Mensch und Maschine: „Die Gewinnverdopplung bleibt unser Ziel“

Nach einer „Systemumstellungsdelle“ im Schlussquartal 2024 erwartet die Mensch und Maschine Software SE in 2025 und 2026 neue Ergebnisrekorde: Für das laufende Jahr stellt der bayerische CAD/CAM/BIM-Spezialist eine Gewinnsteigerung von 9 bis 18 Prozent in Aussicht, für 2026 winkt eine höhere Dynamik mit einem erwarteten Ergebnisplus von 13 bis 25 Prozent. Mitziehen soll die Dividende, die von 1,85 Euro im laufenden Jahr um 20 bis 30 Cent in 2025 und 25 bis 40 Cent in 2026 steigen soll.
Im Interview mit der Redaktion von 4investors.de sprechen Gründer und Chairman Adi Drotleff und CFO Markus Pech über die doppelte Systemumstellung Ende 2024, den Vorteil eines günstigen Aktienkurses und potenzielle Übernahmeinteressenten. Die in Aussicht gestellte Ergebnisverdopplung in vier bis fünf Jahren bleibt das Ziel.
4investors.de: Herr Drotleff, an der NASDAQ setzte Anfang 2023 eine bisher ungebrochene Tech-Hausse ein. Viele deutsche Aktien aus dem Sektor, so auch Mensch und Maschine, zogen da nicht mit. Was läuft falsch?
Drotleff: Da läuft gar nichts falsch, sondern die Hausse nährt die Hausse bei den Bluechips und insbesondere bei den „Magnificent Seven“ bzw. Fourteen, wenn man z. B. Autodesk dazuzählt. Das einzig ungewöhnliche ist die zeitliche Länge dieses Effekts.
4investors.de: Wie zufrieden sind Sie mit dem Kurs der MuM-Aktie?
Drotleff: Wenn die MuM-Aktie strukturell hoch bewertet ist, wie während Corona, dann freuen wir uns für unsere Aktionäre. Wenn sie strukturell niedrig bewertet ist, wie im Moment, dann freuen wir uns für potenzielle Käufer über die günstige Einstiegschance. Und wir kaufen eigene Aktien zurück, weil das allein durch die eingesparte Dividendenrendite schon betriebswirtschaftlich Sinn macht, und weil wir damit unseren Aktionären die Option Aktiendividende anbieten können.
4investors.de: Herr Pech, zur Investmentstory von Mensch und Maschine gehört seit Langem eine hohe Ausschüttungsquote und eine Dividendenrendite, die für den Software-Sektor weit überdurchschnittlich ausfällt. Und die Ausschüttungen werden weiter steigen. Fehlen Ihnen die Chancen, die Cashflows anderweitig zu investieren, zum Beispiel in interessante Übernahmen?
Pech: Wir haben in den zehn Jahren von 2014 bis 2024 ein weitgehend organisches Wachstum von +8,9 Prozent p.a. beim Rohertrag mit weit überproportionalen +22 Prozent p.a. beim Gewinn pro Aktie geschafft. Und die rund 26 Mio. Euro Software-Entwicklungskosten, also die wichtigste Investition in unsere Zukunft, werden größtenteils nicht aktiviert, sondern als Betriebskosten gebucht. Deshalb können wir den Gewinn weitgehend an unsere Aktionäre ausschütten, ohne unsere Zukunft zu gefährden. Wir machen laufend kleinere Übernahmen zu vernünftigen Bewertungen, zahlen aber keine Mondpreise wie einen 15-fachen Umsatz oder ähnlich.
4investors.de: Betrachten wir das einmal von der anderen Seite: Es gab zuletzt im IT-Sektor diverse Übernahmen börsennotierter Unternehmen und bei den Zahlen dürfte Mensch und Maschine unter anderem für Finanzinvestoren durchaus interessant sein. Wie oft haben Sie schon Interessenten für eine Übernahme abwimmeln müssen?
Drotleff: Solche Interessenten gibt es, und wir wimmeln sie nicht ab, sondern sprechen mit ihnen. Es gibt aber im Moment bei MuM keine konkreten Pläne in diese Richtung.

Pech: Die Belastung durch die doppelte Systemumstellung bei uns intern und bei unserem Partner Autodesk hat uns im Schlussquartal eine Delle im Digitalisierungs-Segment beschert, wie Sie ganz richtig sagen. Das betraf vor allem Oktober und November, nachdem Autodesk Mitte September die Umstellung vollzogen hatte. Nach dieser Hochlaufphase mit ziemlich viel Sand im Getriebe lief es im Dezember schon sehr ordentlich, wir konnten aber die für das Q4 entstandene Lücke nicht mehr aufholen. Für das laufende Jahr rechnen wir zwar noch mit ausklingenden Bremseffekten, vor allem aus der Autodesk-Umstellung, aber der Flaschenhals liegt eindeutig hinter uns.
4investors.de: Gewinne und Dividenden sollen 2025 und vor allem ab 2026 wieder kräftig steigen. Wie konservativ sind diese Prognosen? Wo sehen Sie mögliche Risiken?
Pech: Für 2025 sind unsere Prognosen mit einem erwartetem Gewinnwachstum von 9 bis 18 Prozent noch eher vorsichtig, aber ab 2026 erwarten wir eine höhere Wachstumsdynamik mit +13 bis 25 Prozent beim Ergebnis, weil dann die Früchte der hohen Zukunftsinvestitionen des Jahres 2024 geerntet werden können. Mögliche Risiken federn wir wie üblich per Kostendisziplin ab. Das ging nur während einer Sondersituation wie Ende letzten Jahres nicht, ohne den Erfolg der Systemumstellungen zu gefährden.
4investors.de: Vor ziemlich genau einem Jahr sagten Sie im 4investors-Interview, dass eine Gewinn-Verdoppelung in vier bis fünf Jahren das Ziel sei. Bleibt es dabei, nachdem 2024 unter den Erwartungen blieb?
Pech: Das bleibt unser mittelfristiges Ziel, aber die Delle im Q4 könnte uns näher an die fünf als an die vier Jahre schieben.
4investors.de: Die Bundestagswahl steht vor der Tür. Sehen Sie potenzielle Auswirkungen auf das Geschäft von Mensch und Maschine?
Drotleff: Wie praktisch alle Kollegen aus der Wirtschaft hoffe ich, dass man in Berlin und Brüssel so langsam den Überregulierungs-Wahnsinn der letzten Jahre einsieht und beherzt gegensteuert, bevor Deutschland und Europa noch weiter an Wettbewerbsfähigkeit verlieren. Als Anbieter im Bereich Digitalisierung ist MuM in einer relativ ungefährdeten Position, die zunehmende Überbürokratisierung nervt jedoch auch uns. Ich bin aber zuversichtlich, dass es Deutschland auch diesmal erneut schaffen wird, aus der Rolle des „kranken Mannes in Europa“ wieder herauszufinden, so wie vor etwa 25 Jahren schon einmal.
4investors.de: Mit welchen Schwerpunkten in der operativen Entwicklung ist bei Mensch und Maschine in den kommenden Jahren zu rechnen? Wohin soll das Unternehmen gesteuert werden, zum Beispiel, was das internationale Geschäft angeht?
Drotleff: Wir machen 2025 den letzten Schritt in Richtung Software- und Service-Haus mit etwa 80 Prozent Rohmarge und einer EBIT-Rendite von bis zu 25 Prozent, und werden durch den Wegfall eines großen Teils des Wiederverkaufs einen prozentualen Anstieg des internationalen Software-Geschäfts von 8,2 Prozent in 2023 auf rund 12 Prozent in 2025 erleben. In diese Richtung wollen wir uns dann weiterentwickeln, aber weitgehend organisch und ohne große Sprünge, sondern wie bisher absolut kontinuierlich.
Hinweis auf Interessenskonflikt(e): Der / die Autor(in) oder andere Personen aus der 4investors-Redaktion halten unmittelbar Positionen in Finanzinstrumenten / Derivate auf Finanzinstrumente von Unternehmen, die in diesem Beitrag thematisiert werden und deren Kurse durch die Berichterstattung beeinflusst werden könnten: Mensch und Maschine Software SE.