Börse am Morgen: u.a. Heidelberg Materials, Remy Cointreau, EZB - Nord LB

Die Inflation ist in Deutschland im November erwartungsgemäß wieder über die wichtige 2%-Marke geklettert. Mit einer Jahresrate von 2,2% Y/Y (HVPI: 2,4% Y/Y) und den weiteren bereits bekannten Ergebnissen aus einzelnen Euro-Mitgliedsstaaten dürften die Zinserwartungen weder in die eine noch die andere Richtung ausschlagen. Der Datenkranz der Makroindikatoren unterstützt tendenziell die Argumentation der Falken, die wie Isabel Schnabel für eine Beibehaltung der graduellen Zinsanpassungen von Sitzung zu Sitzung plädieren. Zwar haben sich die Konjunkturrisiken nach der US-Wahl nochmals erhöht, es ist aber noch zu früh, verlässliche Rückschlüsse für die Zinspolitik zu ziehen. Es bleibt also vorerst der Blick auf die aktuelle Datenlage. Und hier spricht insbes. die hartnäckige Kernrate – die durch absehbare Preissteigerungen zum Jahreswechsel neue Nahrung erhalten wird – gegen eine weitere Erhöhung des Zinssenkungstempos.
Das Geschäftsklima in der Eurozone hat sich im November überraschend leicht um 0,1 Punkte auf 95,8 Zähler verbessert. Volkswirte hatten im Schnitt mit einem Rückgang auf 95,1 Punkte gerechnet. In der Industrie und im Einzelhandel zeigten sich Verbesserungen, wohingegen sich die Stimmung bei Dienstleistern und Verbrauchern etwas verschlechterte.
Tagesausblick
Zum Wochenschluss ist der Konjunkturkalender nochmals gespickt mit einigen wichtigen harten Indikatoren. Ganz klar in erster Reihe stehen die November-Inflationszahlen in der Eurozone, die mit einem neuerlichen leichten Rückprall die Diskussionen im EZB-Rat rund um Konjunktur- und Inflationssorgen im Kontext der künftigen US-Handelspolitik intensivieren dürften. Mit dem Aufgreifen dieses Diskurses ist außerdem in einem heutigen Redebeitrag des EZB-Vize De Guindos zu rechnen. Daneben werden interessierte Beobachter gespannt auf die deutschen Einzelhandelsumsätze im Oktober blicken wollen, um neue Hinweise zur erhofften Übersetzung der kräftigen Reallohnzuwächse im privaten Konsum zu erhaschen.
Renten- und Aktienmärkte
Nachdem EZB-Direktorin Schnabel am Mittwoch vor zu starken Leitzinssenkungen warnte, sprach der Gouverneur der Banque de France, Francois Villeroy de Gallau, gestern von einem signifikanten Spielraum für Zinssenkungen. Dies sorgte bei deutschen Staatsanleihen für steigende Kurse. Dagegen hielt sich in Frankreich die Verunsicherung infolge des Haushaltsstreits.
Deutsche und europäische Aktienmärkte handelten ruhig aber freundlich. Vor allem Technologieaktien waren gefragt, da über eine nur milde Verschärfung der US-Beschränkungen für Technologie-Exporte nach China spekuliert wurde. Feiertagsbedingt (Thanksgiving) waren die Börsen an der Wall Street geschlossen. Der Handel am heutigen Black Friday ist verkürzt. DAX +0,85%; MDAX +0,15%; TecDAX +0,18%.
Unternehmen
Heidelberg Materials verstärkt sich weiter in den USA und übernimmt für rd. EUR 600 Mio. Giant Cement. Im ersten Betriebsjahr soll hieraus ein EBITDA-Beitrag von EUR 60 Mio. generiert werden. In den Folgejahren sollen Synergieeffekte wirken. Bereits im Juni hatte Heidelberg Materials drei Firmen aus den USA für rund EUR 380 Mio. erworben. Vor wenigen Jahren hatte sich das Unternehmen allerdings noch von US-Zementfabriken getrennt.
Der Autoversicherer HUK-Coburg übernimmt die Mehrheit an der aus mehr als 300 Autowerkstätten bestehenden Kette Pitstop. Vorbehaltlich kartellrechtlicher Zustimmung stockt die Versicherung ihre bisherige Beteiligung von 25,1% auf 84,9% auf. Der Reifenhersteller Bridgestone bleibt Minderheitsgesellschafter.
Der französische Getränkehersteller Remy Cointreau, der unter anderem Cognac der Marke Remy-Martin sowie den Orangenlikör Cointreau herstellt, hat in H1 2024/25 einen Umsatzrückgang von organisch 15,9% auf 533,7 Mio. sowie einen Rückgang des operativen Ergebnisses um 17,6% auf EUR 147,3 Mio. ausgewiesen und damit positiv überrascht, da Einsparungen einen noch drastischeren Rückgang vereitelten. Allerdings bleiben auch die Aussichten in den beiden wichtigsten Abnehmerländern China (wirtschaftliche Schwäche) und USA (Zölle) eher trübe. Zusammen machen beide etwa 70% des Umsatzes aus.
Devisen und Rohstoffe
Der EUR gab gegenüber dem USD nach den Äußerungen von Villeroy de Gallau leicht nach.
Der am Mittwoch vermeldete Rückgang der US-Ölreserven in der vergangenen Woche wirkte auch gestern noch nach. Die Preise stiegen.
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