Evotec: Halozyme-Offerte über 11 Euro wirft Fragen auf

Übernahmegerüchte gibt es bei Evotec schon länger. Mit dem Auftauchen des Evotec-Aktienpaketes bei Triton, wir berichteten, schien eigentlich klar, wer der mögliche Kandidat für den zukünftigen Mehrheitsaktionär des Hamburger Biotech-Unternehmens sein könnte. Dieses scheint prädestiniert für einen kapitalkräftigen externen Finanzinvestor, der den Konzern, möglicherweise mit Hilfe anderer Ankeraktionäre, umbaut und wieder in die Spur bringt.
Mitten hinein in dieses Szenario platzt eine Übernahmeofferte, die überrascht: Das US-Unternehmen Halozyme Therapeutics will Evotec zu 11 Euro je Aktie übernehmen. Entsprechende Medienberichte bestätigte Evotec in der Nacht zum Freitag. Allerdings wirft die Offerte Fragen auf - und das nicht allein bei der Höhe des gebotenen Preises, der teils deutlich teurer eingestiegene Evotec-Ankeraktionäre nicht unbedingt überzeugen dürfte.
Für Halozyme Therapeutics wäre die Übernahme von Evotec ein dicker Brocken. Das börsennotierte Biotech-Unternehmen aus San Diego bringt umgerechnet aktuell rund 7 Milliarden Euro Marktkapitalisierung auf die NASDAQ-Waage und würde 2 Milliarden Euro für Evotec bieten - in bar wohlgemerkt. „Der Zusammenschluss von Halozyme und Evotec würde das Umsatz- und EBITDA-Wachstum und die Beständigkeit von Halozyme bis weit in das nächste Jahrzehnt und darüber hinaus diversifizieren und verlängern“, lässt sich Helen Torley, Präsidentin und Chief Executive Officer von Halozyme, in einer Pressemitteilung zitieren
Dazu müsste Halozyme aber zunächst eine gemessen an der Marktkapitalisierung nicht gerade kleine Finanzierung stemmen. Laut letztem Quartalsbericht lag die Cashposition bei 663 Millionen Dollar. „Halozyme verfügt über erhebliche Barreserven und eine starke Bilanz. Der Abschluss der Transaktion würde nicht von einer Finanzierungsbedingung abhängen“, so das US-Biotechunternehmen im Statement. Wie man die - trotz deutlich positivem Cashflow - offensichtlich nicht gerade kleine Lücke zwischen Cashbestand und 2 Milliarden Euro konkret stemmen will, über Kredite oder andere Instrumente, lässt das Unternehmen in seinem Statement aber offen.
Ungewöhnliches Vorgehen von Halozyme
Ebenfalls ungewöhnlich für eine wohl freundlich gemeinte Übernahmeofferte: Offenbar, so geht aus dem Evotec-Statement hervor, gab es keinerlei Kontaktaufnahme seitens Halozyme mit den Hamburgern, bevor die Kalifornier mit ihrer Offerte vorpreschten. Entsprechend vorsichtig gibt man sich in der Hansestadt derzeit noch: „Die Gesellschaft wird diese Interessenbekundung sorgfältig analysieren, über weitere Schritte entscheiden und den Kapitalmarkt entsprechend den rechtlichen Anforderungen weiter informieren“, so Evotec.
Die Evotec Aktie (WKN: 566480, ISIN: DE0005664809, Chart, News) notiert im Tradegate-Handel bei 10,30 Euro mit 6,2 Prozent im Plus, aber deutlich unter den 11 Euro, die Halozyme Therapeutics vielleicht zahlen würde. Auch an der Börse scheint man mit der Offerte also noch zu fremdeln.
Interessant übrigens am Rande: Einer der jahrelangen Partner von Halozyme Therapeutics ist argenx, ein milliardenschweres belgisch-niederländisches Biotech-Unternehmen und größte Position im Portfolio von BB Biotech. Bis 2023 im Board von argenx tätig: Ex-Evotec-Chef Werner Lanthaler.
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Hinweis auf Interessenskonflikt(e): Der / die Autor(in) oder andere Personen aus der 4investors-Redaktion halten unmittelbar Positionen in Finanzinstrumenten / Derivate auf Finanzinstrumente von Unternehmen, die in diesem Beitrag thematisiert werden und deren Kurse durch die Berichterstattung beeinflusst werden könnten: Evotec.