ergebnisse seiner monatlichen Umfrage unter Finanzmarktexperten veröffentlicht. Demnach machen die Konjunkturerwartungen für Deutschland im Februar einen beachtlichen Satz nach oben auf nunmehr 26 Saldenpunkte (+15,7 ggü. Vormonat) – der kräftigste Anstieg seit rund zwei Jahren. Eindeutig im Fokus stehen die Hoffnungen auf eine zeitnah handlungsfähige Bundesregierung. Neben der im Wahlkampf erkennbar wahrscheinlicher gewordenen künftigen Erweiterung des fiskalpolitischen Handlungsspielraumes nimmt aber auch die Perspektive auf die sukzessiv neutralere Ausrichtung der Zinspolitik in diesem Jahr eine wichtige Rolle ein. Die Erwartungshaltung der Befragungsteilnehmer an Zinssenkungen der EZB in den kommenden 6 Monaten hat im Februar an Intensität gewonnen. Die EZB hat auf ihrer Sitzung im Januar erneut wie erwartet die Zinsbremse gelockert und steuert eine neutrale Ausrichtung der Zinspolitik in diesem Jahr an.
Die deutsche Wirtschaft hat trotz Rezession ihre Stellung als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt behauptet: Nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) summierte sich das Bruttoinlandsprodukt im vergangenen Jahr auf umgerechnet 4,66 Billionen USD. Damit wurde das lange Zeit drittplatzierte Japan das 2. Jahr in Folge auf den 4. Platz verwiesen (gut 4 Billionen USD). Unangefochtene Nummer eins bleiben 2024 die USA mit einer Wirtschaftsleistung von 29,7 Billionen USD, gefolgt von China mit gut 18,9 Billionen USD.
Die Zahl der Baugenehmigungen ist auch 2024 deutlich gefallen und belegt die tiefe Krise am deutschen Immobilienmarkt. Die Behörden gaben grünes Licht für 215.900 Wohnungen und damit 43.700 oder 16,8% weniger als im Jahr davor, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Dies ist der tiefste Stand seit 2010. Bei der Krise im Wohnungsbau ist keine Besserung abzusehen. Die sogenannten Immobilienweisen hatten in ihrem Frühjahrsgutachten jüngst düstere Prognosen vorgelegt. Demnach dürfte die Zahl der Genehmigungen für dieses Jahr nur bei etwa 210.000 liegen - dies wäre gegenüber 2023 ein Einbruch um 45%.
Tagesausblick
Heute wird das FOMC-Sitzungsprotokoll veröffentlicht – das offizielle Protokoll zur letzten Sitzung, bei der die Fed Funds Target Rate unangetastet blieb. Die in der zugehörigen Pressekonferenz ersichtlich gewordene Debatte im FOMC um teils nachlassende Inflationskräfte dürfte in den sogenannten Fed-Minutes auch retrospektiv durchaus interessant sein. Nach Aussage des Fed-Chefs jedenfalls wird man sich zunächst weiterhin in die Datenabhängigkeit hüllen.
Renten- und Aktienmärkte
Deutsche Bundesanleihnen weiter unter Druck. Marktteilnehmer erwarten zur Finanzierung der Verteidigungskosten (siehe dt. Aktienmarkt) eine erhöhte Ausgabe europäischer Staatsanleihen, was den Anleihemarkt belastete. Im Gegenzug stieg die Rendite der deutschen Benchmark-Anleihe mit zehnjähriger Laufzeit auf 2,51% und lag damit nahe eines Drei-Wochen-Hochs.
Auf ihrer Rekordjagd haben die Anleger am deutschen Aktienmarkt nur kurzzeitig eine Verschnaufpause eingelegt und vereinzelt Gewinne mitgenommen.Gefragt blieben u. a. Rüstungskonzerne. Investoren setzten am Tag der Spitzengespräche zwischen den USA und Russland über ein mögliches Friedensabkommen mit der Ukraine weiter auf höhere Verteidigungsausgaben in Europa. DAX +0,20%; MDAX +0,54%; TecDAX +0,05%
Nach der feiertagsbedingten Pause zum Wochenstart hat der Wall Street über weite Strecken frischer Schwung gefehlt. Dow Jones +0,02%; S&P 500 +0,24%; Nasdaq Comp. +0,07%.
Unternehmen
Der trotz mauer Konjunktur und Lieferkettenstörungen eingesetzte Handelsboom hat dem Hafenlogistik-Konzern HHLA im vergangenen Jahr einen Gewinnsprung beschert. Neben dem starken Anstieg der Transportmengen hätten sich die höheren Lagergelderlöse aufgrund längerer Verweildauer umgeschlagener Container an den Hamburger Terminals positiv ausgewirkt. Vorstandschefin Titzrath hatte bereits im vergangenen Jahr den Handelsboom mit der Furcht vor der Einführung von Zollbeschränkungen nach der US-Präsidentschaftswahl begründet. So stiegen die Konzernerlöse 2024 nach ersten Berechnungen um 10,5% auf 1,6 Mrd. EUR und das Betriebsergebnis (EBIT) um 22,7% auf 134 Mio EUR.
Rohstoffe
Die Ölpreise sind u.a. wegen der Spekulation auf eine erneute Verlängerung einer Förderkürzung durch den Ölverbund Opec+ gestiegen.
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