Mutares: Ein vielfältiger Kapitalmarkttag und ein paar IPO-Informationen

Traditionell lädt Mutares Ende Oktober in Frankfurt zu einem Kapitalmarkttag ein. Man hatte dort viel zu berichten. Die Gesellschaft hat in den vergangenen Tagen zwei Zukäufe gemeldet. Buderus und S.M.A. Metalltechnik verstärken das Portfolio von Mutares. Dieses umfasst inzwischen einschließlich der jüngsten Akquisitionen rund drei Dutzend Unternehmen.
Gründer und Vorstandschef Robin Laik erläutert in Frankfurt die Strategie von Mutares mit einem Bild. Man sei der Büffel der europäischen Private Equity Gesellschaften und gehe in den Sturm, statt davonzulaufen. So kauft man Unternehmen, die nicht performen und bringe diese wieder auf Linie – oftmals mit einer finanziellen Mitgift der Verkäufer. Ziel ist es, sich von den erworbenen Gesellschaften nach drei bis sechs Jahren wieder erfolgreich zu trennen.
Österreichischer Börsengang in Frankfurt
Bei Steyr Motors geht man einen besonderen Weg der Trennung. Die Österreicher werden an die Börse gehen – hier steht ein Teil-Exit an. In diesen Tagen läuft die Zeichnungsperiode, die am Montag um 15 Uhr endet. Unterstützt wird Mutares dabei von Hauck & Aufhäuser. Angeboten werden die Aktien zu je 14,00 Euro. Das ergibt eine Marktkapitalisierung vor dem Börsengang von 72,8 Millionen Euro. Zeichnen können die Papiere jedoch nur institutionelle Investoren. Privatinvestoren können erst nach dem Listing über die Börse ihre Orders machen. So manche Information rund um den Börsengang ist bisher noch nicht publik. So ist das Datum des Listings unklar, auch ist nicht sicher bekannt, wie viele Aktien letztlich an Interessenten gehen. Klar ist jedoch: Auch nach dem Listing wird Mutares die Mehrheit an Steyr Motors behalten.
Der Börsenaspirant ist vor allem im Bereich „Defence“ tätig. 57 Prozent aller bisherigen Umsätze in diesem Jahr sind dort erwirtschaftet worden. So baut man nach Kundenwunsch Motoren für verschiedenste Militärfahrzeuge, das reicht vom Geländewagen bis zum Boot. Zu den Kunden zählen neben den einschlägigen Unternehmen (z.B. Rheinmetall, BAE Systems oder Thales) auch viele Armeen, u.a. aus den Niederlanden, Spanien, Australien, den USA, Finnland, Österreich und Deutschland. Doch auch zivile Kunden setzen auf die Dienste von Steyr Motors. In der Kundenliste tauchen Siemens, Shell, die Deutsche Bahn oder auch Aida auf.
Gekauft hat Mutares die Gesellschaft Ende 2022 für sehr kleines Geld von Thales. Die Restrukturierung zeigte rasche Erfolge, schon nach vier Monaten war man profitabel. Im laufenden Jahr soll der Börsenaspirant einen Umsatz von 41 Millionen Euro bis 45 Millionen Euro erwirtschaften. Das bereinigte EBIT wird auf 9 Millionen Euro bis 11 Millionen Euro prognostiziert. Daraus resultiert somit eine Marge von 20 Prozent bis 25 Prozent. Der Auftragsbestand hat ein Volumen von 150 Millionen Euro. Darin werden Aufträge bis 2027 berücksichtigt. Steyr-CEO Julian Cassutti geht in Frankfurt davon aus, dass man sowohl die Profitabilität als auch den Auftragsbestand in den kommenden Jahren deutlich steigern wird. Hier setzt er stark auf den Verteidigungsbereich.
Doch nicht nur Steyr Motors hat sich auf dem Kapitalmarkttag den Investoren präsentiert. Mit Palmia aus Finnland und keeeper aus Deutschland haben sich zudem zwei völlig andere Gesellschaften vorgestellt.
Palmia - Finnisches Unternehmen mit vielfältigen Möglichkeiten
Mutares hat Palmia innerhalb von zwei Jahren in die schwarzen Zahlen gebracht. Wurden 2022 122,8 Millionen Euro Umsatz bei einem EBITDA von -2,8 Millionen Euro erwirtschaftet, so rechnet man 2024 mit einem Umsatz von 141 Millionen Euro und einem EBITDA von 5,1 Millionen Euro. 2026 sollen die Werte bei 181,9 Millionen Euro bzw. 9,8 Millionen Euro liegen.
Palmia ist rund um Helsinki in Schulen, Krankenhäusern, Altenheimen, der U-Bahn usw. tätig. Man bietet dort mit 2.000 Mitarbeitern verschiedenste Dienstleistungen an, von der Reinigung, über das Schulessen, die Sicherheit bis hin zur Wartung. Gekauft wurde Palmia von der Stadt Helsinki.
Wie die Zukunft von Palmia aussieht, ist noch offen, so CEO Mika Martola. Vorstellen können sich die Verantwortlichen add-on-Akquisitionen in weiteren Regionen. Wettbewerber im Bereich Facility Management könnten als mögliche Käufer auftreten, der Exit an einen strategischen Partner ist genauso denkbar wie ein Börsengang. Der Phantasie sind im hohen Norden noch wenige Grenzen gesetzt.
Erklärtes Ziel von Mutares, das ist auf dem Kapitalmarkttag wiederholt zu hören, ist es, 2024 einen Umsatz von 5,7 Milliarden Euro bis 6,3 Milliarden Euro Millionen Euro zu generieren. Im kommenden Jahr soll der Umsatz auf 7 Milliarden Euro ansteigen, 2028 sollen es 10 Milliarden Euro sein. Der Gewinn soll 2024 auf 108 Millionen Euro bis 132 Millionen Euro (2023: 103 Millionen Euro) kommen, 2025 peilt CIO Johannes Laumann 125 Millionen Euro bis 150 Millionen Euro an. Die Schätzung für 2028 liegt bei rund 200 Millionen Euro.
2023 hat Mutares 16 Zukäufe getätigt, im laufenden Jahr hat man bisher 14 Akquisitionen gemeldet. Seit 2021 hat sich Mutares mit 53 Zukäufen verstärkt. In diesem Zeitraum hat es zudem 28 Exits gegeben, welche einen Umsatz von 2,1 Milliarden Euro erwirtschafteten.
Klares Statement zur Dividende
Im kommenden Jahr erwartet Laumann acht Exits bei Mutares. Deren Umsatz liegt bei 1,85 Milliarden Euro. Eine klare Aussage macht Laumann auch hinsichtlich der Dividende und bestätigt damit frühere Statements. Die Minimumdividende wird bei 2,00 Euro gesehen. Bei erfolgreichen Exits kann es darauf noch einen Bonus geben. Bei derzeitigen Kursen um 25 Euro ergibt dies eine für deutsche Unternehmen sehr spannende Rendite von rund 8 Prozent.
Ein Ende der Expansion ist für Laumann nicht in Sicht. Man will weiter international wachsen. In jüngerer Vergangenheit hat Mutares schon neue Büros in den USA, China und Indien eröffnet. Weitere Standorte u.a. in China und den USA sollen 2025 folgen. Nicht geplant ist jedoch eine Büroeröffnung in „Gotham City“. Das war leider fast die einzige Bemerkung hinsichtlich der Attacken und Vorwürfen von Shortsellern aus dem Vormonat. Hier hatte sich mancher Investor mehr vom Kapitalmarkttag versprochen.
Ein Versprechen von Gründer Robin Laik dürfte viele Investoren jedoch positiv aufhorchen lassen. Der Vorstand, der seinen Vertrag kürzlich um fünf Jahre verlängert hat, will seinen Anteil an Mutares ausweiten. Anderweitige Spekulationen, dass er Papiere abgeben könnte, entbehren jeder Grundlage. Schon jetzt hält er rund 25 Prozent an dem Unternehmen, künftig könnte sich diese Zahl erhöhen, wenn es nach Laik geht. Das zeigt das Vertrauen, das der Chef in sein Unternehmen hat.
Die Aktien von Mutares (WKN: A2NB65, ISIN: DE000A2NB650, Chart, News) geben vor dem Wochenende auf Tradegate 2,59 Prozent auf 24,45 Euro nach. Die 52-Wochen-Spanne liegt zwischen 18,60 Euro und 43,65 Euro.
Hinweis auf Interessenskonflikt(e): Der / die Autor(in) oder andere Personen aus der 4investors-Redaktion halten unmittelbar Positionen in Finanzinstrumenten / Derivate auf Finanzinstrumente von Unternehmen, die in diesem Beitrag thematisiert werden und deren Kurse durch die Berichterstattung beeinflusst werden könnten: Mutares.